Dabei sind die Soldaten des Lehrbataillons natürlich nicht die einzigen Nutzer des Truppenübungsplatzes in dieser Woche. Unter anderem ist auch die Technische Schule Aachen zur Ausbildung von Feuerwerkern und Sprengmeistern auf dem Gelände und sorgt seit Wochenanfang mit Übungssprengungen für Betrieb und Lärm.
Oberstleutnant Timo Kaufmann, Kommandeur des Artillerielehrbataillons, erläuterte Besuchern aus anderen Nationen und Medienvertretern im Haus Aulenbach, dass sich sein Verband als Teil der Panzergrenadierbrigade 37 auf die Übernahme der Aufgabe als schnelle Eingreifgruppe der Nato – der sogenannten Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) – ab Januar 2023 vorbereite.
Alarmierung für die Nato möglich
Nach 2019 übernimmt die Bundeswehr zum zweiten Mal die Rolle als Führungsnation eines multinationalen Verbands mit rund 12.000 Soldaten aus neun Nationen. Und auch für das Artillerielehrbataillon bedeutet dies, Einheiten aus anderen Nationen in ihren Auftrag einzubinden. So sind neben belgischen und niederländischen Artilleristen, die ebenfalls an „Celtic Thunder“ teilnehmen, auch Batterien aus Norwegen und Lettland im Alarmierungsfall Teil des Idar-Obersteiner Verbands. Insgesamt rund 1000 Soldaten würden dem Artillerielehrbataillon im Fall einer Verlegung ins Baltikum dann unterstellt, erläuterte Kaufmann.
Der Oberstleutnant führte in seiner Lageeinweisung aus, dass seine Truppe sich seit 2020 auf diesen Auftrag vorbereite. Aber der Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar habe bei allen Soldaten das Bewusstsein für die Gefahren eines Einsatzes noch einmal geschärft. „Mit Beginn des Ukrainekonflikts ist allen bewusst geworden, dass eine Verlegung im Rahmen der VJTF keine Theorie mehr ist“, sagte der Bataillonskommandeur.
Üben für den Einsatz
Vor diesem Hintergrund ist die fast zweiwöchige Übung, zuerst in Einsatzräumen auf den Truppenübungsplatz Baumholder und ab Samstag für weitere sechs Tage in den Landkreisen Kusel, Kaiserslautern, St. Wendel und Donnersberg, eine der letzten Gelegenheiten für die Batterien des Verbands, unter gefechtsnahen Bedingungen das Beziehen von Einsatzräumen im freien Gelände und das Üben von Einsatzabläufen und Versorgungsfahrten zu trainieren.
Für die Geschützbesatzungen der Panzerhaubitzen war es die Gelegenheit, aus gedeckten Stellungen in die Feuerstellungen zu ziehen, um die von der Feuerleitstelle zugewiesenen Ziele innerhalb von maximal drei Minuten zu bekämpfen, dann eine Wechselstellung zu beziehen, um einem potenziellen Gegenangriff zu entgehen.
Kleinzielortungsdrohne startet
Auf der anderen Seite des Truppenübungsplatzes brachte die Aufklärungsbatterie des Bataillons ihre Kleinzielortungsdrohne zum Einsatz, um ein potenzielles Ziel aufzuklären. Auch die Arbeit im Gefechtsstand des Bataillons, in dem die Anforderungen der sogenannten Joint-Fire-Support-Teams bei den Panzer- und Infanterieverbänden bearbeitet und mit der Brigade abgestimmt wurden, sowie die Bewertung der Wirkung des Artilleriefeuers aus einer vorgeschobenen Beobachtungsstellung konnten verfolgt werden.
Nach den Übungsschüssen bis zum Freitagmittag schließt sich dann eine weitere Woche mit einer freilaufenden Übung in der Westpfalz und in Teilen des Saarlands an, in denen die Batterien des Verbands das Beziehen von Einsatzräumen und das Üben von Einsatzabläufen unter Gefechtsbedingungen in unbekanntem Gelände trainieren.
Eine weitere Woche unterwegs
Dabei sind rund 700 Soldaten mit zahlreichen Rad- aber Kettenfahrzeugen auch auf öffentlichen Straßen und Wegen unterwegs. Märsche im öffentlichen Straßenverkehr bei Tag und Nacht mit Unterstützung der Feldjäger, das Sichern von Räumen und auch die Überprüfung des Versorgungskonzepts außerhalb von Kasernen sollen im Mittelpunkt stehen, bevor am Freitag, 25. November, die Rückkehr auf den Klotzberg nach Idar-Oberstein ansteht.