Wieder mal stand der Klassik-Sommer als Open-Air-Veranstaltung im Steinbruch Juchem an. Nicht nur der wortgewandte, schnell sprechende Moderator des Abends, Ralph Philipp Ziegler, auch die gut 1600 Zuschauenden in den großzügig gestellten Stuhlreihen vor der Bühne fanden, dass es sich eher winterlich anfühlte. Aber der Abendhimmel leuchtete in bunten Farben, und gegen die Kühle hatte man sich mit Kissen, Decken und entsprechender Kleidung gerüstet.
Von Game of Thrones bis Queen
Nach der herzlich-jovialen Begrüßung durch Christian Schwinn vom Eventmanagement und Uwe Weber für die Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen führte Moderator Ziegler mit interessanten, aber weitschweifigen Worten in den ersten Block Musik ein, zu dem die Bildprojektionen winterlicher Landschaften auf der rückwärtigen Leinwand stimmig wirkten. Die treibenden Trommelschläge des Titelthemas der Saga „Game of Thrones“ donnerten über das Gelände, gefolgt von Jean Sibelius‘ schwermütiger und dennoch hoffnungsvoller symphonischer Dichtung „Finlandia“.
Weiter ging’s mit dem hochemotionalen Queen-Song „Who Wants To Live Forever“. Das Markenzeichen des 2018 gegründeten Capitol Symphonie Orchesters (CSO) aus Offenbach mit seinem Dirigenten David Preil ist der Crossover von Klassik und Rock oder Pop, den das Publikum aus meist nicht mehr ganz jugendlichen Menschen am Samstagabend sichtlich genoss. Das Ensemble pflegt diesen musikalischen Mix handwerklich sehr überzeugend. „Das Programm haben wir dieses Mal gezielt für Sie hier an diesem schönen Ort zusammengestellt“, betonte Ziegler. Schwinn hatte den Konzertschauplatz im Niederwörrresbacher Steinbruch zuvor als „eine der schönsten Örtlichkeiten Deutschlands“ bezeichnet.
Der Begriff Crossover bezieht sich auf Auswahl der Titel, aber auch auf die Arrangements selbst. Das Zusammenspiel von klassisch-symphonischer Besetzung und Rockband (hier E-Gitarre, E-Bass und Drumset) bietet den Arrangeuren die Möglichkeit zu grandios-emotionalem Aufbau. Hinzu kommen tadellose Solisten: Kathrin Glenz (Sopran) und Thomas Bopp (Tenor), beide aus dem Bereich Pop und Musical, dazu Operntenor Sebastiano Lo Medico. Vor allem in den Duetten der beiden Tenöre lag große Spannung, wenn sie sich mit ihrer jeweiligen Stimmtechnik gegeneinander durchsetzten, dabei miteinander prächtig harmonierten.
Natürlich ist das gesamte CSO elektronisch verstärkt. Doch der Technik war es gelungen, die Musik gut auszupegeln, auch in den vorderen Reihen empfand sie niemand als zu laut.
Ein Lichtspektakel zwischen Klassik und Pop
Vier Bonbons aus der Klassik gab es, außer Sibelius noch „Nimrod“ aus den Enigma-Variationen von Edward Elgar, im zweiten Teil aus Gustav Holsts Planeten-Suite den „freundlichen“ Jupiter, und als Finale des ersten Teils die Parade-Arie „Nessun dorma“ aus der Oper „Turandot“ von Puccini, bestens von Lo Medico gestanden und gebührend gefeiert. „Brillante Unterhaltung“ verspricht das CSO. Der immer wieder jubelnd aufbrechende Beifall gab dem recht. Eine Besucherin fühlte sich „in die große, weite Welt“ versetzt.
Nach der Pause boten die Musizierenden eine Reihe von Pop-Hits, von Robbie Williams („Let Me Entertain You“) über Musik zu Barbie (sehr klug kommentiert von Ziegler) bis zu Madonnas „Material Girl“. Einen großen Triumph feierte Operntenor Lo Medico noch mit der Bravourarie „Granada“ vom aus Mexiko stammenden Augustin Lara.
Nach Einbruch der Dunkelheit drehten die Gäste dann immer wieder ihre Köpfe in Richtung der Felswände, die in intensiven Farben erstrahlten. Entsprechend animiert, stand das Publikum ab dem Song „Narcotic“ von Liquido, sang, tanzte und klatschte zu „Go West“ und schwenkte gerührt die Smartphone-Taschenlampen zu „Let It Be“. Ein bisschen was obendrauf gab’s mit Leonard Cohens „Hallelujah“ und noch einmal „We Are the Champions“.
Im Steinbruch bei Niederwörresbach kamen die Fans elektronischer Musik am Freitag auf ihre Kosten. Neben Künstlern aus der nationalen und internationalen DJ-Szene verzauberte auch eine Lasershow die Zuschauer.Electro Love in Niederwörresbach: Feiern zwischen Licht und Felsen
Die sich anschließende Lasershow bestaunten die meisten schon im Hinausgehen, hochgestimmt und hochzufrieden. Keine Frage: Der schöne Erfolg des langen Abends beruhte auch auf der perfekten Organisation der Veranstalter. Dafür ein dickes Lob.