Lagezentrum gegründet: Experten gehen gemeinsame Waldschutzstrategie für den Hunsrück an
Kampf gegen Borkenkäfer aufgenommen: Gemeinsame Waldschutzstrategie für den Hunsrück
Seit Jahren macht der Borkenkäfer den Fichten im Kreis Birkenfeld zu schaffen. Wegen des Schädlingsbefalls musste im Sommer 2022 beispielsweise eine große Waldfläche auf dem Gebiet der Nationalparkgemeinde Buhlenberg gerodet werden. Foto: Gunter Kronenberger (Archiv)

Borkenkäfer, Klimawandel: Seit Jahren sind sich Experten darin einig, dass sich der Wald weiterhin erheblich verändern wird und es genügend Faktoren gibt, die ihm schaden. Im Kampf gegen das Waldsterben im Hunsrück hat Landesforsten Rheinland-Pfalz nun ein sogenanntes Lagezentrum Borkenkäfer gegründet.

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Experten aus Waldschutz, Technik und Vertrieb mit fünf Hunsrück-Forstämtern sowie dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald sollen über Forstamts- und Nationalparkgrenzen hinaus eine Waldschutzstrategie erarbeiten. Unter anderem werde man sich mit Themen wie Noternten, Aufarbeitung von Waldstücken sowie dem Transport befallener Bäume aus dem Wald befassen, so die Verantwortlichen. Solche Maßnahmen seien notwendig, um eine weitere Ausbreitung und das überproportionale Wachstum der Käferpopulationen im Laufe des Jahres zu verhindern.

Entscheidungen schnell treffen

„Hier fließen alle Informationen über die Befallsentwicklung und den Aufarbeitungsstand zusammen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Basierend darauf könnten Entscheidungen „schnell getroffen und das Vorgehen an die Lage angepasst werden“. Die Überlegungen der Forstfachleute basieren auf drei möglichen Szenarien des Käferbefalls.

Das Ausmaß des Schadens ist dabei abhängig von nicht unmittelbar beeinflussbaren Faktoren wie Temperaturen und Niederschlag sowie kontrollierbaren Faktoren wie dem Monitoring und der Steuerung der Aufarbeitungsmaßnahmen. Im besten Szenario nimmt die Käferholzmenge im Vergleich zum Vorjahr ab, im schlechtesten Szenario kommt es zum großflächigen Absterben von Fichtenwäldern.

„Für alle Fälle müssen wir vorbereitet sein“, wird Jan Rommelfanger, der die Entwicklung der Strategie im Lagezentrum koordiniert, zitiert. Die sofortige Noternte, Aufarbeitung und der Abtransport befallener Bäume aus dem Wald seien notwendig, um eine weitere Ausbreitung und das überproportionale Wachstum der Käferpopulationen von Generation zu Generation im Laufe des Jahres zu verhindern. Große Kahlflächen sollen verhindert werden.

Nur so könnten die Forstleute zum einen Zeit gewinnen, um den Wald zu erhalten und hin zu mehr Klimaresilienz durch die Förderung von Mischbaumbeständen zu entwickeln und ökologische Nachteile, etwa Erosion, zu verhindern.

Zum anderen könne durch Maßnahmen die Nutzung des Käferholzes verzögert werden, um Umsatzeinbußen für Land, Kommunen und Privatwaldbesitzer durch einen möglichen Preisverfall wegen Überangebotes gering zu halten.

Zusätzliche Kräfte gesucht

Damit das gelingt, werden schon jetzt zusätzliche Kräfte gesucht, sodass befallene Bäume rechtzeitig erkannt und aufgearbeitet werden können. Dabei müssen die Forstleute schnell sein, bevor die neue Käfergeneration aus den befallenen Bäumen ausfliegen kann. „Je nach Witterung haben wir nur sechs bis acht Wochen Zeit, bevor sich aus den abgelegten Eiern neue Käfer entwickelt haben“, gibt Peter Wind, Leiter des Lagezentrums, zu bedenken.

Das gemeinsame Vorgehen der Hunsrück-Forstämter mit dem in Birkenfeld ansässigen Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald stellt eine Zusammenführung unterschiedlicher Vorgehensweisen in eine gemeinsame Strategie dar. Im Zentrum des Nationalparks verbleiben befallene Fichten im Wald. Hier kann beobachtet werden, wie sich solche Störungsflächen ohne Eingreifen des Menschen weiterentwickeln. In den Randbereichen des Nationalparks finden weiterhin Maßnahmen zum Schutz angrenzender Wälder statt. Dies ist Teil der regionalen Gesamtstrategie zum Schutz der Wälder. red

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