Rock am Markt 2025
Laut, schnell und mitreißend
Our Mirage waren einer der Höhepunkte beim diesjährigen Rock am Markt in Veitsrodt.
Marius Franzmann

Auch wenn es am Ende sicher ein paar Zuschauer mehr hätten sein können – die Veranstalter vom Kult-Verein waren mit der 25. Auflage des „Rock am Markt“-Festivals in Veitsrodt vollauf zufrieden.

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Neben dem Hexenrock und „Rock im Daal“ ist „Rock am Markt“ das dritte Festivalformat im Nationalparklandkreis, das seit 1999 eine verlässliche Komponente der heimischen Jugendkulturszene darstellt. Die Konzepte sind ähnlich: Um auf einem Markt, der ständig steigende Risiken aufgrund stetig steigender Kosten, insbesondere für Sicherheits- und Hygieneauflagen, aber auch bei den Gagen der Künstler bestehen zu können, wählt man bei Organisation und Durchführung die Vereinsform und ein außerordentlich hohes Maß an ehrenamtlichem Einsatz. Die Helfer werden aus dem Dorf rekrutiert, das hat Tradition in Veitsrodt. Es fällt aber auf, dass viele der Ehrenämtler sehr jung ist.

Und eine weitere Entwicklung ist zu erkennen: Qualität und Können von Musik und Darbietenden hat sich insbesondere im „Einstiegsbereich“ stark verbessert. Nach der für Veitsrodt typischen Eröffnung durch die beiden größten heimischen Musikschulen betrat am Freitag die regionale Band Midnight Falling die Bühne. Schon beim Hexenrock konnten sie, gestützt von einer hervorragenden Soundanlage begeistern: Ein sehr dynamisches Schlagzeug treibt die Band vor sich her, das Songwriting ist so perfekt, dass trotz durchaus nicht eingängiger Strukturen die Songs bereits beim zweiten Zuhören vertraut erscheinen und zum verschämten Mitsummen animieren. Die Band hat Dynamik, ihr Wille, einen festen Platz in der Szene zu finden, wird deutlich, und wenn nicht berufliche Entwicklungen bei den jungen Musikern im Wege stehen, wird daraus auch sicher etwas werden.

„Kein Meter“ aus Magdeburg folgte: klassische Punkmusik, sehr einprägsame Hooks, kurze Stücke und alle Richtungen der neuen Punkmusik abdeckend – vom poppig-punkigen Partykracher zum Tanzen und Mitsingen mit unbeschwerten Texten bis hin zum knallharten Anti-Fascho-Demosong (die Anfangsbuchstaben im Bandnamen sind kein Zufall…) ist das hohe Tempo, das Bass und Schlagzeug vorgeben, das verbindende Element fast aller Songs.

Die Lokalmatadoren von Larry rockten die Marktbühne.
Marius Franzmann

Kurzfristig auf die Prime-Time getauscht, betrat dann Larry die Bühne. Die Lokalmatadoren sorgten dafür, dass der Platz vor der Bühne erstmals gut gefüllt erschien. Relativ spät wurde es, bis Our Mirage aus Marl in Westfalen auftreten durften. Vor allem der sehr variable und eindrucksvolle Gesang, von Frontmann Timo Bonner meist geshoutet und im Background oft in Kopfstimme, sind mitreißend, das Gewitter aus Bass, Gitarre und Schlagzeug ist laut und beeindruckend. Mit sehr viel Energie schaffte Our Mirage es, die nur noch wenigen anwesenden Fans vor die Bühne und zum Mitmachen bei körperlichen Ertüchtigungen zu bringen – wer bis dahin das Festivalgelände bereits verlassen hatte, hat einen hervorragenden Auftritt versäumt.

Ein weiteres Highlight des ersten Tages war Alex Breidt, der als „Pausenfüller“ und Schlusspunkt mit seiner Loop-Machine, toller Gitarrentechnik und überraschenden Interpretationen bekannter Hits aus verschiedensten Genres seine Arbeit mehr als hervorragend machte.

Die Modern Music School bestritt ein weiteres Mal den Auftakt des Rock-am-Markt-Festival.
Marius Franzmann

Mit Musikschule und „Gitarrengott“ (Zitat von „Wonach wir suchen“) Lukas Decker begann der zweite Tag. Im Hauptprogramm starteten die einheimischen Minimalisten von A Cat Called Molly, deren Schlagzeugbeats immer wieder den direkten Weg in den Bewegungsapparat finden. Das schafften auch die Jungs von „Wonach wir suchen“ aus Leipzig. Sie kommen aus der Straßenpopszene und sind mit ihren sehr eingängigen Melodien und ihren immer wieder erkennbaren Wurzeln im Punk sowie stimmlichen Anleihen bei Westernhagen thematisch oft gesellschaftskritisch aus der liberal-linken Ecke ein Garant für Partystimmung auf Festivals.

Als „Top-Act“ waren Marathonmann angekündigt – und Light-Show sowie Bühnenpräsenz zeigen eine große Energie auf dem Weg nach oben. Immerhin schaffte es Frontmann Christian Wölk durch ständige Aufforderung, die Chiller aus den Biergärten und von den Ständen nach vorne zu locken und zum „Partymachen“ zu motivieren. Aus der Punkszene kommend hat sich die Band mit ihrem letzten Album entwickelt, die Melodien nähern sich Pop mit sehr komplexen Songstrukturen an, auch werden zunehmend Synthies eingesetzt. Die gab es live in Veitsrodt nicht, dafür aber oft die Rückschau auf die Punkzeiten. Die ausnahmslos deutschen Texte der Band sind literarisch perfekt durchgestylt, der Auftritt war laut, schnell und mitreißend.

Frontmann Christian Wölk von Marathonmann
Marius Franzmann

Beendet wurde der lange Tag durch die Foreigner-Tribute-Band „Juke Box Hero“ – hervorragende Musiker, auch mit dem Gesang nah am Original.

Der Besucherzuspruch insbesondere am Samstag erschien manchem Besucher ziemlich gering, aber Uwe Brusius vom veranstaltenden Kult-Verein zeigte sich am Ende insgesamt sehr zufrieden. Etwa 1000 Besucher bei einem – wie er sagt – „historisch starken Freitag“ und die komplett vom Verein übernommene reichhaltige Bewirtung bedeuten eine volle Abdeckung der Kosten. Was will man mehr? Die Qualität der Bands, der wunderschöne Platz unter den Bäumen, Bewirtung und Infrastrukturverdienen aber eigentlich höhere Besucherzahlen.

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