Landesregierung verabschiedet sich von den Neubauplänen auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld - Neuer Standort: Börfink
Land verabschiedet sich von Neubauplänen auf dem Umwelt-Campus: Nationalparkamt zieht in den Wald
Das Nationalparkamt soll am bisherigen Rangerstützpunkt bei Börfink, auf dem Gelände des früheren Nato-Bunkers „Erwin“, untergebracht werden. Das Umweltministerium rückt damit von den Plänen ab, am Umwelt-Campus Birkenfeld einen Neubau zu errichten. Foto: NLP-Amt

Birkenfeld/Mainz. Das Gerücht macht schon länger die Runde, nun ist die Katze aus dem Sack: Das neue Nationalparkamt wird nicht wie geplant auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) entstehen. Stattdessen werden die Mitarbeiter am bisherigen Rangerstandort bei Börfink, auf dem Gelände des früheren Nato-Bunkers „Erwin“, zusammengeführt. Der Rangerstützpunkt war 2017 eröffnet worden.

Das Nationalparkamt soll am bisherigen Rangerstützpunkt bei Börfink, auf dem Gelände des früheren Nato-Bunkers „Erwin“, untergebracht werden. Das Umweltministerium rückt damit von den Plänen ab, am Umwelt-Campus Birkenfeld einen Neubau zu errichten. Foto: NLP-Amt

Ursprünglich war vereinbart gewesen, dass das Nationalparkamt in ein neues Gebäude auf dem Umwelt-Campus einzieht. Dazu war vor fünf Jahren ein offizieller Kooperationsvertrag unterzeichnet worden – in Anwesenheit von Hochschulpräsident Prof. Dr. Norbert Kuhn, Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, dem Staatssekretär des saarländischen Umweltministeriums, Roland Krämer, und der damaligen rheinland-pfälzischen Umweltministerin Ulrike Höfken.

Noch heute ist auf der Internetseite des UCB dazu zu lesen: „Im Mai 2015 wurde der Nationalpark Hunsrück-Hochwald eröffnet, und seitdem wurden vielfältige Kooperationen zwischen dem Nationalpark und dem Umwelt-Campus Birkenfeld etabliert ... Mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags am 24. September 2018 wurde nun ein formaler Rahmen geschaffen, der diese Zusammenarbeit bekundet und weiter fördern soll. Ein wichtiger Baustein dazu wird der Neubau des Nationalparkamt-Gebäudes auf dem Gelände des UCB. Dabei werden Grundsätze und Konzepte zum nachhaltigen Bauen verfolgt. Die Unterzeichnung der Vereinbarung in Anwesenheit der verantwortlichen Ministerien unterstreicht die Bedeutung des Projekts.“

Daraus wird jetzt also nichts: Als Grund für die 180-Grad-Wende nennt Umweltstaatssekretär Erwin Manz die Abkehr des Landes von jeglichen Neubauten aus Kosten- und Klimaschutzgründen. Ziel sei eine klimaneutrale Landesverwaltung, was in der unlängst vorgestellten Suffizienzstrategie (gemeint ist das Einsparen von genutztem Raum und Ressourcen) verankert sei.

Erläuterungen in NLP-Versammlung

In einem Schreiben, dass NLP-Amtsleiter Harald Egidi inzwischen an die Mitglieder der Kommunalen Nationalparkversammlung verschickt hat, heißt es: „Da es nicht absehbar ist, ob und wann ein Gebäude am Umwelt-Campus errichtet werden kann, hat das Klimaschutzministerium nach einer neuen Lösung gesucht. Wichtige Gesichtspunkte hierbei: Durch die Klimaschutz- und Suffizienzstrategie für Landesliegenschaften wird kein Neubau mehr geplant.“

Ein Standort hat Vorteile

Und: „Die bisherige Trennung des Nationalparkamts auf zwei Standorte (Verwaltung und Rangerstützpunkt) hat sich als suboptimale Lösung in Bezug auf interne Zusammenarbeit, Kommunikation, Effizienz und Nachhaltigkeit herausgestellt. Daher laufen die Planungen für einen Umzug der Verwaltung nach Börfink an den Rangerstützpunkt. Das hat den Vorteil, dass alle im Nationalparkamt an diesem Standort zusammenarbeiten können. Die Kooperation mit dem Umwelt-Campus erhält eine attraktive Perspektive mit der Einrichtung einer Forschungsstation mit Räumlichkeiten für den Campus mitten im Nationalpark.“

Die Mitarbeiter des NLP-Amts waren bereits am Donnerstag über die Planänderung informiert worden. Egidi und Manz werden die Pläne bei der Kommunalen Nationalparkversammlung am Donnerstag, 28. September, um 17 Uhr im Hunsrückhaus am Erbeskopf erläutern. In einem Hintergrundgespräch konkretisierte Manz im Anschluss an die Personalversammlung gegenüber der NZ die Pläne: Angesichts der Kostenexplosionen auf dem Bausektor und der Notwendigkeit, bei den öffentlichen Haushalten zu sparen, sei ein solcher Neubau nicht mehr vertretbar.

Besucherverkehr spielt keine Rolle

Auch habe die bisherige Zweiteilung des NLP-Amtes in Verwaltung und Rangerstützpunkt viele Nachteile. Auf dem Bunkergelände gebe es ausreichend Erweiterungsmöglichkeiten für alle Mitarbeiter des NLP-Amtes. Es handele sich um eine solide Bausubstanz, die zeitnah hergerichtet werden könne. Ziel sei, Ende 2025 umziehen zu können, sagte Manz auf NZ-Nachfrage. Ein Mietvertrag sei aber noch nicht unterzeichnet.

Da die Baumaßnahme „Umwelt-Campus“ jahrelang nie richtig Fahrt aufgenommen hatte, spekulierte man dort zuletzt mit einer Verwirklichung nicht vor 2027. Zudem hatten sich die Kostenschätzungen für den Neubau von zunächst 5 auf aktuell mehr als 10 Millionen Euro verdoppelt. Die Not der Mitarbeiter im NLP-Amt ist groß, es ist seit zehn Jahren in einem Provisorium auf dem Gelände der Elisabeth-Stiftung in Birkenfeld mehr schlecht als recht untergebracht. Noch nicht einmal Barrierefreiheit ist dort gewährleistet.

Im Rangerstützpunkt arbeiten derzeit rund 26 Mitarbeiter, später sollen dann rund 60 Bedienstete dort untergebracht werden. Für den Besucherverkehr spiele das NLP-Amt eine untergeordnete Rolle, erläuterte Egidi: „Der wird ja zu den offiziellen Toren gelenkt.“ Die sind stationiert am Erbeskopf, wo kommende Woche die neue Nationalparkausstellung eröffnet wird, in Otzenhausen, wo das Besucherzentrum am 3. November eröffnet wird, und an der Wildenburg, das in den kommenden Jahren unter Federführung des Landes neu aufgebaut und attraktiviert werden soll. An allen drei NLP-Toren sind weitere Mitarbeiter des Nationalparkamtes untergebracht und versehen dort ihren Dienst.

Alscher: „Chance vertan“

Bestehende Vereinbarungen werden von der Kehrtwende nicht tangiert: Im Staatsvertrag wurde im Oktober 2014 vereinbart, dass der Standort des Amtes die VG Birkenfeld sein soll – das ist beim Standort Börfink gewährleistet. Im Landeskonzept wurde später ein Standort auf dem Gelände des Umwelt-Campus lediglich „favorisiert“.

Der Birkenfelder Verbandsbürgermeider Bernhard Alscher, der vor einem Jahr den Vorsitz der Kommunalen Nationalparkversammlung unter Protest niedergelegt hatte, sieht sich bestätigt: „Diese halbgare Entscheidung zeigt wieder, dass das Land nicht hinter dem Nationalpark steht.“ Zudem werde nun der Umwelt-Campus geschwächt, der nun weiter auf dringend benötigten Raumzuwachs warten müsse: „Da wurde ein Chance vergeben, das ist fatal.“

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