Vernissage in der Villa Bengel
Idar-Oberstein braucht Kunst neben den Edelsteinen
Livia Kubach und Michael Kropp mit ihren beeindruckenden Klangskulpturen - eine faszinierende Verbindung von Licht, Klang und Luft.
Leonhard Stibitz

Große Namen sind noch bis Ende Oktober in der aktuellen Ausstellung in der Villa Bengel vertreten. Die Vernissage am Donnerstag war sehr gut besucht.

Lesezeit 3 Minuten

Immer mehr Besucher kamen in den Hof der Villa Bengel. Nach der Hitze des Vortags meinte es Petrus gut mit Gästen und Künstlern. Bei leichter Brise, angenehmen Temperaturen und beschattet von der mehr als 100-jährigen Kastanie versammelten sich mehr und mehr kunstaffine Menschen im Hof der historischen Villa.

Einige der Besucher platzierten sich auch im angrenzenden Garten, den nun ein Kunstwerk in Form eines ausdrucksstarken steinernen Bücherturms ziert. Der Turm gehört wie zahlreiche Exponate im Inneren der Villa zur neuen Ausstellung „Die Sprache der Steine“, die an diesem Sommerabend eröffnet wurde. Von der guten Resonanz war Professor Theo Smeets, neben Willi Lindemann einer der beiden Kuratoren, nicht überrascht. Bei den großen Namen und überregionaler Bekanntheit der Künstler sei dies zu erwarten, so Smeets.

Er wurde nicht enttäuscht, denn das Interesse und das Wissen um die Bedeutung der Ausstellung war groß. Bei Laugengebäck und erfrischendem Sekt begrüßte Stiftungsvorstand Peter Wenzel das geneigte Publikum. Er freute sich, mit der Eröffnung einen weiteren Puzzlestein, ja sogar einen Meilenstein in der Entwicklung der Stiftung für die Öffentlichkeit freigeben zu können. Wenzel bedankte sich bei den Kuratoren, Künstlern, Sponsoren, Helfern und natürlich den Besuchern, die mit ihrer Anwesenheit die These bestärkten, dass Idar-Oberstein Kunst neben den Edelsteinen braucht und auch dafür offen ist.

Smeets: Kein Friedhof zur Bewahrung alter Kunstschätze

Die große Verbundenheit der Hochschule zur Bengel-Stiftung betonte auch Theo Smeets in seiner Ansprache. Direkt neben der Jugendkunstschule gelegen, sei dies ein Zentrum von Kunstschaffen und der Darstellung desselben. Es werde nicht nur ausgestellt, sondern auch Neues entstehe, insbesondere auch durch das Förderprogramm „Artist in Residence“, das seit Jahren in der Stiftung erfolgreich praktiziert wird. Es sei hier kein Friedhof zur Bewahrung alter Kunstschätze, sondern ein lebendiges Zentrum, wo Handwerk und Kunst verschmelzen.

Vitalis Kubach (Seelenstein) und Philipp Munsteiner (Dragon Eggs) mit ihren Werken.
Leonhard Stibitz

Um die in der Ausstellung gezeigten Exponate zu sich sprechen zu lassen, muss man alle Sinne öffnen, die Arbeiten auf sich wirken lassen und die Impressionen in sich aufnehmen. Das geschieht freilich bei jedem Betrachter anderes. Im Zentrum der ausgestellten Kunst sind sicherlich die ausdrucksstarken und für die damalige Zeit gar revolutionären Frühwerke von Bernd Munsteiner. Nach deren Erwerb, den die Bengel-Stiftung durch zahlreiche Spenden finanzieren konnte, keimte der Gedanke auf, eine Ausstellung mit weiteren Stücken namhafter und wegbereitender Kunstschaffender in der Villa zu präsentieren. Das Ergebnis ist außergewöhnlich, bedeutend und fesselnd.

Philipp Munsteiner sprüht vor Energie

An diesem Abend hatte man Gelegenheit, mit den anwesenden Künstlern zu sprechen und mehr über ihre Intention und Inspiration bei der Herstellung zu erfahren. Philipp Munsteiner, Bernds Enkel, sprach von nahezu unendlich vielen Möglichkeiten, die sich bei der Steinbearbeitung ergeben und die es noch umzusetzen gelte. Man merkt, wie der junge Mann vor künstlerischer Energie sprüht und es kaum abwarten kann, diese umzusetzen. Er hat in der familiären Dynastie seinen eigenen, gleichwohl ebenso nonkonformistischen Weg gefunden. Werke seines Vaters Tom sind in der Ausstellung ebenso zu bestaunen wie die klingenden (!) Steinskulpturen von Livia Kubach und Michael Kropp, die eine hybride Ansprache für Auge und Ohr hervorbringen. Weiter beeindrucken die Werke des Idar-Obersteiner Graveurs Werner Lorenz und dessen Sohn Dieter, beide bereits verstorben, ebenso wie das Bildhauer-Ehepaar Kubach, das sich in ihren poetisch legendären Steinbüchern verewigt hat.

Die Sammlung mit Frühwerken von Bernd Munsteiner fand großes Interesse. Durch Spenden von der Bengel-Stiftung erworben, bildeten sie den Ausgangspunkt für die aktuelle Ausstellung und die geplante Sammlung.
Leonhard Stibitz

Innovative, moderne oder gar experimentelle, auf alle Fälle aber beeindruckende Kunstwerke steuerten Absolventen der Hochschule aus dem Studiengang Edelstein und Schmuck bei. All diesen Künstlern und deren Arbeiten gelingt es, das künstlerische Statement zu beweisen: Steine haben eine Sprache!

Die Ausstellung im Rahmen von „Idar-Oberstein schmückt sich“ geht noch bis zum 19. Oktober.

Top-News aus der Region