Was für eine Klatsche für den Platzhirsch: Der Politprofi Fritz Rudolf Körper verliert gegen die Quereinsteigerin Antje Lezius, der nicht wenige im Vorfeld der Wahl eine herbe Niederlage prophezeit hatten – zu wenig profiliert, zu brav, zu naiv, hieß es da bisweilen sogar aus der eigenen Partei. Die Wähler haben das nicht so gesehen. Sie honorierten ganz offensichtlich den enormen Fleiß der Kandidatin aus Idar-Oberstein, die seit Mai mehr als 1000 Wahlkampftermine heruntergerissen hat. Und sie erlebten immer wieder, dass Antje Lezius eine Frau ist, die für jeden ein offenes Ohr hat, zuhört und niemals vorschnell urteilt.
Auch wer glaubte, sie sei als Wahlkreiskandidatin im größeren Kreis Bad Kreuznach zu unbekannt, musste sich gestern Abend die Augen reiben: Die CDU-Kandidatin schaffte es im Nachbarlandkreis, das hohe Zweitstimmenergebnis ihrer Partei noch zu toppen. Da wurde offensichtlich honoriert, dass es Lezius gemeinsam mit ihrer Mentorin Julia Klöckner gelungen war, allerlei Politprominenz – allen voran Bundesverkehrsminister Ramsauer – in die B 41-Region zu holen. Das CDU-Konzept mit einer Frau als Kandidatin ging voll auf, Antje Lezius schwimmt auf der Merkel-Welle nach Berlin.
Möglicherweise hat Fritz Rudolf Körper, der auch in der eigenen Partei nicht unumstritten ist, den Wahlkampf doch zu locker genommen. Die Selbstsicherheit, die der Politprofi bei öffentlichen Terminen vor sich hertrug, konnte auch als Selbstzufriedenheit interpretiert werden. Körper, der über die SPD-Landesliste nicht abgesichert war, bei der Nominierung eine mögliche Kampfkandidatur für einen vorderen Platz ausgeschlagen hatte, steht jetzt vor den Trümmern einer Politkarriere, in deren Verlauf der Rehborner es zum Innenstaatssekretär gebracht hatte.
Für keine Überraschung konnte diesmal Bernhard Alscher sorgen. Dessen etwas andere Herangehensart an Politik hat ihm zwar im Kreis Birkenfeld erneut viele Stimmen eingebracht, das reichte aber unterm Strich nur für dünne 4,2 Prozent. Zwar war er auch im Kreis Bad Kreuznach seit seinem gerichtlichen Kampf für mehr FL-Wahlplakate bekannt. Doch hat ihn aus dem gleichen Grund kaum einer gewählt – wer will schon allen Ernstes mehr Wahlplakate?
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