Bergwerk feiert Geburtstag
Instrumente aus Kupfer sorgen für Klangerlebnisse
Beim Geburtstagsjubiläumsfest zum 50-jährigen Bestehen wird es wieder zahlreiche Veranstaltungen für Jung und Alt geben - wie hier bei der Langen Nacht der Edelsteine, als Mitarbeiter des Nabu über Fledermäuse informierten.
Thomas Brodbeck

Natürlich ist das Bergwerk viel älter - die ersten Erwähnungen gehen zurück bis ins 14. Jahrhundert. Doch vor 50 Jahren, am 6. Juni 1975, öffnete es erstmals seine Tore für Besucher. Das wird in Kürze groß gefeiert.

Lesezeit 5 Minuten

Es wird eine Geburtstagsparty, die man nicht versäumen sollte. Am Wochenende 28. und 29. Juni feiert das Kupferbergwerk Fischbach seinen 50. Geburtstag. Dann gibt es viel zu entdecken, zu sehen und zu hören, es ist für jeden etwas dabei, für große und kleine Gäste. Die gesamte Bergbauregion des Hosenbachtals wird zum Festgelände. Und natürlich ist an beiden Tagen auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Eine exklusive Veranstaltung unter Tage verwandelt die Stollen in Räume voller Klang. Statt Hammer und Bergeisen sind es Instrumente, die aus Kupfer gefertigt wurden und sich zu einem ganz außergewöhnlichen Ohrenschmaus vereinen: Zarte Klänge von Flöte, Monochord oder Flachtrommel lassen die Sinne der Zuhörenden an diesem besonderen Ort eintauchen in eine andere Welt unter der Erde.

Eine Fotoausstellung mit dem Titel „Sehens-Würdig. Entstehung und Wandel eines Besucherbergwerks“ verwandelt den schnurgeraden und barrierefrei begehbaren Erbstollen in eine Galerie, die vier Phasen der Entwicklung des Fischbacher Kupferbergwerks dokumentiert – von der erstmaligen Wahrnehmung als sehenswürdig bis in die Jetztzeit. Eine zusätzliche Attraktion ist eine Video-Projektion von Michael Catrein, die in der historischen Radstube der ehemaligen Hosenberger Wasserkunst imaginär wieder ein Wasserrad sich drehen lässt.

Peter Tonn (links), Ortsbürgermeister von Fischbach und Rainer Hahn-Köhne, Leiter des Kupferbergwerkes vor dem Pochwerk. Dieses zerkleinerte ehemals wasserbetrieben die Steine aus dem Bergwerk, um daraus anschließend das Kupfer zu gewinnen.
Thomas Brodbeck

Die Edelsteinkönigin eröffnet die neu konzipierte Foto-Dauerausstellung in und um das Bergwerk. Diese Dauerausstellung würdigt den Ausbau der Grube zum Besucherbergwerk direkt am Ort des Geschehens mit authentischen Fotografien aus den 1970er-Jahren. Sie lässt die Jubiläumsbesucher in die Geschichte des Besucherbergwerks eintauchen.

Am Sonntag lädt ein Frühschoppen mit dem Musikverein Weierbach im Festzelt und Auftritt der Grundschule Fischbach ein. Ebenfalls am Sonntag wird es einen Berg-Gottesdienst mit der Superintendentin Jutta Walber unter Tage geben, musikalisch begleitet wird der Gottesdienst vom Chor aus Berschweiler.

An beiden Tagen finden kostenlose Schnupperführungen durch das Kupferbergwerk im Sinne eines Tags der offenen Tür statt. Es darf dabei genascht werden, sowohl vom Bergwerkskäse „Alter Steiger“ als auch von köstlichen Naheweinen.

„Die große Weitung auf einmal zu übersehen, ist unmöglich“

Schon Sebastian Münster (1489-1552), der große Kosmograph, beschrieb 1544 in seiner berühmten „Cosmographia“ das Fischbacher Bergwerk und rühmte die ausgezeichnete Qualität des Kupfers. Wahrscheinlich wurde hier schon im 14. Jahrhundert abgebaut. Im 16. Jahrhundert sollen 200 bis 300 Bergleute in der Grube gearbeitet haben. Das Bergwerk war bis 1792, als die französischen Revolutionstruppen das linke Rheinufer besetzten, in Betrieb. Die Wirren der Zeit, Unentschlossenheit der Landesherren und sinkende Kupferpreise verhinderten die Wiederaufnahme des Betriebs. Das Bergwerk wurde 1825 endgültig stillgelegt und erst 1975 als Besucherbergwerk, das erste in Rheinland-Pfalz, wiedereröffnet.

„40 Meter steigt man empor, betritt einen alten Stollen und sieht sich schon nach kurzer Zeit im Inneren der Weitung“, heißt es in einer Beschreibung von 1927. „Sie auf einmal zu übersehen, ist unmöglich. 100 Meter weit von Ost nach West kann man wandern. 30 Meter beträgt die Breite, 25 Meter die Höhe.“

Ein Highlight sind sicher die Vorführungen und Erläuterungen an der historischen Schmiede der Kupferhütte. Hier kann man live erleben, wie die Bergschmiede im Mittelalter alltäglich das zerschundene Gezähe der Bergleute wieder zu tauglichem Werkzeug herrichteten. Zudem gibt es eine Geocache-Aktion mit dem Schwerpunkt Mittelalter.

Ein abgelegener und bis dato verschlossener Stollen wird als „Living-History“, also als gelebte Geschichte, extra zum Fest geöffnet. Und natürlich wird auch über die heutigen „Bewohner“ des Bergwerkes informiert: Der Nabu Birkenfeld lädt zu einer abendlichen Fledermaustour ein. Informationen geben Mitglieder des Vereins Pollichia.

Und auch die jungen Besucher kommen nicht zu kurz: Zu den zahlreichen Kinderangeboten gehört eine spannende Lesung in den Tiefen des Bergwerks. Dort trägt Romana Jansen – nicht nur für die Kleinen – die spannende Geschichte vom Kupfitroll vor. Diese stammt aus der Feder der Fischbacher Künstlerin Harma-Regina Rieth. Das anlässlich des Jubiläums veröffentlichte Buch „Ida mit dem Träumehut“ von Rieth beschreibt die fantasievollen Erlebnisse von Ida.

Und wer lieber im Freien spielt: Auf dem Gelände des Kinderspielplatzes organisiert Harma-Regina Rieth Kunst für Kids, Wandersteine und Ausmalen für die Kleinen. Außerdem wartet eine Hüpfburg auf kleine Benutzer. Entlang der vier Kilometer langen Traumschleifchen Kupferspuren finden sich viele weitere Überraschungen und Sehenswürdigkeiten.

Die Festansprache bei der Eröffnung des Kupferbergwerks hielt einer der Hauptinitiatoren, Heinz-Walter Wild. Beide Fotos sind von Manfred Greber aufgenommen,
Manfred Greber (Archiv)

Gestemmt hat all die Vorbereitungen und die damit verbunden Kosten bis auf einige Spenden die Gemeinde Fischbach. „Denn Fischbach ist das Kupferbergwerk, und das Kupferbergwerk ist Fischbach“, sagt Ortsbürgermeister Peter Tonn. „Es sucht in Europa seinesgleichen“, lautete die Schlagzeile im Eröffnungsjahr. Und das hat sich bis heute nicht geändert: Das Kupferbergwerk ist in vieler Hinsicht einzigartig. Es ist deutschlandweit das einzige barrierefreie Bergwerk. Die Stollen sind immer eine Besichtigung wert, nicht nur zum Geburtstagsfest. Und mit seiner einzigartigen Fledermauspopulation besitzt es einen ökologischen Schatz, der weit über den Hunsrück hinaus von Bedeutung ist.

Umso unverständlicher ist es, dass in den vergangenen Jahren die Besucherzahlen stark eingebrochen sind: von 18.000 bis 20.000 vor 20 Jahren auf heute etwa 12.000 Gäste. Rainer Hahn-Köhne, der neue Leiter des Kupferbergwerkes, hofft, dass durch das Fest das Bergwerk auch über den Hunsrück hinaus bekannter wird. „Aber auch die übergeordneten Stellen müssen mehr Werbung machen, und die Region als Ganzes sehen. Vielfach sind der Hunsrück und das Naheland noch Terra incognita, also unbekanntes Land“, sagt er.

Groß war die Menschenmenge bei der Eröffnung des Fischbacher Kupferbergwerks am 6. Juni 1975.
Manfred Greber (Archiv)

Hahn-Köhne hat viele Ideen, wie sich nach dem Fest das Kupferbergwerk weiterentwickeln soll: Neben Workshops über den wissenschaftlichen Aspekt des Bergwerks und weiterer Attraktionen für Besucher ist auch angedacht, neben den Fledermäusen auch andere Bewohner in den Tiefen der Stollen zu untersuchen. Vielleicht finden sich hier einzigartige und lichtscheue Spinnentiere und Insekten.

Für Bürgermeister Tonn ist das Bergwerk noch in einer anderen Hinsicht von Bedeutung, der nicht so offensichtlich ist: „Wir haben hier bis zu 20 Teenager im Alter von 15 bis 20 Jahren, die Besuchergruppen durch das Bergwerk führen. Diese jungen Menschen lernen, vor Gruppen zu sprechen. Sie reifen auch damit heran zu einer Persönlichkeit. Wir sind somit auch eine Ausbildungsstätte.“

Wegen der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Parkplätze und der Umwelt zuliebe, werden die Besucher gebeten, möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Ab Bahnhof Fischbach-Weierbach steht ein kostenloser Bus-Shuttle-Service bis zum Kupferbergwerk zur Verfügung.

Weitere Infos unter: www.besucherbergwerk-fischbach.de

Top-News aus der Region