Sylvia und Andreas Hey, deren damals 21-jähriger Sohn Max am 24. Mai 2015 bei einem tragischen Traktorunfall auf der K 21 bei Hottenbach ums Leben kam, sind Trauer-Experten: Für die beiden brach damals eine Welt zusammen. Mittlerweile unterstützen sie Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden oder befunden haben.
Vor zwei Jahren veröffentlichte das Paar aus Hottenbach eine Broschüre „15 Leitgedanken zum Umgang mit Trauernden“. Die Heys liefern Gedanken und Hilfestellungen, die noch immer stark nachgefragt werden und auf mediales Interesse stoßen: Tod und Trauer, ein Leben endet – viele Leben ändern sich. Wie gehen wir als Gesellschaft mit diesem alltäglichen Thema um? Wie begegnen wir als Familie, Freunde, Nachbarn und Kollegen idealerweise Trauernden?
„Es ist mein Herzenswunsch das Thema Trauer wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft zu bringen“, sagt Sylvia Hey. Häufig sei es noch ein Tabu und löse Schweigen aus. „Dabei ist darüber reden so wertvoll und wichtig auf dem eigenen Trauerweg, denn es ermöglicht uns, unsere Gefühle zu teilen. Gleichzeitig kann das gemeinsame Erinnern in Stille, eine tiefgehende Verbindung schaffen, um die Unterstützung und Nähe anderer zu spüren.“ Nun gibt es ein neues Angebot: Sylvia Hey hat einen Trauerwagen eingerichtet.
Ehrenamtliche Tätigkeit beim Ambulanten Hospizdienst
Sie erläutert Hintergründe: „Ich habe durch meine eigene Verlusterfahrung sehr deutlich gespürt, wie wertvoll eine gute Begleitung in der Trauer sein kann und bereits 2016 begonnen, mich in dieser Sache weiterzubilden. Die Themen Sterben, Tod und Trauer begleiten mich schon sehr lange, durch meine ehrenamtliche Tätigkeit seit 2010 im Ambulanten Hospizdienst Obere Nahe.“ Im Jahr 2024 hat sie die Große Basisqualifikation Trauerbegleitung nach den Richtlinien des BVT (Bundesverband Trauerbegleitung) abgeschlossen. „Während dieser Ausbildung ist die Idee entstanden, einen Schäferwagen als Begegnungsraum für diese Tätigkeit, zu verwirklichen. Seit Ende Januar steht dieser Wagen bei uns am Haus, und der Name dieses Ortes hat sich wie von selbst gefunden, der Trauer-Wagen.“
Bedarf ist vorhanden: „Trauer braucht Resonanz“
Dieses Angebot in der Region bekannt zu machen, damit Menschen, die sich eine Begleitung wünschen, wissen, dass es eine Möglichkeit gibt, ist ihr ein großes Herzensanliegen. Neue Netzwerke entstehen parallel dazu. Gespräche mit Hebammen, Pflegestützpunkt, Bestattern und vielem mehr führt Sylvia Hey im Moment häufig, außerdem verteilt sie Flyer. Die Rückmeldungen in diesen Telefonaten wie persönlichen Treffen bestärken die Hottenbacherin: „Das gemeinsame Fazit ist: Es braucht ein solches Angebot, auch in unserem Umfeld, in unserer Region. Der Bedarf ist vorhanden. Das zeigen erste Anfragen und Begleitungen, denn Trauer braucht Resonanz.“
Was beinhaltet Trauerbegleitung eigentlich? Das werde sie immer wieder gefragt. Ein großer Anteil sei sicher das Gespräch, der Austausch – jedoch nicht ausschließlich. Es gehe auch darum, in der Begleitung die eigene Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen, sich selbst mit bestimmten Möglichkeiten zu stabilisieren, wenn die Trauerwelle einen überrollt. Ein wichtiger Aspekt sei auch, alle im Umfeld des Verlustes mitzudenken: „Betroffen ist ja das ganze Familiensystem und die Freunde, Nachbarn, Kollegen. Ich nehme in Gesprächen wahr, dass es viele Fragen dazu gibt. Aus diesem Grund ist es mir ganz wichtig, Antworten zu geben, um aufzuzeigen: Es ist normal, all diese unterschiedlichen Gefühle zu spüren. Und es darf sein.“
Sylvia Hey weiß: „Jeder braucht etwas anderes“
Sylvia Hey begleitet diesen individuellen Prozess, gibt Impulse und das ein oder andere „Werkzeug“ an die Hand: „Ich bin an der Seite der Menschen, höre zu. Das beinhaltet ebenfalls, gemeinsam auszuhalten, was ist. Den nächsten Schritt geht jeder auf die eigene Weise. Denn die Bedürfnisse unterscheiden sich, jeder braucht etwas anderes, um mit der Trauer, mit dem Verlust eines geliebten Menschen zu leben.“
Zu ihren Angeboten gehören Einzelbegleitung, Paarbegleitung für trauernde Eltern und Sternenkind-Eltern, Gruppenangebot für trauernde Mütter und Väter in Kooperation mit dem Verein Trauernde Eltern & Kinder Rhein-Main, Trauer am Arbeitsplatz sowie Gespräche über Trauer für Selbsthilfegruppen, Vereine und alle Interessierten an diesem Lebensthema.
Kontakt: E-Mail sylvia.hey@trauer-wagen.de, www.trauer-wagen.de