Musikverein 1921 Hoppstädten spielt zu rundum gelungenen Jubiläumskonzert auf
Jubilaumskonzert des MV Hoppstädten: Zum krönenden Finale erklingt der „Fliegermarsch“
Volle Konzentration beim Auftritt vor voll besetzten Stühlen im Zuhörerraum: Das Orchester des Musikvereins 1921 Hoppstädten hat bei seinem nachgeholten Geburtstagskonzert zum 100-jährigen Vereinsbestehen eine reife Leistung gezeigt. Foto: Franz Cronenbrock
Franz Cronenbrock

Bei seinem Jubiläumskonzert hatte der Musikverein (MV) 1921 Hoppstädten am Samstagabend gleich mehrere Überraschungen parat. Zum einen verstärkten aus diesem besonderen Anlass ehemalige Aktive das Orchester, und zum anderen führte mit Marius Merkelbach der ehemalige katholische Pfarrer an der St.-Markus-Kirche in Bleiderdingen als Moderator durch das Programm.

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„Bist du verrückt, das schaffen wir nie, das ist viel zu schwer für uns.“ Das hatte der Vorsitzende Sascha Werle der Dirigentin Stefanie Deynet gesagt, als diese vor einigen Monaten an den Vereinsvorstand herantrat und diesem vorstellte, welche Stücke sie mit dem Orchester den Zuhörern präsentieren wollten. Aber diese Bedenken waren letztlich unbegründet, und alle wurden eines Besseren belehrt. In monatelangen Proben schaffte es die Dirigentin bei Register-, Satz- und Gesamtproben, drei große symphonische Werke mit den Musikern einzustudieren.

Konzert an ungewohnter Stelle

Das Konzert zum 100. Geburtstag des Vereins, das 2021 wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben werden musste, ging wegen der laufenden Sanierung des Gemeindezentrums in Doppelort an ungewohnter Stelle, nämlich im voll besetzten Kommunikationsgebäude des Umwelt-Campus, über die Bühne. Bereits beim Eröffnungsstück „Music for a Solemnity“ von Jan de Haan zeigten die Aktiven, was in ihnen steckt.

Es ist John Williams gewidmet, greift Themen aus dessen Filmmusikkompositionen für „Star Wars“, „Indiana Jones“ oder „Harry Potter“ auf und gestaltet sie neu. „Das Stück ist eine Kombination alter Tradition in schöner Weise mit modernen Rhythmen und melodischen Linien, ebenso, wie die Tradition des Musikvereins mit immer neuen Ideen und Werken verknüpft ist“, sagte Moderator Merkelbach einleitend.

Auch das zweite Stück „Virginia“ von Jacob de Haan ist ein symphonisches Werk und beruft sich auf den amerikanischen Staat Virginia, der auf der Landkarte wie ein schiefes Dreieck aussieht. Diese Form schlägt sich bildhaft in der Komposition nieder, die den Staat aus drei Blickwinkeln und Zeitabschnitten beleuchtet: die Kolonisation, die Sklaverei und den amerikanischen Bürgerkrieg.

Starkes Solo an der Oboe

Auf einen langsamen Teil zur Einleitung folgt eine lebhafte Passage, die mit Ton- und Taktartwechseln die Mühen und Abenteuer der Landnahme darstellt. Im mittleren Teil wird die Sklaverei beschrieben. Es beginnt eine Zeit der Melancholie und Gefangenschaft. Diese Stimmung greift der Komponist mit einem Solo auf, das Alexandra Fauß an der Oboe gekonnt präsentierte. Im finalen Teil von „Virginia“ erklingen Fanfarenklänge aus der Ferne, der Beginn des Bürgerkrieges wird musikalisch greifbar.

Das dritte Stück des Abends „Whispers from Beyond“ von Rossano Galante widmete der Verein allen verstorbenen Musikern des Orchesters. Auch wenn diese Lücken hinterlassen haben, wollte das Ensemble diese Verluste nicht mit Trauer beklagen, sondern an die schöne Zeit des gemeinsamen Musizierens erinnern.

Die Pause beendete den symphonischen Teil des Galakonzerts. Danach folgte eine Programmmischung aus zünftiger und moderner Musik. „Aus alter Zeit“, ein Marschpotpourri, gehört zum Standardprogramm des MV. Bei diesem Stück spielten am Konzertabend viele Ehemalige mit, von denen einige zuletzt den Weg zurück zum Orchester gefunden haben.

Arrangement passt zum Musikverein

„The Greatest Showman“ ist eins der Lieblingsstücke des Ensembles. Der Musicalfilm von Michael Gracey ist eine Filmbiografie über den Zirkuspionier P. T. Barnum und eroberte 2017 die Kinosäle. Das Arrangement zum Film lässt sich sehr gut auf die Situation des Musikvereins während der Corona-Pandemie übertragen.

Immer wieder musste der MV Konzerte absagen, Kontaktbeschränkungen erschwerten die Gemeinschaft. Aber er ließ sich nicht unterkriegen. Der Erste Kreisbeigeordnete Bruno Zimmer erinnerte in diesem Zusammenhang seiner Festrede an die fast schon legendären Balkonkonzerte, als die Musiker vor ihren eigenen Häusern die „Ode an die Freude“ spielten, oder an die Auftritte vor dem Altenheim in Weiersbach. „Sinn der Musik ist stets, Freude zu machen“, so zitierte der Kreisbeigeordnete Zimmer den Philosophen Aristoteles.

Lange Liste an Gratulanten

Mit „Don´t Stop Me Now“, einem Titel der Rockband Queen, zeigte der Musikverein sein facettenreiches Repertoire. Der Mut zu neuen Ideen und diese mit viel Arbeit, Fleiß und Liebe zur Musik umzusetzen, inspirierte zur Auswahl dieses Stücks. Auch Ortsbürgermeister Peter Heyda und Klaus Feis in seiner Funktion als Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde gratulierten mit Reden zum Jubiläum: „Der Musikverein ist das Flaggschiff des kulturellen Lebens in der Gemeinde“, betonte Heyda.

Er versprach, dass sich der Verein auch künftig auf die Unterstützung der Kommune verlassen könne. Zudem gab es noch weitere Gratulanten aus Politik und Gesellschaft sowie von anderen Vereinen, deren Vertreter natürlich auch jeweils eine kleine Aufmerksamkeit mitgebracht hatten.

Das Jubiläumskonzert wurde auch zum Anlass genommen, zahlreiche verdiente Musiker für ihre langjährige Vereinsmitgliedschaft auszuzeichnen. Das übernahm der SPD-Landtagsabgeordnete und Präsident des Kreismusikverbandes Birkenfeld Hans-Jürgen Noss. Ein gesonderter Bericht dazu folgt.

Festschrift zum Jubiläum präsentiert

Ulrike Simon, die zweite Vorsitzende des Musikvereins, präsentierte zudem die Festschrift zum Jubiläum. Diese beinhaltet auch eine fast lückenlose Vereinschronik.

Die Polka „Von Freund zu Freund“ beginnt musikalisch mit einem Duett, am Konzertabend vorgetragen von Sascha Werle an der Trompete und Michael Bambach am Tenorhorn, und mündet in rhythmischen Passagen und lyrischen Melodien. Dieses vom Orchester vorgetragene Stück steht stellvertretend für die Verbundenheit zur Musik, für die Gemeinschaft im Musikverein bis hin zu den Freundschaften, die durch das Ausüben dieses Hobbys entstehen.

Mit „Jubelklänge“ gratulierte sich der Verein selbst zum Geburtstag. Die Verantwortlichen des MV hatte sich dazu etwas Besonderes einfallen lassen. Sie schrieben im Vorfeld ehemalige aktive Musiker an und animierten sie dazu, nochmals beim Konzert zum 100. Geburtstag mitzuwirken. Tatsächlich waren viele frühere Weggefährten dabei, sodass bei diesem Programmpunkt der Platz auf der Bühne knapp wurde.

Bei Zugabe weihnachtet es sehr

Lang anhaltender Applaus und immer mehr Rufe nach einer Zugabe waren danach der Dank des Publikums. Diese wurde natürlich auch gegeben. Wie es sich für ein Konzert am vierten Adventswochenende gehört, durften weihnachtliche Klänge nicht fehlen. „Sweet Bells Fantasy“ ist eine kreative Fantasie des Weihnachtsliedes „Süßer die Glocken nie klingen“ von Martin Scharnagel. Durch verschiedene Raffinessen verleiht der Komponist dem bekannten Weihnachtslied einen würdevollen und festlichen Charakter.

Damit aber noch nicht genug: Beendet wurde das rundum gelungene Geburtstagskonzert des MV 1921 mit dem treusten musikalischen Begleiter des Orchesters. Und so kamen die Zuhörer, die rhythmisch mitklatschten, zum Schluss in den Genuss, den „Fliegermarsch“ zu hören.

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