Es gab Zeiten, da waren alle hauptamtlichen politischen Posten im Kreis Birkenfeld mit Sozialdemokraten besetzt. Als letzte Bastionen sind davon inzwischen nur noch das Bürgermeisteramt in Idar-Oberstein, das Landtagsmandat in Mainz und der Bürgermeisterjob in der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen übrig geblieben. Bei der SPD ist man optimistisch, dass das bei den beiden letztgenannten auch nach dem 22. März 2026 so bleibt. Dann soll nach ihren Vorstellungen Caroline Pehlke bei der Landtagswahl den langjährigen MdL Hans-Jürgen Noss beerben.
In das am gleichen Tag stattfindende Rennen um den Spitzenposten in der größten VG des Landkreises schickt die SPD Markus Schulz. Die 18 Delegierten des Gemeindeverbandes Herrstein-Rhaunen nominierten den Ortsbürgermeister von Hettenrodt beim Heimspiel im dortigen Bürgerhaus einstimmig zu ihrem Kandidaten.
„Du bist mein Wunschkandidat“, bekräftigte Amtsinhaber Uwe Weber, dessen Amtszeit eigentlich erst Ende 2027 endet, der aber nach 18 Jahren als VG-Chef Ende April nächsten Jahres mit dann 65 Jahren auf eigenen Wunsch in Ruhestand geht. „Ich spüre, dass mir nach so langer Zeit langsam die Kraft ausgeht“, begründete er seine vorzeitige Demission. Diese falle ihm leichter, weil er in Markus Schulz den bestmöglichen Nachfolger habe. Der 49-Jährige verfügt nach Aussage Webers über all die Fähigkeiten, die für dieses fordernde Amt notwendig sind: Als Leiter der Nahetalschule trage er Führungsverantwortung, als Bürgermeister und Co-Vorsitzender der SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat habe er kommunalpolitische Erfahrung gesammelt.
Pehlke: „Einfach ein Typ“
Weber bescheinigte seinem möglichen Nachfolger zudem, authentisch zu sein und einen kooperativen Führungsstil zu pflegen. Auch die dringliche Aufgabe, in diesen schwierigen Zeiten die Demokratie zu verteidigen, sei bei ihm in guten Händen. Letztlich bringe er auch eine Eigenschaft mit, ohne die es laut Weber in diesem Amt nicht geht: „Er hat Humor.“
„Markus Schulz ist kein Schönwetterredner, sondern einer von uns“, unterstrich Caroline Pehlke. Der 49-Jährige trage das Herz auf der Zunge und rede Klartext. „Er ist einfach ein Typ. Dazu gehört, dass er Ecken und Kanten hat und manchmal auch unbequem sein kann“, hob die Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und jüngst nominierte Landtagskandidatin hervor. Das Wichtigste aber ist für sie: „Er kann Menschen mitnehmen.“
Direkt, geradeaus und von Grund auf ehrlich: So charakterisierte ihn Julia Pies, die mit ihm zusammen seit zwei Jahren den Kreisverband führt. „Er ist ein Mensch, auf den immer Verlass ist – auch in schwierigen Situationen.“ Sie wusste zudem zu berichten, dass der Hexenrock in seinem Leben einen besonderen Stellenwert hat.
Markus Schulz sei der richtige Kandidat zur richtigen Zeit mit dem richtigen sozialdemokratischen Kompass, betonte Katharina Reis, mit der Markus Schulz seit 2019 die Doppelspitze in der VG-Ratsfraktion bildet. Sie erinnerte daran, dass er für die neue Aufgabe einige Opfer bringe. Er sei nämlich bereit, die von ihm geliebten Jobs als Leiter der Nahetalschule Auf der Bein in Weierbach mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Ortsbürgermeister von Hettenrodt aufzugeben.
Pointierte Rede
Sie zeigte sich überzeugt, „dass du dir auch als VG-Chef selbst treu bleiben wirst und dich nicht verbiegen lässt“. Auch die Vorsitzenden der SPD-Ortsgruppen Baumholder-Westrich und Birkenfeld, Kurt Jenet und Andreas Theis, unterstrichen die Qualitäten von Markus Schulz als Persönlichkeit und Politiker. Jenet bezeichnete ihn als Kämpfer und Macher.
„Ich liebe diese Region“: Das sei die größte Motivation für seine Bewerbung, betonte der vom Gemeindeverband und der SPD-Fraktion einstimmig vorgeschlagene Kandidat in seiner pointierten Rede. Nach seiner Überzeugung „sind wir viel besser und stärker, als wir nach außen darstellen“. Sein Ziel sei es, gemeinsame gewinnbringende Prozesse zu initiieren. Er habe großen Respekt vor der Aufgabe, bei der es unter anderem um die Modernisierung der Kindertagesstätten, etwaige Veränderungen in der Schullandschaft, das geplante medizinische Kompetenzzentrum und die ärztliche Versorgung in der Verbandsgemeinde gehe.
Falls er gewählt werde, trete er in große Fußstapfen, meinte Markus Schulz mit Blick auf die Reihe der VG-Bürgermeister von Wolfgang Hey über Klaus Beck bis hin zu Uwe Weber. Er wolle die Bürger mit Fleiß und Motivation überzeugen, kündigte der 2018 in die SPD eingetretene Kandidat an, dem das Thema soziale Gerechtigkeit sehr wichtig ist. Alles gehe nur gemeinsam mit der „sehr gut ausgebildeten Verwaltungsmannschaft“ und dem nach der Fusion immer besser zusammenarbeitenden Verbandsgemeinderat. Er werde dabei nicht alles anders machen, sondern auf Bewährtes aufbauen, kündigte Schulz an. Zudem gebe es in allen Ortsgemeinden der VG kompetente Menschen, „die was können und was wollen“.
Schulz: „Landleben rockt“
„Taten sind mir lieber als Titel“, verriet der Fan des 1. FC Kaiserslautern, der nach eigener Aussage nicht gern im Mittelpunkt steht. Und der den Delegierten auch seine Schwächen nicht verheimlichte: Er könne schlecht loslassen und delegieren. „Manche zählen zu meinen Schwächen auch die Wahl der Kleidung und der Frisur“, merkte Markus Schulz, der in Landau geboren wurde, süffisant an.
Als er fünf war, zog seine Familie nach Mackenrodt. Nach zwei Jahren ging es weiter nach Hettenrodt, das er als seine Heimat bezeichnet. Bei der Nominierung waren neben seiner Frau und seiner Mutter auch drei seiner vier Kinder dabei. Seine Vorstellung beendete der Familienvater passenderweise mit dem Slogan der Verbandsgemeinde: „Landleben rockt.“