Nach Günther Grass zeigt nun auch Armin Mueller-Stahl Zähne
Hollywood lässt grüßen – Filmstar gestaltet Schnecken-Briefmarke
Hollywood-Schauspieler, aber auch Maler und Zeichner: Armin Müller-Stahl Foto: Matthias Hiekel/picture alliance
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Idar-Oberstein. Corona hat sämtliche Kulturvereine mehr oder weniger stark in ihren Aktivitäten ausgebremst: Es gibt nur wenige Konzerte, kaum Lesungen oder ähnlich geartete Veranstaltungen. Da geht es den kleinen ehrenamtlichen Initiativen in der Region nicht anders als den großen Theatern, Opernhäusern oder Museen. Umso wichtiger sind kreative Lebenszeichen, die die einzelnen Gruppen aussenden und mit denen sie Lust auf die Wiederaufnahme ihrer Programmarbeit machen. Dem 1981 gegründeten Kulturverein „Die Schnecke“ ist das jetzt mit einer neuen, individuell gestalteten Briefmarke gelungen.

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Nachdem der Verein vor drei Jahren eine 70-Cent-Marke mit einem Schnecken-Motiv von Günter Grass verwirklicht hatte, schuf diesmal Armin Mueller-Stahl eigens für eine Auflage mit 80-Cent- Briefmarken die Grafik „Rote Schnecke“. Wie Grass zählt Mueller-Stahl, der am 17. Dezember 90 Jahre alt wird, zu den beeindruckendsten Multitalenten der deutschen und internationalen Kulturszene des 20. Jahrhunderts. Der 1930 in Tilsit geborene Künstler schloss erst eine Ausbildung als Konzertgeiger ab, ehe er eine beispiellose Schauspielkarriere begann, die ihn erst in der DDR, dann nach der Biermann-Ausbürgerung in der Bundesrepublik und schließlich in den USA zu einem viel gefragten und hoch ausgezeichneten Fernseh- und Kinostar machte, der neben dem Kunstpreis der DDR auch den Adolf-Grimme-Preis erhielt und in Hollywood schon für den Oscar nominiert war.

Scheinbar beiläufig betätigte sich Mueller-Stahl im Laufe der Jahrzehnte auch als Schriftsteller, Drehbuchautor und seit Beginn des Jahrtausends auch als Maler und Zeichner. Neben Museen und Galerien in Hamburg, Lübeck oder Dresden waren seine Werke vor drei Jahren auch im Idar-Obersteiner Kunsthaus Gerwert zu sehen.

Es handelt sich übrigens um eine echte Briefmarke, sie kann also auf normale Briefe (80 Cent) geklebt werden. Verkauft wurde die erste Auflage ausschließlich an Schnecken-Mitglieder. Können auch „Nicht-Schnecken“ eine Auflage bekommen?, haben wir den Vorsitzenden Axel Redmer gefragt: „Für Nichtmitglieder müssten wir eine zweite Auflage zum Herstellungspreis verkaufen, um keinen Verlust zu machen. Der liegt dann aber nicht bei 80 Cent, sondern beträgt 1,26 Euro – das ist wie bei Wohlfahrtsbriefmarken, nur, dass wir nichts dabei verdienen würden.“ Man werde sehen, wie groß das Interesse ist und dann entscheiden. Hatten noch in den 1990er-Jahren der damalige Börsenpräsident Dieter Hahn und einige unverdrossene Mitstreiter hartnäckig für das 3-Mark-Postwertzeichen „500 Jahre Edelsteinregion Idar-Oberstein“ kämpfen müssen, bis endlich 1997 die noch heute begehrte Briefmarke in der Göttenbach-Aula vorgestellt werden konnte, ist es seit 2009 allen Bürgern oder Organisationen erlaubt, ein eigenes Postwertzeichen zu präsentieren. Möglich macht dies das Postangebot „Briefmarke individuell“.

Das Grass-Motiv von 2017, damals von Lara Redmer als Briefmarke gestaltet, sollte der Start für eine Reihe weiterer Schnecken-Briefmarken sein. Schließlich verfügt der Verein über eine stattliche Sammlung von Schneckengrafiken renommierter Grafiker und Karikaturisten wie Horst Haitzinger, die übrigens 2002 schon einmal in den Redaktionsräumen der Nahe-Zeitung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden waren. Welche Schnecke als nächstes folgt, verrät der Verein noch nicht. Man darf also gespannt sein. red/sc

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