Aktion Bürger sollen per Formular bis Ende des Jahres die Stellen mit fehlendem oder nur schlechtem Handyempfang im VG-Gebiet melden
Kein Handyempfang?  In der VG Birkenfeld startet Bürgerumfrage zu Funklöchern

VG Birkenfeld. Mit einem flächendeckenden Aufruf wendet sich die Verbandsgemeindeverwaltung an die rund 20000 Bürger in der Stadt und den 30 umliegenden Orten, um sie im Kampf gegen weiße Flecken im Mobilfunknetz zu unterstützen. Die kommende Ausgabe des Amtsblatts „Birkenfelder Anzeiger“ enthält einen Fragebogen, der auf freiwilliger Basis ausgefüllt werden soll. Denn die VG will wissen, wo es Funklöcher gibt und kein oder nur schlechter Empfang mit dem Handy möglich ist beziehungsweise es nur quälend langsame Datenverbindungen gibt.

Für diesen Aufruf hatte sich Bürgermeister Bernhard Alscher in der jüngsten Sitzung des VG-Rats grünes Licht geben lassen. Nach der Berichterstattung darüber hatte es bereits auf der Facebook-Seite der Nahe-Zeitung eine große Zahl an Rückmeldungen gegeben, was beweist: Dieses Thema bewegt die Menschen, und die Klage über eine schlechte Versorgungslage mit einem zeitgemäßen LTE-Mobilfunkstandard kommt aus vielen Dörfern in der VG.

Allerdings hat sich ebenfalls gezeigt: Es hängt auch davon ab, welchen Anbieter die Nutzer haben. Während zum Beispiel in Dambach der Handyempfang und die Datenschnelligkeit über D1 schlecht ist, sieht es bei O2 deutlich besser aus. Auf diesen Umstand hatte kürzlich auch der dortige Ortschef Bernd Märker aufmerksam gemacht.

Deshalb sollen die Bürger beim Ausfüllen des Fragebogens auch angeben, welches Mobilfunknetz (D1, D2 oder E-Netz wie bei O2) sie nutzen. „Wir werden bis Ende des Jahres die Rückmeldungen sammeln“, sagt René Maudet von der Wirtschaftsförderung in der VG-Verwaltung. Um ein aussagekräftiges Bild und einige einigermaßen fundierte Datengrundlage zu bekommen, sollte die Rücklaufquote bei etwa 10 Prozent aller VG-Haushalte liegen, sagt Maudet im NZ-Gespräch und ergänzt: „Insofern wären wir froh, wenn zumindest circa 1000 Bürger einen ausgefüllten Fragebogen abgeben und uns bei der Ortsbestimmung von Funklöchern helfen.“

Für Alscher ist die aktuelle Situation ein großes Ärgernis. Er betont mit Anspielung auf die von der Bundesregierung propagierte Hightechstrategie für Deutschland: „Was nützt es, wenn groß von der Industrie 4.0 geredet wird, und wir sitzen hier im Tal der Ahnungslosen.“ Er erinnert beispielsweise noch einmal daran, dass sich 2016 bei einer Vermisstensuche im Nationalparkgebiet bei Rinzenberg herausgestellt habe, dass selbst in der Nähe von mit Schildern gekennzeichneten Rettungspunkten kein Handynetz verfügbar war und es sogar Stellen gibt, an denen selbst Anrufe über die Notrufnummer 112 unmöglich sind.

Aber nicht nur in solchen Fällen, wo schnelle Hilfe notwendig ist und lebensrettend sein kann, ist ein ausreichender Handyempfang unerlässlich. Ein funktionierendes Mobilfunknetz und schnelle Datenverbindungen gewinnen auch deshalb mehr und mehr an Bedeutung, „weil die Digitalisierung in unseren Alltag und in unser Berufsleben Einzug erhält“.

Exemplarisch führt der VG-Chef an, dass es durch Kopplung unter anderem möglich ist, dass die Alarmanlage in einem Wohnhaus dem Besitzer via Smartphone meldet, wenn es dort zu einem Einbruchsversuch kommt. Wenn jedoch kein Handyempfang vorhanden ist, könnte man in einem solchen Fall auch nicht unverzüglich reagieren.

Ob die Verbandsgemeinde mit ihrem Vorstoß etwas bewirken kann, sei zwar ungewiss, „aber die verantwortlichen Politiker im Land und im Bund sollen zumindest wissen, wie schlecht es bei uns aussieht. Meine Hoffnung ist, dass sie mehr Druck auf die Telekommunikationsunternehmen ausüben und es ernst meinen, dass sie im Vergleich zu Großstädten gleichwertige Lebensverhältnisse für den ländlichen Raum schaffen wollen.“ Parallel zur jetzt anlaufenden Umfrage kündigt Bernhard Alscher zudem an, „dass ich auch auf meine Kollegen in den anderen Verbandsgemeinden zugehen und sie bitten werde, dass auch sie ihre Bürger zur Meldung von Funklöchern aufrufen“.

Von unserem Redakteur
Axel Munsteiner

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