Noch gar nicht so lange gibt es diese Truppe, die sich „Liste für Baumholder“ nennt. Erst 2009 wurde sie gegründet, kurz danach zog sie bei den Kommunalwahlen schon in den Stadtrat ein. Derzeit ist sie mit vier Mitgliedern im Gremium vertreten. „Die LfB ist damals entstanden, weil einige CDU-Stadtratsmitglieder unzufrieden waren und etwas Gesondertes machen wollten“, berichtet Reimund Conrad. In der Folge habe man Mitstreiter rekrutiert, vorwiegend Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren. Mittlerweile ist die Zahl der Mitglieder auf 25 gewachsen – dazu zählen auch einige aus der jüngeren Generation. „Uns geht es nicht darum, uns zu profilieren. Wir wollen das umsetzen, was den Bürgern wichtig ist.“
Die LfB hat in der Vergangenheit bereits mit einigen Anträgen auf sich aufmerksam gemacht: Unter anderem forderte sie 2011, die Baukosten für den Goldenen Engel auf 3,5 Millionen Euro zu begrenzen. „Zwar stieg der Preis schlussendlich auf mehr als 4 Millionen Euro, aber ohne unseren Antrag wäre das ein Fass ohne Boden geworden“, mein Conrad. Daneben erwirkte die LfB, dass im Zuge der Neugestaltung die Bushaltestellen von der Kennedyallee im Zuge der Neugestaltung des Marktplatzes in die Ausweilerstraße verlegt werden – sonst hätten 2021 in der Kennedyallee die Bordsteine angehoben werden müssen.
2019 trat die LfB dann erstmals zur VG-Ratswahl an. „Wir wollten trotz unseres Namens auch auf VG-Ebene agieren“, erklärt Wolfgang Keller. „Die Stadt Baumholder bietet vom Wählerpotenzial her ja genug Stimmen.“ Und auch diesmal schaffte die Gruppierung auf Anhieb den Sprung in den Rat – mit erst einmal zwei Sitzen. „Wir können in den beiden Räten allein nicht viel erreichen, wir brauchen die anderen“, räumt Reimund Conrad ein. „Aber die anderen brauchen uns auch.“
Insgesamt, das betonen beide, würde sich die LfB sowohl im Stadt- als auch im VG-Rat mehr Miteinander statt parteipolitische Scharmützel wünschen. „Mit Streitereien kommt man nicht weiter. Wir müssen zusammenarbeiten“, sagt Keller. Außerdem sei es bedauerlich, dass in der Vergangenheit viel Geld der Stadt in verschiedene Stellen gepumpt worden sei und man es dabei versäumt habe, sich auf die wesentlichen Projekte zu konzentrieren.
Eines davon ist für die LfB zweifellos der Bau einer Multifunktionshalle. „Wir hatten bereits 2016, einen Antrag gestellt, um ein Konzept für die Sanierung der maroden Westrichhalle zu erarbeiten“, erklärt Reimund Conrad. „Dabei trat dann die Summe von 2,4 Millionen Euro zutage.“ Als das Thema Anfang 2020 im Ältestenrat der Stadt auf den Tisch gekommen sei, habe man den Eindruck gehabt, alles laufe in eine Richtung. „Wir dachten, es gibt jetzt einen Ruck, alle waren sich einig, dass das Projekt auf VG-Ebene besprochen werden muss.“ Doch dann habe sich der Wind gedreht, spätestens mit der jüngsten VG-Ratssitzung. Dort wurde der Antrag der SPD abgewiesen, einen Grundsatzbeschluss für eine neue Halle zu fassen. Stattdessen beschloss man, in den einzelnen Gemeinden nachzufragen, ob überhaupt ein Bedarf bestehe (die NZ berichtete).
Für Wolfgang Keller und Reimund Conrad ist klar: Jetzt, da die Chancen noch gut stünden, an Zuschüsse zu kommen, müsse man zugreifen. „Wir müssen das Ganze jetzt auf vernünftige Füße stellen und eine Mehrzweckhalle bauen“, betont Keller. „Was gar nicht geht, ist, die Halle zu sanieren und sie dafür für ein bis zwei Jahre zu schließen. Dadurch würde der VfR Baumholder einiges an Substanz verlieren.“ Das Thema Multifunktionshalle sei darüber hinaus eng verknüpft mit dem Schicksal des sanierungsbedürftigen Jugendzentrums – denn in einem neuen Gebäude könnte auch die Jugendarbeit stattfinden. „Fatal wäre es, zu sagen: Wir sanieren jetzt das JUZ, und dann kommt eine andere Lösung“, sagt Keller.
Gemeinsam mit dem gerade entstandenen Spielpark am Baumholderer Weiher würde eine neue Multifunktionshalle ein rundes Bild ergeben. „Wir hätten alles konzentriert“, sagt Keller. „Das wäre auch für die Mitarbeiter des Bauhofs leichter zu handeln.“ In der jüngsten Bauausschusssitzung hat die LfB auch den Antrag gestellt, den Bikepark, der eigentlich in der Bitz entstehen sollte, am Weiher zu realisieren und in das dortige Konzept zu integrieren (ausführlicher Bericht dazu folgt). „Es gibt einfach Gemeinsamkeiten, die man nutzen kann.“
Und dann ist da natürlich noch der katholische Kindergarten, der VG und Stadt seit einigen Jahren beschäftigt und erst kürzlich wieder im Stadtrat Thema war. Dort wurde die Zukunft des maroden Gebäudes vertagt, weil keine belastbaren Zahlen für eine Sanierung oder einen Neubau vorlagen. Klar war: Die Kirche kann den Betrieb nur noch bis 31. März 2021 aufrechterhalten (die NZ berichtete) und stellt einen Zuschuss von 35 Prozent in Aussicht, wenn sie die Betriebsträgerschaft behalten darf. „Für uns ergibt es keinen Sinn, dieses Angebot auszuschlagen“, sagt Reimund Conrad. „Deshalb sind wir dafür, dass die Stadt die Bauträgerschaft übernimmt und die Betriebsträgerschaft bei der Kirche verbleibt.“ Keller fügt hinzu: „Ansonsten müssen wir abwarten, was die Expertise ergibt.“