Die Expertin für bürgerschaftliches Engagement sowie soziale und kulturelle Aktivitäten war voll des Lobes. Zunächst für die Betreiber des Schwalbenhofs. Altbauer – wie er sich selbst bezeichnet – Clemens Dorn hatte während eines Rundgangs erläutert, welche Ideen, welche Ideale sich hinter der nun fast schon 40 Jahre bestehenden Betriebsgemeinschaft verbergen, und mit der Vielfältigkeit des Hofes nicht nur die Jury, sondern auch so manchen Einheimischen erstaunt. Baumeisters Fazit zu diesem Unternehmertyp: wie eingangs bereits erwähnt – sensationell.
Dieses Lob bezog sich allerdings auch auf Kornelia Doll, die zuvor schon die kurze, aber prächtige Entwicklung ihrer Galerie Art Affect in ihren Räumen hatte Revue passieren lassen. Mit vielen Emotionen berichtete sie von ihren Beweggründen, nach Berschweiler aufs Land zu kommen und die Dorfgemeinschaft in ihr Hobby und das ihres Mannes einzubeziehen. Erstaunlich nicht nur für Jurorin Melanie Baumeister: „Mitten in der Krise – Kornelia Doll ist gerade erst Opfer des Hochwassers in Fischbach geworden – stellen Sie sich hierhin und berichten uns von ihren Aktivitäten.“ Die Galeristin hatte nach den Kraftanstrengungen Mühe, die Tränen zurückzuhalten, und Jurorin Baumeister nahm sie tröstend in den Arm.
Begonnen hat der Besuch der Jury am Morgen im schon in die Jahre gekommenen Rathaus. Ortsbürgermeister Hubert Paal verriet in seiner Begrüßung, was die Bürger seines Dörfchens in jüngster Vergangenheit bewegt hat, welche Pläne existieren und was schon in Eigenleistung umgesetzt wurde. Er beschrieb die Situation im Ort, zeigte sich stolz über die immer aktuelle Internetpräsenz und die gute Internetanbindung, bevor Michael Hahn die einzelnen Schritte der Dorfmoderation und die weitere Vorgehensweise erläuterte. Besonders forciert werde das Miteinander von Jung und Alt, sagte er und fügte hinzu: „Das klappt schon sehr gut. Aber es gibt noch Luft nach oben.“ In diesem Zusammenhang verwies er auf eine WhatsApp-Gruppe, in der nachbarschaftliche Hilfe organisiert und geregelt wird – ebenfalls ein Ergebnis der seit Herbst laufenden Dorfmoderation.
Kurz und knapp beschrieb Wolfgang Hill außerdem das Vereinsleben in Berschweiler, bevor sich Jury, Vertreter der Ortschaft und Kreisbeigeordneter Peter Simon mit Regenschirmen in den Händen zur Friedenseiche auf den Weg machten. Die für dieses Gelände vorgesehenen Pläne allerdings sollten später von Jurymitglied Matthias Sieveke, Fachmann für Baugestaltung und Bauentwicklung, eine herbe Abfuhr erhalten. „Als ich das gehört habe, habe ich einen richtigen Schreck bekommen“, sagte Sieveke. Er hält die Idee, den 3,50 Meter hohen Baumstamm der Friedenseiche zu erhalten und mit einem Glaspavillon zu umgeben, für misslungen. „Der Baum ist tot. Jetzt gehört dort etwas Neues hin. Etwas, was auch der Jugend dienlich ist. So, wie es jetzt geplant ist, wird das Areal eine Trauerecke“, prophezeite er. Das war aber auch schon der einzige Rüffel, den Ortsbürgermeister Paal und seine Mitstreiter einstecken mussten. Viel Anerkennung gab es indes für das Ensemble mit dem ehemaligen Feuerwehrhaus, dem Spielplatz und dem Backhaus. „Dort könnte etwas Neues entstehen.“
Christoph Heckel, zuständig für die Grüngestaltung innerorts, bescheinigte den Berschweilerern eine tolle Grünstruktur. Berschweiler sei gesegnet mit besonderen Biotopen. Er riet Ortsbürgermeister Paal und dem Ortsgemeinderat allerdings, die Großgebäude wie die Kunstgalerie nicht hinter großen Hecken zu verstecken, sondern ans Dorf anzubinden. Passend dazu regte Carsten Neß, der den Aspekt „Das Dorf in der Landschaft“ bewertet, an, den Waldfriedhof Bergen-Berschweiler so zu gestalten, dass er seinen Namen auch verdient. Die dort gepflanzten Koniferen hätten nichts mit Wald zu tun und seien regionsuntypisch. Sein Rat: „Holen Sie sich professionelle Hilfe. Es ist nicht teuer und lohnt sich wirklich.“
Jurymitglied Markus Kowall – er betrachtet die Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen – gab zu, überwältigt zu sein. „Mein Tipp, sich in einem nächsten Schritt um eine Anerkennung als Schwerpunktgemeinde zu bemühen, wird ja bereits umgesetzt“, sagte er.
„Sie sind auf einem wunderbaren Weg“, bescheinigte Juryleiter Dirk Görgen den Berschweilerern. Görgen wie auch seine Jurykollegen warnten allerdings davor, sich zu verzetteln und in Einzelheiten zu verlieren. „Schauen Sie, worin Sie Ihr Geld, aber auch Ihre Kraft investieren wollen.“
Zwar nicht das Schlusswort, wohl aber die schönste Beurteilung hatte Melanie Baumeister parat: „So stelle ich mir die Zukunft vor. Sie haben das, was die ganze Region braucht – ein vorbildliches, ganzheitliches Konzept und engagierte Menschen, die es umsetzen.“ Und dann wiederholte Jurorin Baumeister: „Sensationell.“
Welche Ortsgemeinde den Landesentscheid erreicht, veröffentlicht die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) am 9. Juli auf ihrer Internetseite www.add.rlp.de