Für das Konzept gab es von allen Fraktionen reichlich Lob und Anerkennung. Stefan Worst (SPD) kommentierte: „Sie haben uns viel Geld gespart. Das ist ein Vorbild. Mit internem Sachverstand wurde das Konzept von Bücherei-Leiterin Sandra Ley und ihrem Team erstellt: statt es teuer einzukaufen.“ Für die räumlichen und inhaltlichen Planungen sowie den künftigen Erfolg ist es wichtig, ein Aufgabenprofil, konkrete Zielgruppen und Ziele zu definieren“, erläuterte Ley in ihrer Konzeptpräsentation. Einzugsgebiet der Bücherei ist primär das Stadtgebiet. 72 Prozent der Nutzer wohnen innerhalb der Stadt. Natürlich steht die Bücherei jedem Besucher offen – unabhängig vom Wohnort. Immerhin kommen 28 Prozent der Kunden aus dem Umland. Dies sind oft Einpendler, die in Idar-Oberstein arbeiten oder zur Schule gehen.
Deutsch als Fremdsprache
So erfüllt die Bibliothek auch die Funktion Idar-Obersteins als Mittelzentrum und sei wichtiger Frequenzbringer für Dienstleistungen, Handel und Gewerbe, betonte Ley. In der näheren Umgebung gibt es keine weitere hauptamtlich geführte öffentliche Bücherei. Einige Erkenntnisse des umfassenden Papiers, in dem viel Arbeit und Know-how stecken: Aufgrund der Flüchtlingswelle kommen immer öfter Menschen in die Bücherei mit minimalen Deutschkenntnissen, die Angebote zum Erlernen der Sprache suchen, das Internet nutzen möchten oder einfach einen ruhigen Platz zum Lernen brauchen. Ihr Angebot im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ hat die Bücherei bereits stark aufgestockt.
Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit erheblichem Bevölkerungsrückgang und Überalterung könnte die Zuwanderung junger Menschen und Familien ein wichtiger Lösungsansatz sein. Die Bücherei kann hier als „Türöffner“ und Integrationshelfer eine wichtige Funktion erfüllen. Die Kontakte zu Kitas und Schulen sollten eine feste Basis haben. Kooperationsverträge könnten dazu beitragen. „Natürlich trägt die Stadtbücherei mit Autorenlesungen, Ausstellungen oder dem Literaturfrühstück in Kooperation mit Buchhandlung und Mehrgenerationenhaus zum kulturellen Leben bei. Wegen der derzeitigen räumlichen Enge sind Veranstaltungen schwierig durchzuführen. In neuen Räumen werden Kooperationen mit Kunst- und Kulturschaffenden erleichtert“, heißt es im Konzept.
Ein Viertel aller Schulanfänger hat einen Sprachförderbedarf. Die Bücherei kann einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Sprachkompetenz bei Kindern leisten. „Beim Lesen haben wir ein Jungenproblem. In ihrem Angebot geht die Bücherei künftig stärker auf Interessen und Lesegewohnheiten von Jungen ein.“
Eine Bücherei sei keine Hochkultureinrichtung nur für Vielleser. Sie mache niederschwellige Angebote auch für kompetenzschwache Leser. Darüber hinaus müsse sie künftig auch Medienkompetenz und Recherchekompetenz vermitteln. Die Bücherei trage durch digitale Angebote zur Chancengleichheit bei, sie helfe bei der Recherche sowie der Strukturierung und Bewertung der Informationsflut.
Öffnungszeiten zu überdenken
Die Bücherei als nicht kommerzieller Treffpunkt müsse eine wichtige Anlaufstelle werden. In einem künftigen Bildungs- und Begegnungszentrum mit Stadtbücherei müssten durch ein Lesecafé, Lern- und Arbeitsplätze, gemütliche Sitzgelegenheiten, ein vielfältiges Veranstaltungsangebot die Voraussetzungen geschaffen werden, dass dieses Haus zu einem „Dritten Ort“ (zwischen dem Arbeitsplatz und dem eigenen Zuhause) für alle Bevölkerungsschichten werden kann. Der Personenkreis, der von den Angeboten der Bücherei profitiert, ist weitaus größer als die Zahl der aktiven Entleiher. Künftig muss es neue Bewertungskriterien für die Bücherei geben.
Die Öffnungszeiten müssten überdacht werden: Die Lage des neuen Bildungs- und Begegnungszentrums innerhalb der Fußgängerzone mit umliegenden Läden (Bibliothek als Frequenzbringer), die Schaffung eines generations- und milieuübergreifenden Treffpunkts als eines der Ziele der Büchereiarbeit, geändertes Arbeits- und Freizeitverhalten bei Erwachsenen – anzustreben, wären bei entsprechender Personalausstattung durchgehende Öffnungszeiten bis in die Abendstunden und eine Öffnung auch am Samstag.
Zudem braucht die Bücherei eine eigene Internetseite sowie einen Flyer, um die Angebote der Bücherei attraktiv zu kommunizieren. Die Ziele dieses Konzeptes könnten nur mit einer entsprechenden Personalausstattung erreicht werden. Wünschenswert wäre vor allem eine pädagogische Fachkraft, die im Bereich Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung arbeitet. Ein Jahresbudget sollte es ermöglichen, Fachkräfte für Einzelveranstaltungen, Vorträge etc. zu engagieren, erläuterte Ley.
Bernhard Zwetsch (FDP) war beeindruckt: „Es hat Spaß gemacht, das Konzept zu lesen.“ Auch Sonja Gottlieb (Die Linke) befand: „Das war eine spannende Lektüre. Ergänzend wäre vielleicht noch die Gründung eines Fördervereins sinnvoll.“ Thomas Engel (Freie Liste) kommentierte: „Eine fantastische Sache!“ Harald Iring (LUB) ergänzte: „Das Konzept ist hervorragend.“ Denkbar seien unter anderem Kooperationen mit dem Jugendamt. Sabine Brunk (CDU) ist überzeugt: „Unsere Bücherei macht die Stadt attraktiver.“