Er kann nicht nachvollziehen, warum man seitens der hohen Politik ausgerechnet mit einem Feuerwerksverbot an Silvester die vierte Corona-Welle eindämmen will. Auch zwei Verbände aus der Branche sind darüber sauer, wie sich bei der NZ-Recherche zeigt.
Klaus Dannenberg hat sich vor drei Jahren zum staatlich geprüften Pyrotechniker ausbilden lassen und seine Firma Klaus Dannenberg Feuerwerke gegründet. Er betreibt seitdem ein nebenberufliches Gewerbe als Anbieter von Feuerwerken zu jedem Anlass. So hat er es beispielsweise schon beim weltbekannten Bad Dürkheimer Wurstmarkt farbenfroh knallen lassen.
Dannenberg hat zudem die Erlaubnis, in der Silvesterzeit Feuerwerksartikel der Kategorie F2 an Privatpersonen zu verkaufen. Bewusst verzichtet er dabei auf den Verkauf von Böllern und bietet nur Feuerwerksbatterien und Leucht- beziehungsweise Rauchartikel an.
Schon im vorigen Jahr war der Verkauf wegen Corona untersagt worden, nun wiederholt sich dieses Geschehen. Er sei sehr enttäuscht von der Politik, „dass man das neue Jahr nicht mit einem Feuerwerk begrüßen darf und den Menschen in Deutschland diese kleine Freude in der ansonsten dunklen Zeit nimmt. Schließlich ist es eine lieb gewonnene Tradition, den Silvesternachthimmel zu erleuchten“, sagt Dannenberg.
Bundesverband: Nur wenig Unfälle
Hauptsächlich begründet wird das Verbot damit, dass man die bereits überlasteten Ambulanzen und Intensivstationen der Krankenhäuser durch die Corona-Pandemie nicht noch zu Silvester mit Verletzten durch Feuerwerksunfälle zusätzlich belasten will. Dem entgegnet der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) in einem Positionspapier, dass es vergleichsweise wenig direkte Unfälle und Verletzte durch in Deutschland legal verkaufte Feuerwerksartikel gebe. Nach einer entsprechenden Anfrage an den bayerischen Landtag habe man beispielsweise festgestellt, dass es in diesem Bundesland in der Silvesternacht 2019/20 lediglich 25 polizeilich bekannte Verletzte durch den Gebrauch von Feuerwerksartikeln gegeben habe. Bei einer Gesamtzahl von mehr als 400 Krankenhäusern in Bayern habe dies bedeutet, dass seinerzeit pro Klinik nur rund 0,06 Verletzte eingeliefert wurden, so der BVPK.
Der Verband führt zudem an, dass viele Konsumenten, die keine Feuerwerksartikel in Deutschland kaufen können, sich diese dann eben über andere Quellen im Ausland besorgen. Bei diesen Produkten – bekannt sind etwa die sogenannten Polenböller – gebe es aber nicht so strenge Sicherheitsauflagen für die Knaller und Raketen, so der BVPK. Er bezeichnet die aktuellen Maßnahmen als „reine Symbolpolitik“ und betont: „Die vorliegenden Fakten und Zahlen zeigen, dass ein solches Verbot zur Bekämpfung des Coronavirus oder der Entlastung des Gesundheitssystems nicht geeignet ist.“
Auch für den Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) ist die Auslastung der Krankenhäuser kein Argument für das Verkaufsverbot: Nicht legales Silvesterfeuerwerk sei in früheren Jahren die Ursache für vermehrtes Patientenaufkommen in den Notaufnahmen der Kliniken gewesen, sondern zu viel Alkohol und der Gebrauch von illegalen Feuerwerksprodukten. Die Böllerhersteller warnen angesichts der aktuellen Entscheidung der Politik sogar vor einem „Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland“.
Firma Rofu äußert sich nicht
In Hoppstädten-Weiersbach, also dem Ort, in dem Klaus Dannenberg wohnt, gibt es mit dem Spielwarenhändler Rofu Kinderland einen großen Akteur, der im Südwesten Deutschlands ein Netz mit 96 Filialen betreibt und in ihnen in der Vergangenheit vor dem Jahreswechsel über eine zeitlich begrenzte Erlaubnis zum Verkauf von Feuerwerkskörpern als sogenannte Saisonartikel verfügte. Daher wollte die NZ auch von diesem Unternehmen wissen, wie es zum neuerlichen Feuerwerksverbot als Maßnahme im Kampf gegen Corona steht. Die Anfrage unserer Zeitung blieb allerdings erfolglos, da die Verantwortlichen der Firma keine Stellungnahme zu diesem Thema abgeben wollten.