Vorerst sei daran gedacht, dass zwei oder drei junge Inder, die aufgrund ihrer Schulbildung entsprechend qualifiziert sind, ein Studium an der Hochschule starten, erklärte Meiborg. Diese Idee sei, wie er im NZ-Gepräch betonte, im Vereinsvorstand schon mehrfach Thema gewesen und wurde vom früheren Ortschef von Hoppstädten-Weiersbach beim Besuch am UCB vorgestellt, da der Vorsitzende der Indienhilfe, Dominik Werle, daran aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte.
Waisenhäuser in mehreren Orten
Lässt sich das Vorhaben verwirklichen, wäre das eine neue Form der Unterstützung, die der mehr als 200 Mitglieder starke Verein seit 1983 leistet. Pater Franklin, der dem Orden der Pilar Brothers angehört, Lebensaufgabe ist der Kampf gegen die Armut und das Bemühen, vor allem Kindern ein Dasein jenseits der Slums zu ermöglichen, indem er sie in Waisenhäusern aufnimmt und sie Kindergärten sowie Schulen besuchen können, die manche von ihnen nach dem Wechsel auf eine weiterführende Bildungseinrichtung erst nach der zwölften Klasse verlassen. Sowohl die Waisenhäuser als auch die Kitas und Dorfschulen wurden dabei nicht zuletzt dank der Spenden der diversen Indienhilfen, die es in Deutschland gibt, an mehreren Orten im 1,3-Milliarden-Einwohner-Land errichtet. „Alles in allem betreuen wir derzeit rund 3000 Kinder“, berichtete Rodrigues. Der Vorschlag der Indienhilfe Obere Nahe, dass besonders begabte Schützlinge die Aussicht auf ein Studium am UCB erhalten sollen, fand beim Geistlichen zwar großen Anklang, er gab aber zu bedenken, dass die Sprachbarriere ein Problem sein könnte.
Ein Grund zum Scheitern der Idee sahen die Dekane Prof. Dr. Klaus Helling und Prof. Dr. Peter Gutheil darin aber nicht. Sie wiesen darauf hin, dass es am Umwelt-Campus seit dem Wintersemester 2017/2018 den neuen Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen gibt, der komplett in englischer Sprache abgehalten wird. Das könnte sich für die jungen Menschen aus Indien, wo Englisch nach wie vor eine offizielle Amtssprache ist, anbieten.
Studiengang auf Englisch ist Option
Auch inhaltlich könne dieser Studiengang interessant sein, da es darin um die Entwicklung nachhaltiger technologischer Lösungen geht, für die – gerade angesichts der von Franklin gezeigten Fotoimpressionen aus seiner Heimat mit ihren krassen Gegensätzen zwischen Arm und Reich – in Indien offenbar ein sehr großer Bedarf bestehe, ergänzte Helling. Im Übrigen, so Gutheil, sei es auch elementarer Bestandteil dieses sechssemestrigen Studiengangs, den schon heute junge Menschen aus aller Welt am UCB belegen, das Erlernen der deutschen Sprache. An der Hochschule in Neubrücke sind nach Auskunft von Helling aktuell bereits einige Studenten aus Indien eingeschrieben, die allerdings aus den höheren sozialen Schichten in ihrem Heimatland, das durch das Kastensystem geprägt ist, stammen. Insofern könnte es also Berührungspunkte geben, die für eine bessere Integration förderlich sein könnten, ergänzte der Dekan. Bevor sich das Projekt umsetzen lässt, müssten allerdings noch einige Punkte im Detail geklärt werden – zum Beispiel, inwiefern der Schulabschluss in Indien zum Studium an einer deutschen Hochschule qualifiziert. Gutheil stellte diesbezüglich jedoch klar, „dass es bei dieser angedachten Art eines Stipendiums sehr wohl Möglichkeiten zum Erwerb einer Zugangsberechtigung für eine Hochschule gibt“.
Sponsoring für Stipendium
Zudem müsste es organisiert werden, dass für die Schützlinge von Franklin Wohnmöglichkeiten auf oder in der Nähe des Campus gefunden werden, für ihre Verpflegung gesorgt ist und sie die Einschreibegebühr von 200 Euro pro Semester bezahlen können. Das sind offene Fragen, die sich eventuell mithilfe von Sponsoren lösen lassen, sagte Meiborg. Grundsätzlich herrschte bei allen Anwesenden aber Einigkeit, dass man nach Mitteln und Wegen suchen sollte, diese Kooperation zwischen Indienhilfe und UCB zu realisieren. „Sie wäre für uns eine echte Bereicherung“, sagte Helling, und auch Claudia Hornig, die Kanzlerin der Hochschule Trier, betonte: „Wir würden uns freuen, wenn diese neue Form der Vernetzung zustande kommen kann.“