Neues Konzept
Intergem will wieder mehr Fachbesucher anlocken
2023 fand die bislang letzte Intergem statt. Im Jubiläumsjahr hoffen die Veranstalter trotz Weltwirtschaftskrise wieder auf mehr Fachbesucher und Aussteller.
Vincent Dommer/Intergem

Seit Corona stagnieren bei der Intergem die Fachbesucherzahlen. Das führte zu immer weniger Ausstellerinteresse. Diese Abwärtsspirale wollen die Verantwortlichen im Jubiläumsjahr durchbrechen.

Mit einem neuen Marketingkonzept will die Intergem im Jubiläumsjahr dem Fachbesucher-Schwund der Vorjahre entgegenwirken. Dazu haben sich die Messeverantwortlichen starke Partner ins Boot geholt: die drei Branchen-Bundesverbände Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BVSU), den Handelsverband Juweliere (BVJ) und den Bundesverband der Edelstein- und Diamantindustrie sowie die Inhorgenta München.

Alle drei Verbände werden im Vorfeld der 40. Intergem, die vom 11. bis 13. April 2025 in der Messe Idar-Oberstein stattfinden soll, in ihren Newslettern für einen Besuch der Fachmesse für Edelsteine und Schmuck werben – Stichwort: „Chefempfehlung“. Dabei wird auch herausgestellt, dass Aussteller bis zu 500 kostenfreie Eintrittskarten für ihre Kunden bestellen können. Auch das ist Bestandteil der neuen Marketingoffensive. Zudem wird die MIO in Zusammenarbeit mit dem Gemmologischen Institut wieder Workshops und Schulungen anbieten - für Aussteller und Besucher zum Sonderpreis und gegebenenfalls sogar kostenfrei: „Dieses Entgegenkommen gibt es so auf keiner anderen Messe“, sagt Konrad Henn, der Vorsitzende des Messevereins . Das sei nur möglich, „weil wir diese geballte Kompetenz in Idar-Oberstein haben“.

„Die Intergem ist und bleibt ein toller Marktplatz für Edelsteine und Schmuck.“
Messevereinsvorsitzender Konrad Henn

Auf der Inhorgenta München, Europas führender Schmuckmesse, wird die Intergem vom 21. bis 24. Februar 2025 erstmals mit einem eigenen Stand vertreten sein und auf die „kleine Schwester“ in Idar-Oberstein aufmerksam machen. Die Münchener Messe hat den Kollegen von der Nahe „vielfältige Unterstützung“ (Henn) zugesagt.

„Lange Nacht der Edelsteine“ am 12. April

Die in den Vorjahren eingeführten Neuerungen wie die „Lange Nacht der Edelsteine“, bei dem unter anderem die Museen in Idar-Oberstein mitwirken, die GemTec (ein Forum für innovative Technologien, Geräte und Werkzeuge für die Edelsteinbearbeitung) und der Besuch von international bekannten Influencerinnen wie Katerina Perez oder Liza Urla wird es auch im Jubiläumsjahr geben. Zudem wird eine „Sonderschau aus vier Jahrzehnten“ zusammengestellt, die Arbeiten der verstorbenen Edelsteinkünstler Helmut Wolf, Tom und Bernd Munsteiner sowie von den Firmen Emil Becker und Pauly zeigt. „Eine solche Schau wird es anderswo nicht geben können“, schwärmt Henn im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine zweite Sonderschau präsentiert – erstmals auf der Intergem – die Siegerarbeiten des Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreises 2024.

Intergem 2023: Viel Kompetenz, wenig Besucher.
Vincent Dommer/Intergem

Messe und Messeverein reagieren mit ihrem neuen Konzept auf den schmerzlichen Rückgang der Fachbesucher seit Corona und den nachfolgenden Krisenjahren: Inflation, die schwierige wirtschaftliche Lage weltweit und der Krieg in der Ukraine setzen den Luxusbranchen, den Juwelieren und auch den Schmuckmessen immens zu: „Die Kauflust ist unten, das spüren wir Tag für Tag“, sagt Henn. Die geringe Zahl der Fachbesucher – Tiefpunkt war 2022 mit nur noch 1400, im Vorjahr waren es etwa 100 mehr – war dann auch der Hauptgrund, weshalb in den Vorjahren immer mehr Stammausteller aus der Edelsteinregion abwinkten und sich nicht mehr an der Heim-Messe beteiligten. 

Messe will die Abwärtsspirale durchbrechen

Das führte wiederum dazu, dass zum Teil von weit angereiste Fachbesucher enttäuscht waren, nicht das ganze Leistungsspektrum der Idar-Obersteiner Branche auf der Intergem anzutreffen - was früher immer der große Vorteil der kleinen, aber feinen Messe war. Nun wollen MIO und Messeverein diese Abwärtsspirale durchbrechen. In guten Jahren wurden früher 5- bis 6000 Besucher vermeldet. „I n diese Richtung“ will man perspektivisch und langfristig wieder hin.

Nach dem bereits einige Jahre zurückliegenden Abgang von Vorzeigebetrieben wie Paul Wild, Wild & Petsch (beide aus Kirschweiler) oder Constantin Wild (Idar-Oberstein) waren bei der bislang letzten Messe 2023 auch die großen Namen Giloy, Krieger und Ph. Hahn Söhne (alle aus Idar-Oberstein) nicht mehr dabei. Dieser Schwund war einer der Gründe, warum ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2024 keine Intergem stattfand – und auch auf einer Gesellschafterversammlung vorige Woche Diskussionsthema.

Die Parser Influencerin Katerina Perez auf der Intergem 2022
Vincent Dommer/Intergem

Auffällig: Auf dem Werbeschreiben für das neue Konzept der Messe, das vor einigen Tagen an alle Mitgliedsbetriebe, aktuelle und frühere Aussteller verschickt wurde, sind Steine und Schmuckstücke von zwei Firmen zu sehen, die in den Vorjahren gar nicht auf der Intergem ausstellten. Laut Henn und Arend gibt es auf diese E-Mail schon etliche positive Reaktionen. 

Auch vom neuen Termin versprechen sich die Verantwortlichen einiges: Mit dem Schritt, die Messe vom traditionellen Oktobertermin ins Frühjahr zu verschieben, will man Terminkollissionen aus dem Weg gehen. „Wir reihen uns da ideal zwischen Inhorgenta und Gem Geneve ein“, ist Konrad Henn zuversichtlich. Das erste Oktober-Wochenende direkt nach der für die Branche so wichtigen Messe in Hongkong war für viele Aussteller alleine schon logistisch schwierig. Zudem hofft man, dass im Frühjahr bei den Juwelieren mehr Budgetspielraum vorhanden ist als im Herbst. Aber die müssen zuerst einmal wieder zurückgeholt werden...

In ihren Glanzzeiten hatte die Intergem um die 180 Aussteller. 2023 waren es nur noch gut 80. Auch die Buchungen für 2025 laufen eher schleppend, was vor allem der gesamtwirtschaftlichen Lage in der Branche geschuldet ist. MIO-Chef Arend ist dennoch zuversichtlich: „Wir werden wieder ein tolles Programm für die Jubiläums-Intergem auf die Beine stellen.“ Auch Konrad Henn bleibt optimistisch: „Die Intergem ist und bleibt ein toller Marktplatz für Edelsteine und Schmuck.“

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