Große Ausstellung zum 90. Geburtstag von Karlheinz Brust erneut verschoben - Er malt einfach weiter
Immer wieder was Neues probieren: Karlheinz Brust muss seine 90. Geburtstagsfeier erneut verschieben
Farbfenster in der Kirn-Sulzbacher Friedhofshalle: Das Licht wirkt je nach Tageszeit stets anders.
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Kirnsulzbach. Es wär' so schön gewesen. Rechtzeitig zum 90. Geburtstag war für den überregional bekannten Kirn-Sulzbacher Maler und Grafiker Karlheinz Brust eine große Ausstellung im Gesellschaftshaus geplant. Wegen Corona wurde sie auf den 18. Oktober verlegt, aber auch dieses Datum ist nicht haltbar. „Das ist zu gefährlich, zumal bei meinen Ausstellungen zur Vernissage meist mehr als 100 Besucher kommen“, beschreibt der Altmeister die Situation und findet sich klaglos mit der Verschiebung auf 2021 ab.

Dann eben zum 91. Geburtstag? In der Zwischenzeit probiert der Künstler Neues, übt sich bei seinen jüngsten Werken in Abstraktion, im Weglassen von Details. Etwas Neues ausprobieren. Das hat er in seinem langen Künstlerleben so oft schon beschlossen und auch realisiert. „Ideen habe ich noch genug“, sagt er uns im Gespräch mit dem Hinweis auf Hunderte von Skizzen in seinen Reiseskizzenbüchern. Die Motive von damals malt er nicht etwa nur ab, er interpretiert sie immer wieder neu.

Viele bleibende Werke geschaffen

In einer kleinen Serie beleuchten wir das Schaffen des Künstlers, der von Gemeindewappen bis hin zu elf Meter hohen Altarwänden oder opulenten Kunst-am-Bau-Projekten wie an der berufsbildenden Schule oder dem Kirner Marktbrunnen viele bleibende Werke in der Region und weit darüber hinaus geschaffen hat. In seiner Heimatgemeinde Kirn-Sulzbach probierte er vieles aus, was später teils jahrzehntelang zu seinem Repertoire gehörte. Zum Beispiel das Malen mit Emaillefarben auf Stahlplatten. „Emaillemalerei im kleinen Stil auf Kupfer kennt jeder. Das macht man auch in der Schule“, sagt Brust. Aber in größeren Rahmen verzieht sich das Kupferblech schnell, da hilft auch Abkanten nicht. Eine aus Amerika kommende Technik auf drei Millimeter dicken Stahlplatten lernte Karlheinz Brust im Studium kennen und setzte sie – was Wunder – in Kirn-Sulzbach um, schuf einen biblischen Zyklus für die evangelische Kirche.

Die Werke entstanden 1974, vor 46 Jahren. Brust erinnert sich noch gut, wie er damals auf die Suche nach einer geeigneten Brennerei gehen musste. Segor in Birkenfeld machten es nicht mehr, so fand er eine kleinere Brennerei im pfälzischen Bellheim, die damals noch viele Schilder in gotischer Schrift brannte bis zu etwa zwei Metern Breite. Das genügte dann für die Schilder in der Sulzbacher Kirche.

Meist habe er sich in der Nähe der Brennerei dann ein Zimmer für ein paar Tage genommen und dort gemalt, sagt Brust. Emaillefarben werden aufgetragen wie Wasserfarben, auch mit Wasser vermischt. Die Folge: Auf einer Staffelei kann man sie nicht auftragen, dann verlaufen sie. Eine besondere Tiefe erhalten die Emaillebilder durch eine vor dem Farbauftrag aufgetragene Grundfarbe. Brust wählt dazu meist Schwarz. Dann wurden die Farben aufgetragen und bei 1100 Grad in nur zwei Minuten eingebrannt. Erst dann erlangen sie ihre spätere Leuchtkraft. Brust ritzte ins frische Bild mit Stahlstiften feine Linien bis auf den schwarzen Untergrund.

Viele solcher Emaillebilder fertigte Brust, nachdem er zuvor entsprechende Wettbewerbe mit seinen Entwürfen gewonnen hatte. Nachdem Kirchengemeinden sozusagen ihren Segen gegeben hatten, ging's an die Realisierung.

Die Strahlkraft bleibt erhalten

Fast 50 Jahre danach haben die Bilder nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Gleiches gilt für die Fensterwände in Farbglas. Auch hier versuchte sich Brust als Erstes in der Kirn-Sulzbacher Friedhofskapelle. Die Fensterwand entstand 1966. 1988, 22 Jahre später, zelebrierte er die Ostergeschichte in der damals umgestalteten Kirner Friedhofskapelle – um ein Vielfaches größer als in seiner Heimatgemeinde. Je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen kann man sich sehr lange mit den Farben beschäftigen und die Motive deuten.

Von unserem Redakteur
Armin Seibert

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