Interessante Chronologie der Kandidatennominierungen: Erst die SPD, dann die CDU?
Landratswahl im Kreis Birkenfeld: Eine Frage der Taktik
Wer wird Chef oder Chefin der Kreisverwaltung Birkenfeld? Eine spannende Frage Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Als wäre es draußen nicht heiß genug: Die Gerüchteküche brodelt mit Blick auf die im September anstehende Landratswahl im Kreis Birkenfeld. Wer tritt die Nachfolge von Matthias Schneider an, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand geht? Ruhig war es diese Woche, relativ ruhig.

Wer wird Chef oder Chefin der Kreisverwaltung Birkenfeld? Eine spannende Frage Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Den Coup der Woche, den man auch einfach als cleveren Schachzug bezeichnen kann, landete die Kreis-FDP. Montagabend Sitzung, Dienstagmorgen die Nachricht: Matthias Keidel kandidiert. Zack! Kann man so machen. Der 30-jährige Kreisvorsitzende aus Kirschweiler – tatsächlich bereits ein „alter Hase“ in Sachen Kreispolitik – und die Freien Demokraten eiern nicht lang rum, überlegen auch nicht, man könne ja kandidieren, wenn der oder die kandidiert, aber nicht, wenn der oder die kandidiert …

Grüne: Mitglieder gefragt

Die Kreis-Grünen haben sich mehrfach ausgetauscht: bislang ohne Ergebnis. Astrid Ruppenthal, Vorsitzende des Kreisverbandes der Grünen, sagt: „Wir haben nur grundsätzlich über die Vor- und Nachteile gesprochen, einen Kandidaten zu küren. Wir waren uns einig, dass wir die Entscheidung für eine Kandidatin oder einen Kandidaten nicht im kleinen Kreis ausmauscheln wollen. Wir haben unsere Mitglieder informiert und zu einer Kandidatur ermutigt. Dann sehen wir weiter.“ Ob sich da jemand findet? Eher unwahrscheinlich.

Und was machen die „Großen“? Vonseiten des CDU-Kreisvorsitzenden Stephan Dreher heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung: „Die Entscheidung fällt frühestens am 30. Juni. Wir sind am Donnerstag in die Personaldiskussion eingestiegen. Im Laufe der nächsten Woche treffen sich einige Gemeinde- und Stadtverbände. Aus diesen Sitzungen wird es wohl Empfehlungsbeschlüsse an den Kreisvorstand geben. Dieser trifft sich dann wieder am nächsten Freitag. Wir müssen die satzungsgemäßen Fristen einhalten und formell einladen, um beschlussfähig zu sein.“ Die Nominierungsversammlung soll erst am 22. Juli erfolgen.

Die CDU wird also am kommenden Freitag einen Beschluss fassen. Und damit einen Tag später als die SPD, die nach Informationen unserer Zeitung am heutigen Samstag Gespräche führen und am Donnerstag, 29. Juni, im Vorstand eine Personalentscheidung treffen wird.

Favorit auf eine Kandidatur ist nach wie vor der heimische SPD-Bundestagskandidat Joe Weingarten, der aber noch keine abschließende Entscheidung getroffen hat. Wie die NZ erfuhr, soll es am morgigen Samstag, 24. Juni, in Baumholder Gespräche mit ihm geben. Im „Goldenen Engel“ wird Volkmar Pees für 60-jährige SPD-Mitgliedschaft geehrt. Zu diesem Termin wird offenbar auch der frühere rheinland-pfälzische Innenminister und Vorsitzende der SPD Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz, erwartet. Wird da schon eine Kandidatur mit allen nötigen Rahmenbedingungen abgesteckt? Durchaus denkbar.

Weingarten müsste als Landrat mit finanziellen Einbußen im Vergleich zu seiner Bezahlung als Bundestagsabgeordneter leben. Andererseits: Ein Landratsamt wäre eine sichere Bank, was man von einer Wiederwahl in den Bundestag im Jahr 2025 nicht sagen kann.

All das spielt dabei eine Rolle. Vonseiten des kommissarischen SPD-Kreisvorstandes gibt man sich recht wortkarg: Es gebe durchaus weitere Kandidaten, falls Weingarten abwinke. Weiterhin im Rennen ist offenbar der Hettenrodter Ortschef Markus Schulz (der aber durchaus auch als Nachfolger von Uwe Weber, VG-Chef Herrstein-Rhaunen, im Gespräch ist), und auch Andreas Pees aus Baumholder wird immer wieder genannt.

Was macht Kowalski?

Die zu erwartende Chronologie ist somit höchst interessant: Die SPD wird vermutlich einen Tag vor der CDU ihren Kandidaten bekannt geben. Für die CDU Zeit genug, um noch einmal umzudenken, falls erforderlich. Womöglich ein taktischer Spielzug.

Kandidiert Weingarten, wird Miroslaw Kowalski, Birkenfelder Stadtbürgermeister und aussichtsreicher Kandidat für die im nächsten Jahr anstehende VG-Bürgermeisterwahl in Birkenfeld), eher nicht antreten. Die Gefahr, sich dabei ein blaues Auge zu holen, wäre groß. Ein blaues Auge ohne Gesichtsverlust wegstecken könnte dagegen der Idar-Obersteiner CDU-Jung-Stadtrat Frederik Grüneberg (Idar-Oberstein). Der 25-Jährige würde sich positionieren und für weitere Aufgaben empfehlen können. Eine Niederlage gegen Weingarten wäre kein Beinbruch und würde keine weiteren Nominierungen für andere Ämter verhindern.

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