Von unserem Redakteur Armin Seibert
Schon um 18.45 Uhr war Wagner (69) am Sonntag sicher: „Du hast gewonnen. Martin, heute Nacht kann ich gut schlafen!“ Kilian antwortete trocken: „Ich auch!“ Da war der Trend für den Bauamtsleiter und Stadtkämmerer, der von Wagner und Beigeordnetem und SPD-Spitzenkandidat Peter Wilhelm Dröscher unterstützt wurde, eindeutig. Nach knapp der Hälfte der Stimmbezirke konnte praktisch nichts mehr schiefgehen. Für Claus Tressel und Eike Schmitt-Mattern war das Rennen gelaufen. Beide blieben deutlich unter 20 Prozent. Schmitt-Mattern war enttäuscht, hatte diesen krassen Unterschied dann doch nicht erwartet. Hier spielte auch der Europawahl, in der die FDP „abgewatscht“ worden war, eine Rolle.
Claus Tressel nahm es sportlich: „Ich gratuliere aus vollem Herzen“, sagte er zu Martin Kilian und bot ihm vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Tressel: „Nein, traurig bin ich nicht. Für einen so jungen Vogel wie mich ist das ein ganz gutes Ergebnis.“ Klar, ein wenig Sarkasmus schwang da mit bei dem 63-Jährigen, der sich aber auch weiterhin in der Kommunalpolitik für Kirn einmischen will. „Hoffentlich komme ich in den Stadtrat“, meinte er gegen 19.30 Uhr. Martin Kilian hingegen sah sich im Kreise seiner Familie in allem bestätigt. Auch das Klinkenputzen, der Wahlkampf von Haustür zu Haustür, habe sich als wichtig herausgestellt, um die Wähler zu erreichen, sagte Kilian. Die Hälfte aller Kirner Haushalte hatte er besucht, viele Menschen kennengelernt, sich mit ihnen unterhalten. Einen solchen erdrutschartigen Sieg habe er keineswegs erwartet, sagte er. Allerdings hatte er doch für eine „spontane“ Feier im Innenhof des Rathauses vorgesorgt und dann Sekt nachbestellt – für die Zählteams, die bis Mitternacht in der Wahlzentrale zurückerwartet wurden. Die Familie hatte glatt auf Kilian gesetzt, nur er selbst tippte bescheiden auf Stichwahl.
„Mir fällt ein Stein vom Herzen“, meinte Peter Wilhelm Dröscher, der derzeit im Rathaus als Erster Beigeordneter die Geschäfte führt. Ein Wermutstropfen im Freudenbecher war die recht geringe Wahlbeteiligung von knapp über 50 Prozent. Vor allem Claus Tressel stimmte das traurig: „Da hatten wir so viel investiert. Das haben wir nicht verdient.“ Tressel war vor der Wahl optimistisch gewesen, hatte 70 Prozent prognostiziert. Wenn es zu der von ihm erhofften Stichwahl gekommen wäre, dann wäre die Wahlbeteiligung an Pfingsten wohl noch deutlicher in den Keller gerutscht.