Wie im Bienenstock summte und brummte es den ganzen Sonntag in Rhaunen rund um die evangelische Kirche und das Gemeindehaus. Einer großen Kraftanstrengung und sehr viel kluger Vorüberlegungen hatte es bedurft, um diesen Jubeltag auf die Beine zu stellen. Man feierte 50 Jahre Stumm-Orgelverein Sulzbach-Rhaunen. „Das Programm ist mit ganz viel Freude in toller Teamarbeit entstanden“, erzählte der entspannte Erste Vorsitzende Stefan Huck nach dem Festkonzert. „Gemeinsam sind uns die Liebe zur Musik und den Orgeln, unser Glaube und unser Idealismus.“
Zum Gottesdienst, den Pfarrer Erik Zimmermann leitete, erklang das schöne Instrument zunächst bei einem fröhlich jubilierenden Werk des Italieners Andrea Lucchesi, der am Ende seines Lebens in Bonn gewirkt hatte, der Stadt, in der auch der zu diesem Tag geladene Organist, Johannes Geffert, 17 Jahre lang als Kirchenmusikdirektor seinen Dienst der dortigen Kreuzkirche versehen hat. Dieser Sonntag trägt fürs Kirchenjahr den Namen „Jubilate“. Einen besseren Namen für diesen schönen Tag konnte man nicht finden. Zimmermann hob in seiner Predigt die große Bedeutung der Musik bei der Verkündigung des Evangeliums hervor. Sie habe mehr als Worte die Chance, einen Vorgeschmack himmlischer Freuden zu geben. Am Sektempfang nahmen als Ehrengäste Landrat Miroslaw Kowalski und die Kommunalvertreter teil.

Huck verwies in seiner Rede auf den überregionalen Wert der Stumm-Orgeln. Der für den Verein und dessen Anfänge so bedeutende Wilfried Pick schreibt: „Auf die Frage, wo ich herkomme, sagte ich früher, aus der Nähe von Frankfurt. Heute sage ich ,aus dem Ort, wo die Stumm-Orgeln herstammen’“. Diese Bedeutung weit über die Heimatregion hinaus zeigte sich auch im Vortrag von Professor Josef Focht aus Leipzig. Er sprach über den Musikwissenschaftler Josef Eppelsheim. Der hatte als Erster wissenschaftlich über Johann Michael Stumm, den Aufbau und die Herstellungsweise dieser Instrumente geforscht.
Eine dicke Portion Idealismus brachte besonders der Ehrenvorsitzende des Vereins, Heiner Schneider, mit. Er ist Gründungsmitglied und bis heute für den Verein unverzichtbar. Er konzipierte die kleine, hoch informative Ausstellung im Gemeindehaus. Auf sechs Stellwänden setzt er zwölf thematische Schwerpunkte. Das erste Tableau beschäftigt sich mit den Anfängen des Vereins, ein anderes mit den Frauen der ersten Stunde, zu denen auch die unvergessenen Elisabeth Jost gehörte.

Zwei Tafeln widmet Schneider dem gewichtigen Eröffnungskonzert 1998, bei dem Mitglieder der Landesregierung anwesend waren. Neben den vielen Konzerten mit renommierten Leuten hat der Verein auch den „Stumm-Orgelweg“ und die „Stumm-Stube“ und vieles mehr ins Leben gerufen. Humorvoll-praktisch hat Schneider einen roten Faden fixiert, der den Betrachter führt. Die Ausstellung wird bald auf der Homepage des Vereins als Fotostrecke zu besichtigen sein.
Der stellvertretende Vorsitzende, Hans-Wolfgang Theobald, wie Focht selbst einst Student von Eppelsheim, hatte die glänzende Idee, das den Tag abrundende Festkonzert nicht der Orgel allein zu überlassen. Geffert kennt die prächtige Orgel seit Jahren und kann die Register bestens in Szene setzen. Er hat zusammen mit dem aus Koblenz stammenden Melange-Quartett Werke für Streicher und Orgel herausgesucht, die in etwa aus der Zeit der Erbauung des Rhaunener Instruments vor 300 Jahren stammen. Das passt zu den Intentionen von Orgelbauer und Dynastie-Gründer Johann Michael Stumm, denn in der Windlade der 1979 restaurierten Orgel fand sich ein Zettel, auf dem er den Vers aus dem Psalm 150 notiert hatte „Lobt Gott mit Saiten und mit Pfeifen“.
„Gemeinsam sind uns die Liebe zur Musik und den Orgeln, unser Glaube und unser Idealismus.“
Stefan Huck, Erster Vorsitzender des Stumm-Orgelvereins
Die Musiker eröffneten das Festkonzert mit Georg Friedrich Händels viertem Konzert Opus 4 in F-Dur für Orgel und Streicher, heiter, leichtfüßig und mit interessanten Phrasierungen. Zunächst hatte man den Eindruck, der Orgelklang überdecke den der Streicher. Das Ohr stellte dann aber eine Ausgewogenheit her, man konzentrierte sich umso mehr. „Ein wunderbares, besonderes Raum-Klang-Erlebnis“, so empfand es eine Besucherin. Es musizierten Katharina Wimmer und Hendrike Steinebach, Violine, Friederike Trove, Bratsche und Mizuki Ideue, Cello. Wegen des Kontakts zum Organisten hatte das Quartett auf der Orgelempore Platz genommen, für ein Orchester wäre es zu eng geworden.
Umso mehr staunte man über die Interpretation des letzten Beitrags, Antonio Vivaldis Konzert in C-Dur für Violine, Violoncello, Orgel und Streichorchester, für das dann nur die Bratsche und eine Violine übriggeblieben wären. Das hatten sie kunstvoll arrangiert zu einem runden Hörgenuss. Geffert hatte im Zusammenspiel mit den Streichern die ganze Palette der meist höheren Flötenregister gezogen. Bei Friedrich Buxtehudes Toccata ließ er dann die großen Zungenpfeifen dröhnen und bot den etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörern wieder den imposanten Klang des Plenums. Natürlich durfte der Name Mozart nicht im Programm fehlen. Er war mit einer kleinen Kirchensonate vertreten. Von ihm wie von Mendelssohn ist bekannt, dass sie gern auf Stumm-Orgeln spielten. Es gab viel Beifall für die Musiker und lauter zufriedene, glückliche Mienen am Ende dieses so reich gefüllten, sehr gelungenen Tages.