Die RZ hatte vor einigen Wochen seine bewegende Geschichte erzählt und brachte nun Geschenke vorbei, die unsere Leser uns übergeben hatten. Darunter ein Trikot von BVB-Star Marco Reus, ein Fan-Polohemd des Vereins, ein Shirt von Real Madrid – Dinge, die sich Fußballfan Ahmad, der vor vier Jahren von Afghanistan nach Deutschland kam und Abenteuerliches und auch Traumatisierendes erlebt hat, nicht einfach mal so kaufen kann.
Zu seinen neuen Schätzen gehört auch ein Lewandowski-Trikot mit vielen Unterschriften aus dessen Dortmunder Zeit. Zudem gab es auch einige Geldscheine. Ahmad soll mal ein großes Eis oder mit der Familie Pizza essen gehen, schrieben die Spender, die dem Fünftklässler des Heinzenwies-Gymnasiums auf diese Art ein Dankeschön und ein dickes Lob für seinen Mut aussprechen wollen. Nach der Veröffentlichung unseres Berichts hatte sich übrigens eine Augenzeugin zu Wort gemeldet, die Ahmads Schilderung der Ereignisse an Muttertag eins zu eins bestätigte.
Der Junge mit dem sympathischen Lächeln hat Schlimmes hinter sich: Die Familie floh, wurde aber getrennt. Ahmad, damals acht Jahre alt, konnte seine Eltern plötzlich nicht mehr finden. Seine Tour führte ihn über die Türkei nach Griechenland, dann nach Frankreich und schließlich ins Kinderheim Niederwörresbach. Dort lebte Ahmad ein Jahr lang als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling, bis die Familie letztlich doch noch zusammenfand.
In Idar-Oberstein fühlt er sich wohl. Und sehr stolz seien seine Eltern gewesen, als der Bericht in der Zeitung erschien. Vor der Zeugnisvergabe am Freitag hat er keine Angst: Ahmad ist ein guter Schüler. Und die fünfte Klasse ist auch nicht so wichtig, sagt er. Die sechste aber schon: „Da gebe ich Gas.“
Als Fußballfan schaut er natürlich auch die Spiele der WM in Russland. Er glaubt übrigens fest daran, dass die Löw-Truppe weiterkommt. „Ein erstes Spiel ist immer schwer. Das ist bei uns auch so“, sagt der Kicker der Jugend des SC Idar-Oberstein. Götze und Sané hätte er allerdings nicht daheim gelassen, und Reus muss von Beginn an spielen. Da versteht er den Bundestrainer nicht. Ahmad ist nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch ein guter Leichtathlet, wie er jüngst beim Kreisjugendsportfest unter Beweis stellte: Er landete in vielen Disziplinen auf dem ersten Platz seiner Altersklasse.
In den Ferien wird er Cousins in Mainz besuchen, schwimmen gehen, Fußball spielen: Das Geld, das die RZ-Leser spendiert haben, lande erst einmal in der Spardose. „Wenn ich nicht so viel Taschengeld habe, kann ich mir da ja was mitnehmen, wenn ich mit den Kumpels unterwegs bin“, sagt er. Ahmad hat drei Geschwister, der Vater, in seiner früheren Heimat Holzfäller, müsse erst mal besser die deutsche Sprache können, bevor er arbeiten kann, berichtet Ahmad. Seine Geschenke packte er erst einmal strahlend ein: bis auf das Reus-Trikot. Das zog er direkt an. „Sagen Sie allen Dankeschön von mir. Ich freue mich riesig “, verabschiedet er sich.