Idar-Obersteinerin in Mosambik
Kleine Patienten sind für Hilfe dankbar
Christiane Meigen (rechts) mit ihren Kollegen beim Einsatz: Viele emotionale Momente bleiben hängen. Operiert wurde bis zur letzten Minute.
Interplast/Christiane Meigen

Humanitäre Hilfe der besonderen Art leistet seit vielen Jahren die Idar-Obersteiner Ärztin Christiane Meigen. Die Einsätze, die Kinder medizinisch versorgen, müssen durch Spenden finanziert werden. 

Über Monate bereitete sich das Interplast-Ärzteteam mit André und Eva Borsche aus Bad Kreuznach auf einen Hilfseinsatz in Mosambik vor: der dritte Einsatz in Beira (Mosambik), den Medizinerin Christiane Meigen, Gynäkologin und Akupunkturärztin aus Idar-Oberstein, organisiert hat. Dieses Jahr war das Interplast-Team nicht nur am HCB (Hospital Central in Beira) tätig, sondern zu einem Piloteinsatz im Norden des Landes im Zentralkrankenhaus in Nampula (HCN). Nampula liegt weitere 1000 Kilometer nördlich, in einer der ärmsten Region des Landes, und grenzt an Capo Delgado, die Grenze zu Tansania, wo seit Jahren Krieg herrscht.

Da dieses Mal Mario Antunes, ein mosambikanischer Kollege und Chefarzt der Chirurgie in Beira, sechs Wochen zur Hospitation am Klinikum Idar-Oberstein tätig war, konnte Meigen zusammen mit ihm und seiner chirurgischen Kollegin Zelia aus Beira den Interplast-Einsatz in Nampula vorbereiten und planen. „Ein großzügiger Spender aus Idar-Oberstein hat dieses Projekt mit Geld für chirurgisches Material für die Klinik in Beira sowie auch das Nampula-Projekt von Interplast unterstützt“, berichtet Meigen und dankt für die wichtige Unterstützung.

Internet abgeschaltet

Dieses Mal war es kein ungefährlicher Einsatz, viele Fragen stellten sich den Medizinern. Im Oktober 2024 wurde in Mosambik gewählt und der seit 49 Jahren amtierenden Regierung massiver Wahlbetrug vorgeworfen. „Kurz vor unserem Abflug wurden zwei wichtige juristische Vertreter des Gegenkandidaten und der Oppositionspartei auf offener Straße in Maputo ermordet. Sie hätten der Regierung durch eine Klage gefährlich werden können. Danach kam es zu Demonstrationen des Volkes, die man mit teilweise brutalem Vorgehen der Polizei und des Militärs zu unterbinden versuchte“, erläutert Meigen.

Diese Demonstrationen und Widerstandsbewegungen dauern immer noch an. Es wurde immer wieder das Internet seitens der Regierung im Land abgeschaltet, sodass die Kommunikation unterbrochen wurde und auch das Ärzte-Team keine Möglichkeit hatte, über E-Mail oder WhatsApp zu kommunizieren. Geschäfte und Restaurants waren zwischenzeitlich geschlossen, und zwei Tage nach dem Abflug aus Beira wurden auch die Landesgrenzen nach Südafrika sowie einige Häfen dicht gemacht.

Viele traurige Kinder-Schicksale

„Unsere mosambikanischen Kollegen Mario und Zelia haben das Team sowohl in Beira als auch in Nampula die ganze Zeit begleitet und dafür gesorgt, dass wir immer sicher von der Unterkunft zum Krankenhaus und zurückkamen und auch während der Flüge innerhalb des Landes. Die Arbeit im Krankenhaus für die Patienten und mit den mosambikanischen Kollegen waren sowohl in Beira als auch in Nampula nicht von den Unruhen beeinträchtigt. Wir konnten viele Patienten operieren und versorgen, und auch die erste Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus in Nampula war ein großer Erfolg“, berichtet Meigen. Viele heftige Schicksale kleiner Patienten mit schweren Verbrennungen berührten die Mediziner, die nach Kräften versuchten zu helfen, wo es nur möglich ist, und jede Minute im Einsatz nutzten – auch um ihr Wissen an die Kollegen vor Ort weiterzugeben.

Im Untersuchungsraum wurde ein kleiner Patient nach dem anderen hereingeführt. Joaquin, der Waisenjunge, dem „Noma“-Bakterien die linke Gesichtshälfte zerstört hatten, war der erste. „Durch große Operationen hatten wir in den vergangenen Jahren seine Augenlider und den Mund wiederhergestellt. Nun folgten weitere Eingriffe.“ Domingo, acht Jahre, ist als Dreijähriger rückwärts ins Feuer gefallen, seine großen Verbrennungswunden auf der rechten Beinrückseite konnten damals nicht behandelt werden. Nun rutscht er auf Knien vorwärts, wirkt halb so groß und wird von vielen übersehen, er hat bei jedem „Schritt“ starke Schmerzen. „Weitere Patienten drängten in die Tür. Verbrannte Kinderhände streckten sich uns entgegen, und in den Augen der Mütter leuchtete die Hoffnung, wir könnten ihrem Kind durch eine Operation ein Leben ohne die Einschränkung einer verkrüppelten Hand eröffnen“, schildert das Team.

Auf Spenden angewiesen

Der vierjährige Angustino war vor drei Wochen durch eine kurze Unaufmerksamkeit des Vaters ins Herdfeuer gefallen. Er leidet Höllenschmerzen: „Als wir an sein Bettchen traten, wimmert er vor sich hin, greift mit seinen verbundenen Händchen hilfesuchend ins Leere. Zum Glück hatten unsere Anästhesisten stark wirksame Schmerzmittel dabei.“ Viele prägende Eindrücke hinterließ auch dieser Einsatz. Ohne finanzielle Unterstützung wäre die Arbeit und Hilfe für die Ärmsten der Armen nicht zu leisten. Insofern bittet Meigen im Namen des Teams um Spenden.

Spendenkonto Sektion Bad Kreuznach mit Stichwort „Hilfe Mosambik“: BIC Sparkasse Rhein-Nahe MALADE51KRE, IBAN Interplast BK: DE12 5605 0180 0010 0337 77

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