„Superbia“ ist der lateinische Begriff für „Hochmut“, also die erste der sieben biblischen Todsünden. Anfällig dafür – so wird es oft gesagt – können vor allem Ärzte, die „Halbgötter in Weiß“ sein, und gegen Ende des Erstlings von Martina Finck wird an einer Stelle die Aussage „Ich entscheide über Leben und Tod … Ich bin die Grenze zwischen Himmel und Hölle“ zu lesen sein.
Wer sie getätigt hat, wird an dieser Stelle nicht verraten. Es soll hier auch offenbleiben, warum sich die Hauptfigur des spannungs- und wendungsreichen Krimis auf der Rückseite des fast 400 Seiten starken Buchs selbst mit folgenden Worten den Lesern vorstellt: „Ich bin Dr. Martin Hub, Hunsrücker Landarzt, Mörder.“
„Die Erzählung aus der Ich-Perspektive habe ich bewusst gewählt“, sagt Martina Finck, die zusammen mit ihrem Mann Elmar und den Kindern Emil und Ida in einem großen Bauernhaus in Dienstweiler wohnt. Sie lehnt sich damit unter anderem an die Vorgehensweise der irischen Krimischriftstellerin Tara French an, die eines der literarischen Vorbilder für Martina Finck ist.
Hauptfigur steckt in Lebenskrise
Dr. Martin Hub betreibt nach seiner Rückkehr in den heimatlichen Hunsrück eine Arztpraxis in einer Kleinstadt, ist aber weder mit dieser Arbeit noch dem Leben in der Provinz zufrieden. Auch seine Ehe kriselt. Auf der abendlichen Heimfahrt von einem Hausbesuch, bei der er eine Abkürzung über einen Feldweg fährt, stolpert dem Mediziner eine schwer verletzte Frau praktisch vors Auto. Er leistet Erste Hilfe und rettet der Frau, der ganz offenbar Gewalt angetan wurde, damit das Leben. Bevor sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wird, trifft Hub aber noch eine andere Erkenntnis: Er kennt das Opfer.
Ausgehend von dieser Eingangsszene entfaltet sich der Thriller, und für den Leser stellt sich die entscheidende Frage: „Wer hat der Frau das angetan?“. Die Polizei tappt im Dunkeln, und wegen seiner persönlichen Bindung zum Opfer wird Dr. Martin Hub selbst bei der Verbrecherjagd aktiv.
Bei seinen Bemühungen, das Verbrechen an Michaela Fuhr aufzuklären, geht es im weiteren Verlauf des Geschehens um deren mysteriöse Vergangenheit. In der Uniklinik Homburg, wo die Schwerverletzte behandelt wird, passieren merkwürdige Dinge, und auch ein erster Ehemann aus Frankreich, der wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint, sowie ein Krankenhaus-Chefarzt spielen in diesem Fall bestimmte Rollen. Die Aufklärung des Verbrechens entpuppt sich somit als schwieriges Unterfangen, und am Schluss wird eine Romanperson eine Entscheidung von großer Tragweite treffen und auch ausführen.
Es kommt natürlich nicht von ungefähr, dass Martina Finck für ihr erstes Werk eine medizinische Hintergrundkulisse wählt und die Beschreibungen in diesem Bereich von Sachkunde zeugen. Im Jahr 2003 kam die aus Brandenburg stammende Autorin in die hiesige Region. Sie arbeitete zunächst als Laborantin an der Universitätsklinik in Homburg, aus der sie nun einen Haupthandlungsort ihres Thrillers gemacht hat. „Dort kenne ich mich immer noch gut aus und habe viele Bekannte“, sagt die Dienstweilerin.
Nach einer weiteren Berufsstation in der Klinik für Knochenmarktransplantationen (KMT) in Idar-Oberstein wechselte sie vor 13 Jahren zur Biontech-Niederlassung in der Schmuckstadt. „Als ich anfing, hatten wir dort knapp 40 Mitarbeiter, heute sind es fast 500“, sagt Martina Finck. Zurzeit absolviert sie berufsbegleitend ein Studium der Biomedizinischen Wissenschaften, für das sie häufiger nach Berlin reisen muss.
Schon als Kind, so die heute 38-Jährige, habe sie „gelesen bis zum Umfallen“ und auch kleine Geschichten geschrieben. Gute Krimis mag sie besonders. Zwischendurch darf es aber ruhig auch mal ein Klassiker sein.
Ans Verfassen eines Buchs habe sie sich aber lange nicht herangetraut. Im Jahr 2018 reifte dann aber der Gedanke, in die Autorentätigkeit einzusteigen. „Die Corona-Pandemie hat dann auch mitgeholfen und einen Schub gebracht, kreativ zu sein. Denn es sind in dieser Zeit ja viele Freizeitaktivitäten weggefallen und man war mehr zu Hause als sonst“, sagt Martina Finck über die Entstehungsgeschichte ihres Erstlings.
Ein auffälliges Merkmal dieses gelungenen Debüts ist es, dass entferntere Schauplätze wie vor allem Homburg oder auch Mainz und Toul in Frankreich konkret genannt sind, für die Szenen im Hunsrück aber keine konkreten Handlungsorte angegeben werden. Das habe sie absichtlich so gemacht. „Genau solche Orte, wie ich sie beschrieben habe, gibt es viele im Hunsrück. Es könnte quasi überall sein“, sagt die Autorin.
Erzählung in Ich-Perspektive
Lokalkolorit baut Martina Finck aber auch ohne diese speziellen geografischen Angaben in ihren Thriller ein. Mehr als einmal steigt die Hauptfigur aufs Rad, um auf einer Runde über Berg und Tal den Kopf freizubekommen. In Ich-Perspektive beschreibt Hub zudem die herrliche Aussicht, wenn er die Familie des Opfers auf deren Hof besucht und dort langsam die Sonne untergeht.
Explizit richtet sich Martina Finck schließlich im Nachwort auch mit einer Aufforderung an ihre Leser. Diesen legt sie wärmstens ans Herz, den Hunsrück zu besuchen und dort eine Wanderung durch den Nationalpark, dessen Schönheit die Autorin schon zuvor mehrfach herausgestellt hat, zu unternehmen. Bleibt noch die Frage, ob sie nach ihrem Erstling weitere Bücher in Planung hat. „Klar“, meint Finck dazu lächelnd, „es gibt ja schließlich sieben Todsünden“.
Der Thriller „Superbia – Hochmut“ von Martina Finck ist im Verlag Books on Demand (BoD) erschienen. Es ist zum Preis von 13,99 Euro unter anderem in Birkenfeld bei Lotto Haßdenteufel im Wasgau-Markt, in Idar-Oberstein bei M+R im Rewe-Markt in der Vollmersbachstraße sowie in den Buchhandlungen Schulz-Ehbrecht und Carl-Schmidt und Co. oder über alle Internetplattformen wie Amazon oder Thalia erhältlich.