SS-Sonderlager/KZ Hinzert
Jubiläumsfeier mit Kurt Beck

20 Jahre Dokumentations- und Begegnungshaus in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert - das wurde am Freitag gefeiert. 

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An der Jubiläumsfeier im SS-Sonderlager/KZ Hinzert nahmen auch der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (2. von rechts) und Albert Hansen, Amicale des Anciens de Hinzert Luxemburg, teil.
Heike Rost

Vor 20 Jahren, am Internationalen Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember 2005, wurde an der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert das einzigartige Dokumentations- und Begegnungshaus von den damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Luxemburg, Kurt Beck und Jean-Claude Juncker in Anwesenheit zahlreicher Überlebender des Lagers und deren Angehörigen, eröffnet.

Viele Architekturpreise und Hunderttausende Besucher aus aller Welt später blickte die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (LpB) am Freitag auf die Gründungsgeschichte der Gedenkstätte zurück. LpB-Direktor Bernhard Kukatzki wies darauf hin, dass die Landeszentrale schon 1992 in ihrer Gedenkstättenkonzeption den notwendigen Neubau des 2005 eröffneten Dokumentations- und Begegnungshauses und des Informationssystems der „Stätten der Unmenschlichkeit“ vorsah. „Seitdem hat sie zahlreiche Dokumentationen publiziert, die Errichtung der Schutzhütten an den ehemaligen Massengräbern durchgeführt und mit internationalen Treffen ehemaliger Deportierter und mit zahlreichen Projekten im In- und Ausland die Gedenkstättenarbeit in Hinzert betrieben. Dabei kooperierte sie regelmäßig mit den Verbänden der ehemaligen Deportierten aus Luxemburg und Frankreich und dem Förderverein Gedenkstätte KZ Hinzert.“

„Freiheit und Menschenwürde sind keine Selbstverständlichkeiten“

Katharina Heil, Ministerialdirektorin im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, betonte: „Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand das KZ Hinzert für Jahrzehnte nahezu vollständig aus dem öffentlichen Bewusstsein. Erst durch die Gründung des Fördervereins im Jahr 1989 und die Eröffnung des Dokumentationszentrums wurde der Grundstein für eine Gedenkstätte gelegt. Heute erinnert die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert an die Opfer des Nationalsozialismus und macht deutlich, dass Erinnern auch politische Verantwortung bedeutet.“ Das Engagement des Vereins und vieler Unterstützer unterstreiche, „wie wichtig Zivilcourage, kritisches Hinterfragen und eine lebendige Erinnerungskultur für Demokratie und Menschenrechte sind. Freiheit und Menschenwürde sind keine Selbstverständlichkeiten – wir müssen sie leben, stärken und immer wieder aufs Neue schützen.“

Dieter Burgard, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte KZ Hinzert, hob hervor, dass „die beeindruckende Architektur Menschen anzieht und gerade hier jungen Menschen aufgezeigt wird, was es für Konsequenzen hat, wenn Demokratie zerstört wird und Unmenschlichkeit herrscht. An der abschließenden Gesprächsrunde nahmen auch der damalige Ministerpräsident Kurt Beck und Albert Hansen, Amicale des Anciens de Hinzert Luxemburg, teil.

Konzentrationslager für Deportierte

Die Leiterin der Gedenkstätte, Dr. Sabine Arend, stellte nach der Diskussionsrunde das neue Projekt vor, dass sich den ehemaligen Außenlagern des Lagers widmet und präsentierte anhand von drei Orten erste Ergebnisse. Die Referatsleiterin für Gedenkarbeit in der Landeszentrale, Kathrin Künstler, richtete den Blick in die Zukunft der Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz. Im Anschluss war Zeit der Begegnung mit vielen in der Gedenkarbeit Aktiven und weiteren Ehrengästen.

Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert bestand von 1939 bis 1945. Ursprünglich Polizeihaftlager und SS-Sonderlager für im NS-Sinne „straffällig gewordene“ Westwall-Arbeiter wurde es während des 2. Weltkrieges ein Konzentrationslager für Deportierte aus von der Wehrmacht besetzten Ländern. Das Lager bestand bis März 1945, als es kurz vor Anmarsch amerikanischer Truppen teilweise geräumt wurde. Die meisten Gefangenen wurden zu Fuß unter Bewachung auf einen Todesmarsch zum KZ Buchenwald geschickt. Gesichert sind aufgrund der Forschungen mindestens 10.000 Häftlinge und 321 Todesfälle im Hinzerter KZ. Es konnten aber wohl nach Kriegsende nicht alle Opfer gefunden werden. red

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