Trinkwasserverunreinigung
Kreisausschuss fordert Ursachenforschung ein
Wasser aus dem Hahn muss in 35 Ortsgemeinden im Kreis Birkenfeld weiter abgekocht werden.
dpa

Trinkwasser gilt als das wichtigste Lebensmittel für den Menschen. Entsprechend hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen. Warum es im Nationalparklandkreis Birkenfeld in den vergangenen Monaten zu derart vielen Verunreinigungen kam, ist weiter unklar.

Auch der Kreisausschuss (KA) hat in seiner jüngsten Sitzung die gehäuften Warnungen vor Trinkwasserverunreinigungen im Nationalparklandkreis thematisiert. Dabei stießen vor allem die unterschiedlichen Warnmethoden auf Unverständnis. Während in der VG Herrstein-Rhaunen zum Teil die Feuerwehren mit Lautsprecherdurchsagen durch die Ortschaften fuhren, wurde darauf in der VG Baumholder verzichtet – obwohl die Westrich-VG in der Warnapp „rot“ markiert war (höchste Warnstufe) und die VG Herrstein-Rhaunen nur mit „gelb“. Weshalb das so war, ist übrigens auch unklar ...

Hans-Joachim Billert (Grüne) und Andreas Pees (SPD) hatten entsprechende Anfragen an die Kreisverwaltung gerichtet und wollten natürlich auch wissen, wie die Verunreinigungen zustande kommen und wie man sie in Zukunft vermeiden kann.

Sechsmal ein Abkochverbot verhängt

In den vergangenen zwölf Monaten war es immer wieder zu Trinkwasserwarnungen gekommen. Derzeit gibt es ein Abkochgebot für 35 Ortsgemeinden im Landkreis. Im Oktober gab es eine Warnung für den Breitsesterhof bei Baumholder, im September für viele Gemeinden in der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen. Auch im August waren Verunreinigungen im Bereich des Breitsesterhofs gefunden worden, zudem wurde ein Abkochgebot für die komplette VG Herrstein-Rhaunen verhängt. Im Juni galt das „nur“ für die Ortsgemeinde Niederwörresbach. Und im Dezember 2023 waren acht Ortsgemeinden der großen Doppel-VG betroffen.

Grund für die Warnungen waren immer Verunreinigungen mit Bakterien. Nach dem Abkochen des Trinkwassers bestehe keine Gefahr mehr. Die Ursachenforschung sei im Gange, berichtete Gesundheitsamtsdezernentin Kathrin Alfers. Als Sofortmaßnahmen nannte sie Leitungsspülungen und Chlorung. Das sei aber Sache der Werke. Die Kreisverwaltung, also das Gesundheitsamt, sei lediglich als Aufsichts- und Kontrollbehörde im Boot. Das Gesundheitsamt nehme routinemäßig immer wieder Proben und lasse sie auf Verunreinigungen prüfen.

Da muss man doch endlich mal an die Ursachenforschung gehen.“
Andreas Pees (SPD)

Andreas Pees warnte davor, das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen. Er kenne einen Krebspatienten, der sich derzeit fragt, ob er seine OP-Wunde mit Leitungswasser auswaschen dürfe, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Am Breitsesterhof gab es in den vergangenen Wochen viermal Alarm. „Warum ist das so?“, wollte das SPD-Ratsmitglied wissen: „Da muss man doch endlich mal an die Ursachenforschung gehen.“

Pees kritisierte auch die Warnapps, die – wieder mal – nicht flächendeckend funktioniert hätten, und erinnerte daran, dass viele ältere Mitbürger, die von einer möglichen Keimbelastung ohnehin stärker bedroht sind als junge Menschen, oft nicht über Internet und Smartphones verfügen und so erst nach Tagen von den Warnungen und Abkochgeboten erführen. Wie derzeit verfahren werde, nehme man „Erkrankungen billigend in Kauf“, mahnte der Jurist.

In diesem Zusammenhang fragte Pees auch, warum zum Beispiel in der VG Baumholder die Feuerwehr – im Unterschied zur VG Herrstein-Rhaunen – keine Lautsprecherdurchsagen gemacht habe. Das sei Sache der Versorger und der Verbandsgemeinden, antwortete Alfers – in der Tat gebe es hier aber unterschiedliche Herangehensweisen, so die Dezernentin.

Alscher: „Ängste nicht ohne Not befeuern“

Bernhard Alscher (Freie Wähler) betonte als ehemaliger Verbandsvorsteher des Wasserzweckverbands: „Wir haben eines der schärfsten Lebensmittelgesetze überhaupt und schlagen Alarm schon bei den niedrigsten Grenzwertüberschreitungen.“ Man dürfe aber auch „Ängste nicht ohne Not befeuern“.

Dem Vorschlag von Hans Jürgen Noss (SPD), bei diesen Warnungen auch das neue Sirenensystem zu nutzen, erteilte Kreisdezernent Roland Prätorius eine deutliche Absage: „Wir sprechen hier von wirklich sehr, sehr niedrigen Grenzwerten. Es besteht keine Lebensgefahr.“ Die Sirenensignale, die die Bevölkerung nach der Reaktivierung in den kommenden Monaten wieder neu lernen müssten, sollte man tatsächlichen Bedrohungen wie Feuer, Flut oder Schlimmerem vorbehalten.

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