Ausstellung in Birkenfeld
Landschaftsaufnahmen und ausgezeichneter Schmuck
Jürgen Cullmann und Michaela Fernanda Müller stellen ab dem 17. Mai in den Räumen des Kunstvereins in Birkenfeld gemeinsam aus. In der Hand halten sie das Fotomotiv für den Einladungsflyer.
Hiltrud Cullmann/Lichtblick Fotodesign

Das ist ein Wiedersehen nach vielen Jahren: Michaela Müller, inzwischen in Köln lebende Gewinnerin des Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreises 1989, 1990 und 2002, stellt gemeinsam mit dem Schwollener Fotografen Jürgen Cullmann in Birkenfeld aus.

Seit 1996 lebt und arbeitet Michaela Fernanda Müller in Köln. Doch der Kontakt der vielfach ausgezeichneten Schmuck- und Edelsteindesignerin nach Idar-Oberstein ist nie abgerissen. Noch immer arbeitet sie mit etlichen Unternehmen in der Schmuckregion zusammen, kauft Steine ein, schleift selbst bei Petra Schwinn, einer guten Freundin in Mörschied, oder besucht einfach Bekannte und ihre Eltern. Jetzt kehrt sie zu einer Werkschau – mit Fotografien von Jürgen Cullmann – zurück in die alte Heimat. Ab Samstag, 17. Mai, zeigen die beiden beim Kunstverein Obere Nahe „30 Jahre Co-Laboration: Schmuck & Fotografie – Hunsrück & Köln“. Zu sehen ist die Ausstellung in der Schneewiesenstraße 13 in Birkenfeld bis Ende Mai und dann vom 28. Juni bis zum 6. Juli in der Galerie Freiraum in Köln.

Achatringe, aufgefädelt als Kette und made by Michaela Fernanda Müller
Jürgen Cullmann/Lichtblick Fotodesign

Gezeigt werden Arbeiten der gelernten Goldschmiedin aus rund 30 Jahren Schaffenszeit sowie Landschaftsaufnahmen und Bilder zur Industriekultur im Kreis Birkenfeld von Jürgen Cullmann, der gemeinsam mit seiner Frau Hiltrud in Schwollen das Fotoatelier „Lichtblick Fotodesign“ betreibt und seit mehr als 30 Jahren den Schmuck von Michaela Müller für deren Kataloge und Ausstellungen fotografiert. Die beiden kennen sich schon ewig – Müller kommt aus dem Nachbardorf Hattgenstein: „Michaela war damals eine der ersten Schmuckkünstlerinnen, die ihre Arbeiten von uns fotografieren ließ.“ In Hattgenstein, im Elternhaus, betreibt Müller nach wie vor eine „Sommerwerkstatt“: „Da fahr ich hin, wenn’s in Köln zu heiß wird.“

Die Idee zu einer gemeinsamen Ausstellung hatten sie schon lange, jetzt hat es endlich geklappt: Gut 30 Fotos haben die beiden ausgesucht, die sie nun vorzeigen wollen – Schmuckstücke von Michaela Müller neben Landschaftsbildern Cullmanns. Einige Original-Schmuckstücke werden auch in Vitrinen ausgestellt. Die Schmuckfotos waren die Keimzelle der Idee einer „Zusammen-Arbeit“ (Co-Laboration) in einer Ausstellung, sie sind das Bindeglied.

Dreimal den Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis gewonnen

Michaela Fernanda Müller studierte von 1988 bis 1992 Schmuckdesign an der Fachhochschule für Edelstein- und Schmuckdesign, dem heutigen Edelstein-Campus Idar-Oberstein. 1989, 1990 und 2002 gewann sie den 1. Preis beim Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis. Bereits 1988 hatte sie den damals noch vergebenen 1. Preis beim Wettbewerb „Verarbeitung heimischer Mineralien“ errungen sowie 1991 den Förderpreis des Kunstvereins Obere Nahe. Seit März 1993 ist sie freischaffend als Designerin und Goldschmiedin im eigenen Atelier tätig, zunächst in Hattgenstein, dann ab 1996 in Köln.

Noch immer sehr steinlastig sind auch die aktuellen Arbeiten von Michaela Fernanda Müller wie dieser sommerlich-bunte Flower-Power-Ohrschmuck.
Jürgen Cullmann/Lichtblick Fotodesign

Dort arbeitete sie auch lange Jahre für den bekannten Metallbildhauer Paul Nagel, war an dessen viel gelobter Arbeit am Kuppelkreuz der Grabeskirche in Jerusalem in den Jahren 1995 und 1996 beteiligt. Dafür hat sie die Entwürfe und die technischen Pläne für die Schliffe der großen Bergkristalle und der dazugehörigen Fassungen in Edelstahl entwickelt. Die Bergkristalle wurden damals übrigens von der Firma Otto Leysser in Fischbach geschliffen. Den Kontakt stellte Michaela Müller her.

Zahlreiche Ausstellungen führten sie im Laufe der Jahre unter anderem ins Deutsche Goldschmiedehaus in Hanau, ins Schmuckmuseum Pforzheim, in die Trierer Tuchfabrik, in Galerien in Klagenfurt, Frankfurt oder Köln. Zwischendurch kehrte Michaela Müller für zwei Jahre als Lehrbeauftragte für das Fach Edelsteingestaltung an die Idar-Obersteiner Fachhochschule zurück. Im Oktober 2003 war sie Mitglied der Jury für den Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis.

Diese alte Dorfscheune hat Jürgen Cullmann in seinem Heimatort Schwollen fotografiert.
Jürgen Cullmann/Lichtblick Fotodesign

Seit knapp 30 Jahren entstehen in ihrem Kölner Atelier nun schon Schmuckstücke von leichter und selbstverständlicher Eleganz, „die für ihre Trägerinnen tägliche Begleiter sind, aber auch opulentere Stücke für den besonderen Anlass“, wie sie selbst sagt. In Birkenfeld zeigt sie schwerpunktmäßig Arbeiten aus den vergangenen 20 Jahren, wobei ein besonderes Augenmerk auf dem Achat liegt. „Mein Ziel ist es, Edelstein und Edelmetall auf ästhetisch und handwerklich kluge Art gestalterisch zu verbinden“, sagt Michaela Müller. „Auch die imaginäre spätere Trägerin oder eine konkrete Auftraggeberin sind Inspirationsquellen.“ Schmuck stehe immer im direkten Zusammenhang zur Trägerin, „und so ist ein Schmuckstück auch erst wirklich fertig, wenn es seine Trägerin gefunden hat“.

Auf der Jagd nach fast vergessenen Dorfschleifen

Jürgen Cullmann hat seine Passion, nachdem er im Ruhestand ist, weiter ausgebaut: Seit vielen Jahren ist er auf der „Jagd“ nach alten Dorfschleifen an der oberen Nahe – egal ob verfallen, noch im Originalzustand oder in neuer Nutzung. Seine Fotos bewahren die Geschichte dieser für die Regionalhistorie so bedeutsamen Werkstätten – nur einmal ist er zu spät gekommen, da war die Schleife in Kirschweiler gerade abgerissen, als er zum Fotografieren anrückte. Eine solche alte Schleife hat er selbst von seinem Schwiegervater, einem Edelsteinschleifer, übernommen. Heute nutzt er sie als Werkstatt. „Die Industriekultur ist mein Steckenpferd“, verrät der 71-Jährige, der sich deshalb auch ehrenamtlich im Industriedenkmal Jakob Bengel in Idar-Oberstein engagiert. Die Hunsrück-Landschaft und die Nahe sind beliebte Motive Cullmanns auf seinen oft langen Wanderungen. So war er auch maßgeblich am Fotobuch zum Nahesteig beteiligt, von ihm stammen alle darin enthaltenen Schwarzweiß-Fotos.

Bei ihren jüngeren Kreationen spielt der Achat - oft aus der Region Freisen - wieder eine größere Rolle.
Jürgen Cullmann/Lichtblick Fotodesign

In den vergangenen Jahren war er für ein weiteres – leider nicht mehr vollendetes – Buchprojekt des verstorbenen Landrats Matthias Schneider in fast vergessenen Bergbaustollen im Hunsrück unterwegs. Dabei entstanden viele Langzeitbelichtungen, während derer er oder ein Helfer in seinem Motiv herumwandert und es mit starken LED-Lampen ausleuchtet, was den Bildern eine verwunschene, märchenhafte Aura verleiht. „Manchmal muss ich nachts 30 Minuten lang belichten“, berichtet er von der zeitaufwendigen Arbeit. Wenn sich die Helfer dann nicht schnell genug entfernen, sind sie später als geisterhafte Lichtgestalten auf dem Bild verewigt.

Seine Nahe-Fotos entstehen immer häufiger mit der „Camera Obscura“. Oft sind auf den Rollfilmen (die es noch immer gibt, wenn auch zu stolzen Preisen) nur wenige Aufnahmen zu gebrauchen: „Die sind dann aber umso atmosphärischer“, schwärmt er. Jetzt im Ruhestand hat Jürgen Cullmann auch wieder damit begonnen, seine Filme selbst zu entwickeln.

Dieses herbstlich-verwunschene Bild des Wehrs der Bruchwiesenschleife bei Nohen ziert die Einladungen zur Ausstellung "30 Jahre Co-Laboration" von Jürgen Cullmann und Michaela Fernanda Müller.
Jürgen Cullmann/Lichtblick Fotodesign

Die Einladungskarte zur Ausstellung „30 Jahre Co-Laboration“ zeigt – neben Ohrhängern von Michaela Müller mit Freisener Achaten – das Wehr an der Bruchwiesenschleife bei Nohen, einer der Lieblingsplätze des Fotografen. Hier hat er schon Fotos zu jeder Tages- und Nachtzeit, in jeder Jahreszeit gemacht: „Die Stimmung ist jedes Mal anders“, schwärmt er von dem für ihn magischen Ort, der Bestandteil der Wanderroute „Nohener Naheschleife“ ist.

Mehr Infos zu den Künstlern im Internet unter www.michaela-fernanda-mueller.de und https://juergencullmann.de/

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