Gesellschaft Heike Kley aus Kempfeld bietet künftig Spielnachmittage für Hochbegabte an
IQ von 130: Wenn Kinder mehr als klug sind

Kreis Birkenfeld. Die Eltern sind überfordert, die Lehrer und Erzieher auch. Für Gleichaltrige sind sie oft Angeber und Klugscheißer. Und selbst fühlen sich hochbegabte Kinder alles andere als wohl in ihrer Haut: Oft leiden sie unter ihrem Anderssein.

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Hochbegabte Kinder zeichnen sich durch sehr früh entwickelte, weit überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen aus, durch die sie Gleichaltrigen in Teilgebieten oft beträchtlich voraus sind. Dies kann den logisch-mathematischen, den sprachlichen, den musikalischen, den bildnerisch-künstlerischen, den sportlichen oder den sozialen Bereich – manchmal auch mehrere dieser Bereiche gleichzeitig – betreffen. Etwa 3 Prozent aller Kinder sind weit überdurchschnittlich intellektuell befähigt und gelten somit als hochbegabt. Von hochbegabten Kindern wird häufig erwartet, dass sie sich in der Schule durch herausragende Leistungen auszeichnen. Das ist bei vielen, aber nicht bei allen hochbegabten Kindern der Fall, heißt es auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGHK).

Heike Kley aus Kempfeld kennt die Problematik. Sie war 20 Jahre bei der Lebenshilfe Obere Nahe in Göttschied tätig. Derzeit ist die 46-Jährige in einer kommunalen Kindertagesstätte der VG Herrstein als Erzieherin angestellt. Im Juli dieses Jahres hat Kley im Rahmen eines Fernstudiums ihre Zusatzqualifikation zur Begabungspädagogin erworben. Am 20. Oktober fällt der Startschuss für ein Projekt, das sie initiiert hat: Spielnachmittage für hochbegabte Kinder zwischen 6 und 14 Jahren in der Kita Sensweiler. Federführend ist die Regionalgruppe Birkenfeld/Idar-Oberstein der DGHK.

Die Nachmittage, die nach dem 20. Oktober jeweils an jedem dritten Samstag im Monat zwischen 15 und 18 Uhr stattfinden sollen, dienen in erster Linie dem Kennenlernen der Kinder untereinander: Sie sollen sich in der Gruppe normal fühlen. Auch der so wichtige Austausch der Eltern bei einer Tasse Kaffee steht im Fokus.

Kley berichtet: „Im Alter von sechs Jahren wurde mein Sohn aufgrund seines Wissensdrangs, seiner früh entwickelten, ausgeprägten Sprache und seines nicht altersentsprechenden Verhaltens auf eine vermutete, höhere Begabung getestet. Der Test ergab eine intellektuelle Hochbegabung mit einem IQ von 130.“ Der übliche IQ liegt zwischen 85 und 115. Als Eltern standen die Kleys zu dem Zeitpunkt vor einer riesigen Herausforderung: „Was nun? Wie geht's weiter? Wer unterstützt und berät uns in dieser Situation? Wie gehen wir als Eltern damit um? Schnell mussten wir feststellen, dass eine reguläre schulische Bildung und Förderung unsererseits nicht ausreicht, um den Bedürfnissen eines hochbegabten Kindes gerecht zu werden.“

Heike Kley hat einen hochbegabten Sohn. Sie will betroffene Eltern und Kinder mit einem neuen Angebot unterstützen. Foto: Fotostudio Pullig

Seit dem Schuljahr 2007/2008 werden an der Grundschule Niederbrombach Mädchen und Jungen mit speziellen Begabungen einmal wöchentlich so unterrichtet, dass sich diese Kinder mit speziellen Arbeits- und Lernformen und vom regulären Rahmenplan abweichenden Themen beschäftigen. Es gibt zum Beispiel Entdeckertage. Allerdings: Die Gruppengröße ist begrenzt und an die Schule gekoppelt – was den Kleys keine Option bot. Nach eigener Recherche knüpften die Eltern Kontakte zum Kindercollege in Neuwied: eine Einrichtung des Begabtenzentrums, in der 14-tägig außerschulische Förderangebote für hochbegabte Kinder und Jugendliche angeboten wurden. Diese Angebote sind unumgänglich, um hochbegabten Kindern genügend Futter fürs Hirn zu bieten und vor allem, um den Umgang mit Gleichgesinnten zu ermöglichen. „Unser Sohn besuchte diese Einrichtung sechs Jahre lang, natürlich auch verbunden mit Kosten und enormem Fahrtaufwand, da kaum bis keine Förderangebote in dieser Art in unserer Region existieren. Aber hochbegabte Kinder benötigen diesen Input und eine angemessene Förderung ihr Leben lang.“

Die letzte Anlaufstelle war ein Spielnachmittag der DGHK. Bei den Spielnachmittagen treffen sich hochbegabte Kinder und Jugendliche, um auf einer Ebene mit Gleichgesinnten Zeit zu verbringen und soziale Kontakte zu knüpfen. „Leider findet der nächstgelegene, für uns nicht sehr heimatnahe Spielnachmittag im Saarland statt. Nach reichlicher Überlegung habe ich die Initiative ergriffen und ein ähnliches Projekt für den Kreis Birkenfeld organisiert. Ich bin ehrenamtlich für den Verein in der Beratung anderer Eltern tätig und veranstalte zukünftig eigene Spielnachmittage.“

Die Teilnahme ist kostenlos. Den Kindern werden Impulse geliefert: in Form von zur Verfügung gestellten Spielen und Materialien, die sie nach eigenem Interesse wählen können. Zudem sind Experimente und Exkursionen (Bergwerk, Museen, Klettergarten, Filmdreh, Robotik-Workshop) und noch einige weitere spannende Themen zur Umsetzung geplant: „Ich orientiere mich dabei an den Wünschen und der Kreativität der Teilnehmer. In einem Nebenraum der Kita biete ich den Eltern Gelegenheit, sich auszutauschen. Es soll auch Stammtische und themenbezogene Referate geben.“

Infos und Anmeldung: Heike Kley, E-Mail an heike.kley@dghk-rps.de. Weitere Infos unter www.dghk.de

Von unserer Redakteurin Vera Müller

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