Kreis Birkenfeld – Mehr als 100 Familien oder alleinstehende Menschen bekommen in diesen Tagen Post, die sie traurig stimmen wird. Darin teilt der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt mit, dass die in diesem Jahr eingeführte kostenlose Betreuung durch Alltagshelfer am Ende des Jahres eingestellt wird. Der Grund: Bislang wurden die Alltagshelfer über sogenannte Ein-Euro-Jobs finanziert. Die Mittel für diese Maßnahmen werden vom kommenden Jahr an erheblich reduziert, die von der AWO eingerichtete Maßnahme der Alltagshelfer fallen den Kürzungen komplett zum Opfer.
15 Alltagshelfer hatte der AWO-Kreisverband im Laufe des Jahres ständig im Einsatz, rund 50 Empfänger von Hartz IV haben insgesamt an der Maßnahme teilgenommen, 105 Klienten, in der Regel ältere alleinstehende Leute oder kinderreiche Familien in sozialen Problemlagen, kamen in den Genuss der Hilfestellungen. „Das waren Leute, die durch die Raster der sozialen Hilfen gefallen sind“, erläutert Claudia Klitzke. „Zum Beispiel hilfsbedürftige ältere Leute, die vieles nicht mehr alleine erledigen konnten, aber andererseits noch in keiner Pfelgestufe waren.“ Die Sozialpädagogin hat die Maßnahme betreut, hat die Hilfsbedürftigen angesprochen, die Helfer auf ihre Aufgabe vorbereitet und eingesetzt.
„Ich habe einer Familie geholfen, in der die Frau an multipler Sklerose erkrankt war, sodass sie sich nur noch mit einer Gehhilfe fortbewegen konnte“, berichtet etwa Sylvia Fuchs. „Ich habe sie im Haushalt unterstützt, war einkaufen und habe mit ihr auch Gymnastik gemacht.“ Die 54-jährige Alltagshelferin hatte vorher ihre Mutter bis zu deren Tod zu Hause gepflegt. Als gelernte Bürokauffrau bestand für sie keine Chance mehr, in ihren früheren Beruf zurückzukehren. Sie könnte sich gut vorstellen, als Hilfskraft im Pflegebereich zu arbeiten. „Das hat mir viel Freude gemacht“, sagt sie.
Auch Michael Horak sieht seine Tätigkeit als Alltagshelfer positiv. „Ich habe den Leuten im Haushalt geholfen, sie zum Arzt oder zur Tafel begleitet oder bin mit ihnen spazieren gegangen“, schildert er seine Arbeit. „Es ist sehr traurig für die Leute, dass das jetzt nicht mehr möglich ist, viele von ihnen sind richtig aufgeblüht“, meint er. „Ich kann das nicht verstehn, dass man erst so eine Maßnahme aufbaut, und dann die Leute buchstäblich hängen lässt.“ Auch für sich selber hat sich für den früheren Speditionskaufmann und Grafiker, der mehr als zehn Jahre arbeitslos war, etwas durch den Einsatz geändert. „Das Lebensgefühl ist ein anderes geworden. Dadurch, dass ich anderen helfen konnte, habe ich auch selbst wieder mehr Selbstvertrauen bekommen.“
„So eine Maßnahme ist ohne eine Betreuung nicht möglich“, erläutert Claudia Klitzke. „Man muss die Alttagshelfer und die Betreuer schon so aussuchen, dass sie zueinander passen.“ Auch die Vorbereitung auf die Aufgabe, etwa durch Erste-Hilfe-Kurse und ein Praktikum in einem Altenheim oder die Nachbesprechungen, würden dabei helfen, dass es für beide Seiten befriedigend läuft. Und nicht zuletzt hat eine solche Begleitung auch qualifizierenden Charakter. Das lässt sich auch daran ablesen, dass aus der Maßnahme heraus auch fünf Teilnehmer eine Arbeit im Betreuungsbereich bekamen.
Volkmar Pees, der Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes, kritisiert, dass die Maßnahme nicht weitergeführt wird. „Wie groß der Bedarf nach solchen Hilfen ist, lässt sich daran ablesen, dass wir sogar Wartelisten anlegen mussten“, berichtet er. Nun sucht man bei der AWO nach Möglichkeiten, das Angebot durch andere Finanzierungskonzepte aufrecht erhalten zu können.