Lange haben die Einwohner des Einschiederhofs auf Maßnahmen gewartet, die das Raserproblem im Börfinker Ortsteil lösen. Nun sind sie da: „Es sind als provisorische Maßnahme Kunststoffleitschwellen auf der Fahrbahn installiert worden. Sie sollen zu einer Geschwindigkeitsreduzierung beitragen, eine sichere Querung der Fahrbahn ermöglichen, und dabei aber auch alle Zufahrtsmöglichkeiten zu den Privatgrundstücken uneingeschränkt sicherstellen“, teilt der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) auf Anfrage unserer Zeitung mit.
Bauliche Lösung für das Raserproblem im Einschiederhof soll ab 2026 kommen
Fehlende Gehwege, Hauseingänge, die direkt auf die Landstraße führen, schwer einsehbare Zufahrten und fehlende Überquerungsmöglichkeiten für Fußgänger: Die Ortsdurchfahrt der L165 durch den Einschiederhof stellte lange ein Sicherheitsrisiko für Fußgänger dar. Vor allem, weil etliche Verkehrsteilnehmer sich nicht an das Tempolimit von 50 km/h halten, wie auch verschiedene Kontrollen der Polizei Birkenfeld zeigten. Darauf wiesen die Einwohner mindestens seit dem Jahr 2020 regelmäßig hin. Zuletzt machten Anwohner öffentlichkeitswirksam am 8. Juni 2024 mit einer Demonstration auf die Sicherheitsrisiken aufmerksam. Ab 10 Uhr blockierten an diesem Tag mehrere Sattelschlepper und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge die Ortsdurchfahrt. Jetzt hat sich die Beharrlichkeit der Anwohner und der Gemeindeverwaltung ausgezahlt.

Vier abwechselnd auf jeder Straßenseite angebrachte, die Fahrbahn verengende Kunststoffschwellen sind vor Kurzem vom LBM auf der Ortsdurchfahrt der L165 angebracht worden. In der Mitte der Rechtecke finden sich jeweils zwei in den Boden geschraubte Metallpoller sowie Warnschilder. Zusätzlich hat der LBM Kunststoffschwellen vor den beiden Bushaltestellen im Ortsteil sowie in Teilen vor den Häusern als Fahrbahnbegrenzung installiert, um Fußgänger vor dem Durchgangsverkehr zu schützen. Dabei handele es sich allerdings um eine Übergangslösung, bis eine feste bauliche Lösung möglich sei, heißt es vom LBM. Mit den Kunststoffschwellen wolle der Landesbetrieb testen, wie sich eine solche Maßnahme auswirke.

„Die Herstellung eines Provisoriums ermöglicht es allen Beteiligten, die Wirksamkeit der Anlagen zu beobachten und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren, bevor eine teure, baulich endgültige Herstellung erfolgt“, teilt der LBM mit. Eine endgültige Lösung für das Raserproblem soll im Rahmen der Instandsetzung der Fahrbahn der L165 hergestellt werden. Diese ist dem LBM zufolge „ab 2026“ geplant. „Unter der Voraussetzung, dass die bau- und haushaltsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden können“, schränkt der Landesbetrieb allerdings ein.
Zwei Unfälle durch Raser seit der Maßnahme
Die Anwohner des Einschiederhofs sowie die Gemeindeverwaltung Börfink freuen sich jedoch, dass endlich Maßnahmen getroffen wurden. „Es wird spürbar weniger gerast“, sagt der Börfinker Ortsbürgermeister Marco Best. Um eine langfristige Einschätzung zu treffen bräuchte es aber noch etwas Zeit sowie weitere Kontrollen. „Wir erhoffen uns einen weiteren Blitzmarathon der Polizei, wie er im März über rund zwei Wochen stattgefunden hat“, sagt Best. Dann könne festgestellt werden, ob wirklich weniger gerast werde. „Es ist der erste Schritt, wir wissen hier aber alle, dass auf lange Sicht eine bauliche Lösung her muss“, fügt der Ortsbürgermeister hinzu.
„Wir stellen bereits jetzt eine deutliche Lärmreduzierung fest“, bewertet Eckard Wiegand, Anwohner des Einschiederhofs die Maßnahme. Die Lärmbelastung sei eben vorher vor allem durch die Raser verursacht worden. „Es gibt allerdings immer noch einige Unbelehrbare“, fügt Wiegand hinzu.

Unbelehrbare wie den Raser, der am Wochenende eine der Kunststoffinseln überfuhr und dabei sogar einen der in den Boden geschraubten Metallpfosten umknickte. „Der Fahrer hat Fahrerflucht begangen, die Polizei hat den Schaden vor Ort aufgenommen“, teilt Best mit. Den Schaden hat der LBM bereits repariert – das Unverständnis der Anwohner bleibt. „Der Fahrer? Geflüchtet. Der Schaden am Fahrzeug? Vermutlich erheblich. Der Schaden für unser Vertrauen in Rücksicht und Vernunft? Noch größer. Wären die Hindernisse aus Beton gewesen, hätten wir heute den ersten Toten zu beklagen“, schreibt die Bürgerinitiative Einschiederhof, die auch für die Demo im vergangenen Jahr verantwortlich zeichnet, auf Facebook. Sie fordert weitere Maßnahmen wie einen fest installierten Blitzer.
„Es muss ein Umdenken bei den Autofahrern stattfinden“, sagt Best. Er glaube, dass einige wenige Autofahrer, die regelmäßig durch den Einschiederhof fahren, sich von der Maßnahme provoziert fühlten und mit Absicht aufs Gaspedal drückten. Schon am Dienstag habe es den zweiten Vorfall gegeben, bei dem ein Fahrer über die Kunstschwellen gerast sei. „Diesmal aber mit weit geringerem Schaden“, wie Best mitteilt. „Es muss nun über die Zeit geschaut werden, wie effektiv das Provisorium wirklich ist“, so das Fazit des Ortsbürgermeisters.