Zwei Bewerber stellen Konzepte für die Erzeugung erneuerbarer Energien vor
Infoabend zu Erneuerbaren Energien in der VG Birkenfeld: Wertschöpfung soll in der Region bleiben
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Die Verbnadsgemeinde Birkenfeld will die Versorgung ihrer Anlagen mit eigenproduziertem Strom verbessern. Um dies zu erreichen, ist unter anderem die Erweiterung des schon bestehenden Solarparks auf dem Gelände des Klärwerks in Hoppstädten-Weiersbach. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Schwollen. Die VG Birkenfeld will möglichst viel Eigenstrom aus erneuerbaren Energien für sich nutzen und gegebenenfalls eines Tages auch einige Kilowattstunden selbst erzeugten Stroms auf den Markt bringen. Um das zu erreichen und Produktion und Vermarktung so auszurichten, dass das Geld in den Kommunen bleibt und nicht zum großen Teil an Projektierer aus der Fremde fließt, werden Ideen gesucht.

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In einer Infoveranstaltung in der Gemeindehalle in Schwollen stellten sich vor Kurzem zwei Interessenten vor: die Firma Sipe aus dem Kreis Bad Kreuznach und die Stadtwerke Trier, die mit kommunalen Partnern Verbundnetze für die Stromerzeugung und -vermarktung aufgebaut hat. Die Veranstaltung richtete sich an Ortsbürgermeister und Gemeinderäte, die die Informationen in die Ratsversammlungen weitergeben sollen. Denn dort entscheidet sich, ob das Konstrukt entwickelt werden kann. „Uns ist es wichtig, die Bürgermeister und Räte mit auf den Weg zu nehmen“, sagte VG-Chef Bernhard Alscher zu Beginn der Sitzung, an der 50 bis 60 Personen teilnahmen. Eingeladen hatte die Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) „Erneuerbare Energien für Birkenfeld“, die unter dem Dach der Verbandsgemeinde arbeitet.

Ziel: Vollständige Selbstversorgung

Die Verbandsgemeinde Birkenfeld bezieht 1580 Megawattstunden Strom pro Jahr im Netz. Die sollen – zunächst nur zum Teil, später vollständig – aus vor Ort produzierten erneuerbaren Energien stammen. Sipe und die Stadtwerke Trier wollen gleichermaßen den vor Ort erzeugten Strom im der Region lassen und den Bürgern günstige Preise anbieten. Sipe-Chef Ralf Simon ist auch Professor an der TH Bingen und Energieberater des Landes.

Seine „Studie zur optimierten Eigenstromversorgung der Anlagen der VG Birkenfeld“ geht von einem zweistufigen Ausbau der Infrastruktur aus: erstens die vorhandene Fotovoltaikfreiflächenanlage der Kläranlage Hoppstädten erweitern und an einer noch zu bauenden Freiflächenanlage in Dambach einen Anteil zu haben, zweitens weiteres Fotovoltaik-Ausbaupotenzial nutzen. Nach Simons Rechnung erreicht die Verbandsgemeinde auf diese Weise einen Autarkiegrad von 27 Prozent nach der Ausbaustufe 1 und 30 Prozent nach der zweiten Stufe. Dabei soll es nicht bleiben, bekräftigte Simon. Aber man könne darauf aufbauen, um nach weiteren Phasen eines Tages die volle Abdeckung zu erreichen und eventuell überproduzierten Strom auf den Markt zu bringen.

Land stellt 600000-Euro-Zuschuss bereit

Begleitet wird die Aufbau von einem virtuellen Kraftwerk, einer Software, die das Systemmanagement unterstützen soll. Es beobachtet das Wetter, erstellt Marktprognosen, hilft generell beim Stromverkauf und stellt Dienstleistungen aus einem Verbund kleiner dezentraler Anlagen bereit. Gefördert wird das Ganze aus dem Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki) des Landes. Die Kipki-Förderung für die VG sei gesichert, erklärte Alscher. Den Zuschussbescheid in Höhe von 597000 Euro wird die VG am morgigen Freitag (22. März) von Umweltstaatssekretär Erwin Manz bei einem Termin im Rathaus offiziell erhalten.

Die Stadtwerke Trier (SWT) arbeiten bei dem Ziel, das durch die Stromerzeugung erworbene Geld in der Region zu halten, mit kommunalen Partnern zusammen. „Wir wollen verhindern, dass der meiste Teil der Wertschöpfung aus den ländlichen Raum hinausgeht“, betonte Helfried Welsch, der als technischer Prokurist für die Regionalisierung zuständig ist und zusammen mit Raphael Stott, bei der SWT für die Erneuerbare-Energien-Sparte zuständig, nach Schwollen gekommen war. Welsch schlug vor, mit der Verbandsgemeinde, den Ortsgemeinden und AöR eine Gesellschaft zu gründen, die als Kommunale Netze Hunsrück (KNH) arbeiten würde.

Die meisten Ortsbürgermeister und Gemeinderäte werden die geballten Informationen, die sie an diesem Abend in Schwollen zu hören bekamen, erst einmal zu Hause verarbeiten wollen. Nur Siesbachs Ortsbürgermeister Klaus Mildenberger schlug umgehend kritische Töne an: „Es gibt hier noch sehr, sehr viele Fragezeichen. Große Fragezeichen.“

Von Karl-Heinz Dahmer

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