Zur erfolgreichen Bekämpfung des Virus hat nach Thiels Einschätzung die Mobile Fieberambulanz entscheidend beigetragen und „sehr gute Arbeit geleistet“ – das habe auch Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler bei ihrem Besuch im Nationalparklandkreis unlängst bestätigt: Der Einsatz der Busse sei eine geeignete Methode im dünn besiedelten Raum, um bequem für die Bürger Abstriche vorzunehmen und einzusammeln.
Die mobile Einheit, die von Kräften des DRK-Kreisverbands aus den drei Schnelleinsatzgruppen (SEG) des Landkreises sowie Medizinstudenten und weiterem medizinischen Fachpersonal bestückt wird, hat bis Ende Mai knapp 1600 Proben genommen. Die Abstriche gehen ans Landesuntersuchungsamt (LUA) oder an Privatlabore. Die Engpässe, die es zu Beginn der Testungen mit langen Wartezeiten gegeben hatte, seien mittlerweile überwunden. In der Regel stünden die Befunde innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung, erläuterte die Medizinerin. Thiel ließ die vergangenen Wochen Revue passieren vom ersten (später unbestätigten) Verdachtsfall Ende Januar über den Großeinsatz am Bahnhof Idar-Oberstein an Aschermittwoch aufgrund eines Verdachtsfalls in einem Vlexx-Zug und dem ersten tatsächlich positiven Befund vom 16. März bis hin zur Testung von 120 Personen – Personal und Patienten – der Geriatrie Baumholder. Auch hier gab es keinen weiteren positiven Befund – was zur entspannten Lage im Landkreis in Sachen Corona passt.
Corona-Praxen werden unterstützt
Diana Thiel schilderte den Ausschussmitgliedern noch einmal die genaue Vorgehensweise bei einem positiven Befund: Das Gesundheitsamt erlässt eine Quarantäneanordnung, der jeder Bürger Folge zu leisten hat. Dazu gehört auch ein umfangreiches Selbstmonitoring (Fiebertagebuch) mit täglicher Abfrage des Gesundheitsamts – auch am Wochenende.
Parallel erfolgt die Kontaktpersonenermittlung inklusive deren Kategorisierung: Wer etwa nachgewiesen mehr als 15 Minuten „Gesicht zu Gesicht“ mit einem positiven Patienten (Kategorie 1) war, wird auch getestet. Risikogruppen werden dabei laut Thiel genauer betrachtet. Das Quarantäneende wird frühestens nach 14 Tagen nach einem erneuten Abstrich durch die Fieberambulanz durch einen Arzt angeordnet. Daneben unterstützte das Gesundheitsamt die Corona-Praxen – Abstriche werden dort abgeholt und zum Labor transportiert. So kamen seit Eröffnung dieser Praxen im April etwa 250 Abstriche dazu.
Bislang (Stand 2. Juni) gab es 90 Covid-19-Infektionen im Landkreis, wobei derzeit nur noch zwei Personen als erkrankt gelten – ein extrem niedriger Stand im Vergleich mit anderen Regionen. Neben einem 86-jährigen Mann, dessen Befund am Dienstag als neuster Fall hinzu kam, handelt es sich um eine 83-jährige Frau aus der VG Birkenfeld, die für Aufregung gesorgt hatte, weil sie zum Zeitpunkt der Testung in der Geriatrie Baumholder in Behandlung war. Ein Covid-19-Patient aus dem Kreis ist in der Uniklinik Homburg/Saar verstorben. Alle anderen gelten als genesen. Von den 90 Erkrankten waren genau die Hälfte Frauen. Bei der Verteilung auf die Kommunen entfiel der größten Anteil (40) auf Idar-Oberstein, gefolgt von den Verbandsgemeinden Herrstein-Rhaunen (20), Baumholder (16) und Birkenfeld (14).
Diana Thiel erläuterte auch das neue Stufenkonzept des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie. Es sieht ein regional gesteuertes Eingreifen nach Überschreitung eines bestimmten Grenzwertes vor: 50 neue Fälle je 100.000 Einwohner. Dabei wird täglich anhand der Neuinfektionen die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz errechnet – der Grenzwert ist 50. Im Landkreis Birkenfeld lag dieser Wert zwei Wochen lang bei 0,0. Mit dem neuen Fall am Dienstag steigt er wieder auf 1,2. Im Falle einer Überschreitung können wieder Maßnahmen wie Versammlungsverbote ausgesprochen oder einzelne Einrichtungen oder Betrieb geschlossen werden. Auch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist möglich, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Aber davon ist man im Landkreis Birkenfeld derzeit weit entfernt.
Wann und wer wird amtlich angeordnet getestet, wollten die Ausschussmitglieder wissen. Antwort: Ab dem ersten bestätigten Befund in einem Unternehmen oder einer Einrichtung – wie eben gerade in der Geriatrie Baumholder.
Räume immer gut lüften
Der Kreisbeigeordnete Peter Simon fragte nach einer Einschätzung des Gefahrenpotenzials durch Aerosole. Diana Thiel bestätigte seine Auffassung, dass Räume möglichst oft gelüftet werden sollten, um Risiken zu minimieren. Zudem rät die Amtsärztin, Schutzmasken zu tragen. CDU-Sprecher Immanuel Hoffmann forderte, die Testkapazitäten zu erhöhen, wenn jetzt Schulen und Kindertagesstätten peu à peu wieder geöffnet würden. Das sei kein Problem, antwortete Thiel: „Es gibt keinerlei Beschränkungen bei der Anzahl der Tests.“ Sie kämen zum Einsatz, wenn ein konkreter Verdacht besteht.