In der Ortsgemeinde Sien hat sich bestätigt, dass der Angriff auf 13 Stück Damwild Anfang April sowie der Verlust eines weiteren Tieres, das seither verschwunden ist (wir berichteten), auf einen Wolf zurückzuführen ist. Die in solchen Fällen üblichen Untersuchungen des Frankfurter Senckenberg-Instituts ergaben, dass das Tier aus der sogenannten alpen-italienischen Population stammt. „Der Haplotyp HW22, der mit dieser Population in Verbindung steht, könnte auf den Wolf GW4433m hindeuten“, heißt es seitens des zuständigen Koordinationszentrums für Luchs und Wolf (Kluwo).
Der Wolf wurde wahrscheinlich auch von einer Wildkamera im Jagdrevier Hoppstädten aufgenommen. Am Morgen des 1. April dokumentierte die Kamera von Pächter Wim van Laarhoven ein wolfsähnliches Tier in Richtung Sien laufend. Nach den Vorfällen am 3. und 4. April hat der Besitzer des betroffenen Damwilds umgehend Maßnahmen ergriffen. Zusätzliche Stromsicherungen wurden installiert, Flatterbänder angebracht und Kameras zur Überwachung installiert. Seitdem gab es keine weiteren Hinweise mehr auf einen Beutegreifer. Die Koordinationsstelle für Luchs und Wolf stehe in engem Austausch mit den betroffenen Tierhaltern, um sie bei der aktuellen Situation zu unterstützen, heißt es seitens der im pfälzischen Trippstadt beheimateten Kontaktstelle.
Betroffene Tierhalter werden unterstützt
Auch wenn die Gemeinde Sien außerhalb der bislang in Rheinland-Pfalz ausgewiesenen Präventionsgebiete liegt und daher das Vorhandensein einer Zäunung gemäß den Vorgaben eines wolfsabweisenden Grundschutzes keine Voraussetzung für eine Schadensregulierung ist, werden die von Rissen betroffenen Tierhalter dennoch unterstützt und haben Anspruch auf Ausgleichszahlungen. Das Koordinationszentrum hilft zudem bei der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen, um zukünftige Angriffe zu verhindern.
Das im Jahr 2021 gegründete Kluwo wurde als zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Luchs und Wolf geschaffen. Es koordiniert im Wesentlichen die Maßnahmen mit Bezug auf die beiden Großkarnivoren in Rheinland-Pfalz. Dies umfasst die Teilbereiche Monitoring, Management, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. Das Kluwo wird regional unterstützt von den ehrenamtlichen Personen des Netzwerks von Großkarnivorenbeauftragten.
Beratung und praktische Unterstützung für Tierhalter
Das Koordinationszentrum betont, dass Präventionsmaßnahmen eine immer größere Bedeutung erhalten, da sich Wölfe in Deutschland immer weiter ausbreiten. Das Kluwo bietet betroffenen Tierhaltern Beratung und praktische Unterstützung, um den Herdenschutz langfristig zu verbessern. Gleichzeitig werden weiterführende Daten über die Wanderbewegungen der Wölfe gesammelt, um künftige Konflikte frühzeitig zu minimieren. Dabei arbeite das Kluwo eng mit Jägern und Tierhaltern zusammen.
Das Kluwo bittet darum, Risse und Sichtungen immer unverzüglich zu melden, um möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen. Für solche Fälle gibt es eine Hotline, bei der Beobachtungen und Hinweise direkt gemeldet werden können: Tel. 06306/911 199 oder 06131/884 268 199. Die Hotline ist rund um die Uhr erreichbar.
Allgemeine Informationen zum Wolfs/Luchs-Management, Herdenschutzmaßnahmen und Präventionsförderung des Landes Rheinland-Pfalz, finden sich auf der Internetseite https://fawf.wald.rlp.de/kluwo