Charityabende in Hottenbach
Hunsrückheizer beleben die Vergangenheit neu
Die Hunsrückheizer hatten zu Charityabenden in den Garten des Gasthauses Dahlheimer in Hottenbach eingeladen und sammelten für den Hospizverein Morbach
Reiner Drumm. RD

Bei den Charityabenden in Hottenbach kommen für den Hospizverein Morbach deutlich mehr als die 10.350 Euro aus dem Vorjahr zusammen – obwohl das Glanzstück der Auktion niemand wollte.

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Die Vergangenheit ist zurück: Dieses Motto prägte in mehrfacher Hinsicht die beiden von Johannes Kuhn (Langweiler) initiierten Charity-Abende der Hunsrückheizer zugunsten des Hospizvereins Morbach im Garten des Gasthauses Dahlheimer in Hottenbach. Da sind zum einen die in die Jahre gekommenen Mitglieder des Motorradclubs, die sich bei dieser Veranstaltung an ihre wilden Sturm- und Drang-Zeiten erinnert fühlten. Ähnlich erging es auch den meisten im Publikum. „Hier triffst du Leute, die du schon jahrelang nicht mehr gesehen hast“, meinte einer.

Zum Nostalgiegefühl trug natürlich auch das Musikprogramm entscheidend bei. Die Band M.d.u.M. aus Wallertheim in Rheinhessen präsentierte den rund 200 Zuhörern am Freitagabend Classic Rock vom Feinsten – und spendete anschließend ihre komplette Gage. Auch Albert Nicodemus spielte am Samstagnachmittag zur Freude des zunächst noch schwach besetzten Auditoriums bevorzugt Oldies.

Die Vergangenheit ist zurück: Das befolgt am konsequentesten die Band „Power of the 60‘s“ mit Rainer „Spencer“ Gräber als Sänger mit immer noch kraftvoller Stimme und an der Leadgitarre mit einigen starken Soli. „Wir covern nur Songs aus den 1960er-Jahren. Denn da hat die eigentliche Rockrevolution stattgefunden. Alles, was danach kam, waren nur noch mehr oder weniger gelungene Variationen und Spielarten davon“, betonte das frühere Mitglied der legendären Hunsrück-Band Rocky Hubbi im Gespräch mit unserer Zeitung.

M.d.u.M. aus Wallertheim rockten am Freitagabend im Kaff-Garten
Reiner Drumm. Rd

In deren Glanzzeit kamen ohne das heute übliche Marketing-Getöse zu den Hubbi-Auftritten nie weniger als 400 Fans. „Es war eine auf- und anregende Zeit“, blickte der 69-Jährige zurück. Während seine früheren Bandkollegen ihre Instrumente längst in die Ecke gestellt haben, ist er immer noch mit Freude aktiv. Bis zu zehn Gigs absolviert er mit seinen beiden Begleitmusikern Olly Glöckner aus Buhlenberg am Schlagzeug und Manfred Hart aus Otzenhausen am Bass pro Jahr.

Und was ist seine Lieblingsband? Da muss der gebürtige Bruchweilerer nicht lange überlegen: „Fleetwood Mac in ihrer frühen Phase“ – also noch als Bluesrockband mit Peter Green an der Gitarre.“ Von den Rolling Stones über Jimi Hendrix und der Spencer Davis Group bis hin zu Cream: Mit ihren Songs trafen „Power of the 60‘s“ in Hottenbach wie schon beim ersten Charityabend vor einem Jahr voll den Geschmack des Publikums.

Das Showtanz-Quartett Polaris mit der früheren Edelsteinkönigin Bettina Reiter und ihrer Nachfolgerin Vivian Heidrich trat ebenfalls im Kaff-Garten auf.
Reiner Drumm. RD

Zuvor hatten es vier junge Frauen in die Gegenwart zurückgeholt. Das aus dem Karnevalsverein Sensweiler hervorgegangene Showtanz-Quartett Polaris mit der früheren Edelsteinkönigin Bettina Reiter und der amtierenden Vivian Heidrich erzählte mit einer gekonnten Choreographie eine Geschichte, bei der es vor allem um eins geht: Spaß zu haben.

Dieses Ansinnen steht auch bei der gesamten Veranstaltung im Mittelpunkt – und das für einen guten Zweck. Dem diente auch die Versteigerung der von den Hunsrückheizern auf Vordermann gebrachten Motorräder. Drei gingen zum Schnäppchenpreis von insgesamt 3361 Euro weg. Ausgerechnet eine mit 2000 Euro angesetzte Honda GL 1200 Goldwing Interstate, laut Johannes Kuhn unter Motorradfahrern das Synonym für Drei-Zimmer, Küche, Bad fand keinen Abnehmer.

Dafür spendeten die Besucher umso bereitwilliger in die Box, mit der die Polaris-Tänzerinnen herumgingen: Mehr als 2000 weitere Euro kamen allein dadurch an den beiden Abenden zusammen. Auch der Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen sowie der Speisen und Getränke fließt in Gänze an den Hospizverein.

Diese Honda V Four wechselte am Samstag den Besitzer, die Goldwing blieb allerdings stehen.
Reiner Drumm. Rd

500 Euro brachte ein signierter Druck des gebürtigen Schaureners Michael Knepper, der sich in Hamburg international einen Namen als Künstler gemacht hat und eigens nach Hottenbach gekommen war. Auch Gutscheine des Klosterhotels Marienhöh wurden für den guten Zweck versteigert. Weil der Unternehmer Kersten Arend aus Kempfeld, dem Johannes Kuhn „e groß Schness und ein noch größeres Herz“ bescheinigte, weitere 5000 Euro spendet, steht jetzt schon fest, dass die Spendensumme in Höhe von 10.350 Euro aus dem Vorjahr diesmal deutlich übertroffen werden wird. Der Scheck wird im Rahmen des Open-Air-Festes Kultana, das am Samstag, 5. Juli, ab 17 Uhr in Zusammenarbeit mit dem Verein Blue Note in der Gärtnerei Berg in Morbach stattfindet, an die Vertreter des Hospizvereins Morbach übergeben.

Danach freuen sich viele Kulturfreunde schon auf das für dieses und nächstes Jahr bereits fest gebuchte Kulturprogramm im legendären Saal des Gasthauses Dahlheimer, der eigentlich wegen seines einzigartigen Ambientes und der vielen tollen Veranstaltungen mit diversen namhaften Künstlern unter Denkmalschutz gestellt oder besser noch als Weltkulturerbe eingestuft werden müsste.

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