Ist es ein beeindruckendes Comeback auf großer Bühne? Oder doch eher eine parteiinterne, kluge Lösung? Fest stand nach der Bundestagswahl: Friedrich Merz kommt an Julia Klöckner nicht vorbei. Die Guldentalerin zeigte sich dem CDU-Spitzenmann gegenüber stets loyal, war immer präsent, verfügt über reichlich parlamentarische Erfahrung – ganz weg war sie nie, das änderten auch Wahlniederlagen auf Landesebene und gegen Joe Weingarten nicht. Ein Top-Amt musste es für die 52-Jährige sein, keine Frage. Auch weil die CDU nicht gerade mit einem Übermaß an qualifizierten Frauen gesegnet ist. Klöckner gehört zweifellos dazu.
Hätte sie lieber ein Ministerinnenamt erhalten? Da kann man nur orakeln. Klöckner lässt sich nicht in die Karten schauen, wirkt in der Freude über das hohe Amt als Parlamentspräsidentin aber sehr authentisch. Und eins ist sicher: Dieses Amt wird sie nicht aussitzen wollen und können: Ab und an mal Ordnungsrufe und mahnend das Glöckchen läuten – nicht ihr Ding, dafür ist sie nicht gemacht. Die Zeiten haben sich ohnehin geändert. Die CDU-Politikerin wird sich positionieren und Kante zeigen. Davon kann man ausgehen.
Und was ist in vier Jahren? Wenn es in der Regierung klappt, sie ihre Moderatorinnenrolle bravourös ausfüllt, sich eine parteiübergreifende Lobby verschafft? Da könnte (noch) mehr für sie drin sein.
Was heißt ihre Wahl für die obere und untere Nahe? Da muss erst einmal ein wenig Wasser den Fluss runtergeflossen sein, um das beurteilen zu können. Ist sie noch so präsent wie vorher? Kann sie das Beste für die Region rausholen? Bleibt dafür Kapazität? Welchen Einfluss hat sie? Joe Weingarten ist raus, bliebe nur noch Nicole Höchst (AfD)... Klöckner kommt also weiterhin eine Schlüsselrolle für die Region in Berlin zu.
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