Autor Frederik Jötten und Spezialgast Dr. Jörg Dringelstein bietenBesuchern kurzweiligenLesungsabend
Lesung in Birkenfeld: Frederik Jötten und Jörg Dringelstein laufen in zweiter Halbzeit zu Hochform auf
Bei der Lesung von Frederik Jötten (links) hatte auch ein Mediziner als Spezialgast Platz auf der Bühne der voll besetzten Birkenfelder Stadthalle genommen. Dr. Jörg Dringelstein und der Autor führten im Verlauf des Abends mehrfach lockere Interviews. Foto: Gerhard Ding
Gerhard Ding

Eine voll besetzte Stadthalle hat bei Kulturveranstaltungen in Birkenfeld Seltenheitswert. Bei Frederik Jöttens humorvoller Lesung „Oh Tannentraum“ herrschte aber vor wenigen Tagen so starker Andrang, dass die Helfer sogar zusätzliche Stühle aufstellen mussten.

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Obendrein trafen der 47-Jährige, der in Birkenfeld sein Abitur gemacht hat, und sein Interviewpartner Dr. Jörg Dringelstein offenkundig den Geschmack des Publikums: Zu Recht zog die Kulturreferentin der Verbandsgemeinde, Patricia Heich, das Resümee eines „grandiosen Abends“.

Programm besteht aus zwei Halbzeiten

Goldrichtig lagen die beiden Akteure damit, ihr Programm – passend zur laufenden Fußballweltmeisterschaft in Katar – auf zwei Halbzeiten von einer Dreiviertelstunde zu limitieren. Daher war es jederzeit kurzweilig. Den leichteren Part hatte dabei der preisgekrönte Autor Jötten, der Texte aus seinen Büchern zitierte und zwischendurch dem in der Kreisstadt praktizierenden Mediziner Dringelstein Fragen stellte. Allerdings brauchte dieser wie Sportler eine Weile, um sich warmzulaufen, ehe er sich in der zweiten Hälfte in Hochform präsentierte und gewohnt locker und unterhaltsam redete.

Unter dem Titel „Die heiligen Schlachtenbummler“ gab der Absolvent der Deutschen Journalistenschule auf der Bühne – wie mit 17 Kollegen in dem gerade erschienenen Sammelband „Lallende Tanten überall“ – seine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte zum Besten.

Nach der Christmette in der Abteikirche „war es halb drei in der Nacht“, als die drei erwachsenen Brüder und ihre Eltern alles für die Bescherung gerichtet hatten, die sie schließlich auf den ersten Feiertag verschoben. Zudem gelang es ihnen, die durch die nächtliche Ruhestörung noch höher auf die Palme gebrachte Nachbarin mit einer Schachtel Pralinen zu besänftigen. Wer die Familie Jötten kennt, kann sich gut vorstellen, dass sich die Erzählung tatsächlich so zugetragen hat.

Im ersten Teil berichtete der Diplom-Biologe, der mit Dringelstein eine gemeinsame Studienzeit in Marburg erlebte, vornehmlich von Völlerei und ihren Tücken wie Unwohlsein und Sodbrennen. Anhand einer Gänsekeule erläuterte sein Pendant die Auswirkungen auf den Magen und die Verdauung. „Ernährung ist etwas ganz Individuelles“, betonte der Internist.

„Viel Rücken. Wenig Rat“ – spezielle gesundheitliche Probleme standen für den früher für den „Spiegel“ und heute für das Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ schreibenden Kolumnisten Frederik Jötten nach der Pause im Vordergrund. Regelmäßige Bewegung hilft nicht nur dem „schlechtesten Yogaschüler der Welt“, wie sein Gegenüber bestätigte.

Einladung wird gern angenommen

Der Mediziner warnte allerdings zugleich vor übertriebenem Ehrgeiz: „Leistungssport ist auch nicht gesund.“ Schon ein bisschen Gymnastik beim Zähneputzen oder ein Spaziergang mit dem Hund habe bei täglicher Wiederholung einen beachtlichen Effekt, riet Jörg Dringelstein den Zuhörern.

Zahlreiche Besucher, unter denen etliche ehemalige Mitschüler, Lehrer und Patienten waren, kauften die angebotenen Bücher wie „Vertragen Sie Ihren Arzt und Apotheker?“ und Hörbücher und ließen sie sich gleich von Frederik Jötten signieren. Dessen Einladung, nach „Abpfiff“ der Lesung noch ein wenig bei einem Stubbi zu plaudern, stieß auf viele offene Ohren.

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