Beim Einwohnertreffen gibt es deutliche Kritik an der vom Gemeinderat favorisierten Fläche
Kritik an Plänen der Gemeinde: Viele Weiersbacher wollen kein Neubaugebiet
Aussichtsreiche Hanglage: Auf dem großen Wiesengelände im Vordergrund könnte das Neubaugebiet von Weiersbach entstehen. Die Pläne stoßen aber bei vielen Bewohnern des Ortsteils auf Widerstand. Foto: Axel Munsteiner
Axel Munsteiner

Die Doppelgemeinde plant in beiden Ortsteilen Neubaugebiete. Zumindest in Weiersbach stößt die dafür ins Auge gefasste Fläche „Auf den Zäunen“ aber auf viel Skepsis bis hin zu offener Ablehnung. Das wurde jetzt bei einer Einwohnerversammlung deutlich.

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Wie groß das Interesse an diesen Plänen war, zeigt allein die Tatsache, dass rund 60 Bürger die Veranstaltung in der Halle des Sportvereins Weiersbach mitverfolgen wollten. Sie begann mit Sachinformationen zu diesem möglichen Projekt, der eine Diskussion folgte, bei der bei den Redebeiträgen das ein oder andere Mal auch die Emotionen hochkochten.

Schon 2020 hatte die Gemeinde eine Standortanalyse für Weiersbach vornehmen lassen. Zunächst waren dabei vier potenzielle Flächen in der Lostrommel. Davon blieben im weiteren Verlauf nur noch zwei denkbare Gebiete übrig – nämlich „Im Bohnengarten“ und „Auf den Zäunen“. Wie der Ersteller der Standortanalyse, der Trierer Planer Helko Peters, erläuterte, gebe es „Im Bohnengarten“ aber diverse Nachteile – etwa die Lärmbelastung durch die nahe Autobahn. Daher habe er in seiner Analyse schlussendlich die Empfehlung gegeben, dass die Gemeinde bei der Entwicklung eines Neubaugebiets in Weiersbach ihren Blick auf die Fläche „Auf den Zäunen“ richten sollte. Dieses befindet sich am östlichen Ortsrand am Galgenberg.

Wegen der Hangneigung ist das zwar topografisch kein einfaches Gelände, aber eine Erschließung ist dort trotzdem machbar.

Walter Ruppert vom Büro BBP Kaiserslautern

„Wegen der Hangneigung ist das zwar topografisch kein einfaches Gelände, aber eine Erschließung ist dort trotzdem machbar“, betonte Walter Ruppert vom Büro BBP Kaiserslautern. Dieses hatte nach Abschluss der Standortanalyse von der Gemeinde den Auftrag erhalten, ein städtebauliches Konzept zu erstellen. Ausdrücklich stellte Ruppert aber klar, dass es sich nur um „erste Gedanken handelt, wie eine Bebauung in diesem Gebiet aussehen könnte“. Noch sei man in einem sehr frühen Stadium vor der Einleitung eines förmlichen Verfahrens zur Ausweisung von „Auf den Zäunen“ als Baugebiet. Noch völlig offen sei zudem, ob dieser Bereich in einem Schlag oder in mehreren Etappen erschlossen werden soll, so Ruppert. Potenziell sei aber denkbar, dass auf dieser insgesamt etwa 4,9 Hektar großen Fläche bis zu 70 Bauplätze mit einer Durchschnittsgröße von etwa 560 Quadratmetern entstehen könnten.

Bei der von Ortsbürgermeister Peter Heyda (SPD) anschließend eröffneten Fragerunde ergriff zunächst Andreas Greimann das Wort. Er warf Fachmann Peters „einseitige Meinungsbildung vor“, da dieser nur die Vorteile des Gebiets „Auf den Zäunen“ und die Nachteile des Gebiets „Im Bohnengarten“ herausgestellt habe. „Überhaupt stellt sich doch die Frage, warum man gerade in der heutigen Zeit noch so ein großes Baugebiet braucht“, ergänzte Greimann.

Dimension des Vorhabens kritisiert

Der Hinweis auf Inflation und hohe Baukosten wurde noch von mehreren anderen Weiersbacher Bürgern gegeben. Als „Unsinn“ bezeichnete beispielsweise Hans-Josef Feis die vorgestellten Dimensionen des Baugebiets. Diese würden weit über dem Bedarf an Bauland liegen. Die Fläche hinter den Zäunen sei aus seiner Sicht weniger für den Bau von Häusern, sondern für Freilandfotovoltaik prädestiniert, ergänzte Feis.

Starke Zweifel meldete unter anderem auch Manfred Schäfer an. Er halte das Gebiet wegen der starken Hangneigung von bis zu 30 Grad für ungeeignet, um dort Häuser zu errichten und sehr problematisch sei dort auch die Flächenversiegelung. Ein anderer Bürger stellte infrage, ob das von BBP in der Planung vorgesehene Rückhaltebecken ausreichen wird, um bei Starkregen größere Überschwemmungen der Häuser unterhalb des möglichen Neubaugebiet zu verhindern. Diese Hochwassergefahr war auch eins der Gegenargumente, die Hans-Josef Sauer ins Feld führte.

Wir sind jetzt mehr als 50 Jahre zusammen und denken natürlich an beide Ortsteile.

Ortsbürgermeister Peter Heyda

Da die Einwohnerzahl von Hoppstädten-Weiersbach abnehme und wegen des demografischen Wandels zu erwarten sei, dass in den nächsten Jahren viele bestehende Häuser und Wohnungen im Doppelort frei werden, gibt es nach Sauers Auffassung „überhaupt keinen Bedarf für das geplante Neubaugebiet“. Die Gemeinde solle den Fokus vielmehr auf die Schließung von Lücken und Leerständen im Dorf legen.

Ein weiterer Weiersbacher Bürger fragte zudem, ob denn nicht die 80 potenziellen Bauplätze, die – wie in der NZ bereits berichtet wurde – in Hoppstädten entstehen sollen, völlig ausreichend seien. „Wir sind jetzt mehr als 50 Jahre zusammen und denken natürlich an beide Ortsteile“, entgegnete Heyda diesem Einwand. Schon vor der Kommunalwahl 2019 hätten alle Fraktionen im Rat das Ziel ausgegeben, dass man den Doppelort voranbringen und Neubaugebiete mit Grundstücken zu niedrigen Preisen entwickeln wolle. Deshalb habe man auch die Standortanalyse für beide Ortsteile in Auftrag gegeben, so der Gemeindechef.

Der Überalterung könne man nur begegnen, wenn man neuen Wohnraum schaffe, „weil sich viele junge Leute den Wunsch vom Eigenheim erfüllen möchten“ und nicht jeder in ein älteres Haus ziehen und es sanieren wolle, argumentierte Heyda. In diesem Zusammenhang erinnerte Ruppert auch daran, dass Hoppstädten-Weiersbach in der Planung des Landes die besondere Funktion „Wohnen“ zugedacht sei. Insofern habe die Kommune nicht zuletzt wegen ihrer guten Verkehrsanbindung an die Autobahn auch Vorsorge dafür zu tragen, dass sie über den eigenen Bedarf der schon ortsansässigen Bevölkerung Bauland auch für potenzielle Zuzügler zur Verfügung stellen kann.

Eingehendere Prüfungen nötig

Anke Sommer von der Bauabteilung der Birkenfelder VG-Verwaltung gab in der Diskussion den Hinweis, dass sich – sofern der Gemeinderat überhaupt einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss fassen sollte – das anschließende Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans „Auf den Zäunen“ über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren erstrecken wird. Dann müsse noch ein weiteres Jahr für die Erschließungsarbeiten hinzugerechnet werden. „Wenn es also mindestens drei Jahre dauert, bis dort überhaupt die ersten Häuser gebaut werden könnten, halte ich es für Angstmacherei, wenn man jetzt schon mit Inflation und den hohen Baukosten gegen dieses Projekt argumentiert“, sagte SPD-Ratsmitglied Manuel Decker in der Einwohnerversammlung.

Aus den Reihen der Zuhörerschaft gab es keine Stimme, die sich dezidiert für die Verwirklichung des Vorhabens „Auf den Zäunen“ aussprach. Klaus-Peter Lauer, Sprecher der FWG im Rat, ging aber auf einen weiteren Punkt ein, der gegen das Gebiet am Alternativstandort „Im Bohnengarten“ sprechen würde. Dort gebe es aufgrund der Vorgaben hinsichtlich geschützter Flächen nur einen Bereich von circa einem Hektar, der überhaupt für die Ausweisung als Neubaugebiet infrage gekommen wäre, erklärte Lauer.

Einräumen musste Planer Ruppert aber, dass es auch im empfohlenen Gebiet „Auf den Zäunen“ noch Hindernisse und offene Fragen gebe. So seien dort beispielsweise im Rahmen des möglichen Bebauungsplanverfahrens noch eingehendere Untersuchungen in Sachen Oberflächenentwässerung sowie Größe und Position eines Regenrückhaltebeckens notwendig. Auch eine mögliche Lärmbelastung durch die Windräder auf dem Weiersbacher Berg müsse für das potenzielle Baugebiet „Auf den Zäunen“ genauer geprüft werden.

Gemeinde möchte Grundstücke kaufen

Eine direkte finanzielle Beteiligung der Weiersbacher Bürger an den noch nicht bekannten Erschließungskosten des potenziellen Baugebiets „Auf den Zäunen“ werde es nicht geben, beantwortete VG-Mitarbeiterin Sommer eine weitere Frage, die bei der Versammlung gestellt worden war. Im optimalen Fall werde die Gemeinde Eigentümerin aller Parzellen im Plangebiet. Dann würden die Erschließungskosten zu 100 Prozent durch den Verkauf der Grundstücke an die künftigen Häuslebauer finanziert. Im ungünstigeren Fall müsse die Gemeinde einen Anteil von 10 Prozent übernehmen, ergänzte Sommer.

Die Gemeinde strebe nun an, Eigentümer der Grundstücke „Auf den Zäunen“ zu werden. Diesbezüglich laufen bereits Gespräche mit den bisherigen Besitzern, erläuterte Heyda. Die Gemeinde hatte diese direkt im Anschluss an die Einwohnerversammlung vertraulich fortgesetzt, sofern anwesende Parzelleninhaber dazu bereit gewesen waren. Zum Zeitpunkt des öffentlichen Treffens hätten zwei Besitzer der aktuell noch landwirtschaftlich genutzten Flächen ihre Absicht erklärt, ihren Grund und Boden an die Gemeinde zu verkaufen, so die abschließende Information des Ortschefs.

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