Heimbach
Hochwasser macht vor niemandem halt
Laura Bückle (rechts) vom Ingenieurbüro Reihsner aus Wittlich erläuterte den geplanten Ablauf für die Erstellung der Hochwasserschutzkonzepte für Heimbach, Berglangenbach, Leitzweiler und Hahnweiler in den kommenden Monaten.
Sascha Saueressig

Bei der Auftaktveranstaltung in der Besenbinderhalle zum Thema Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge kamen knapp 40 Bürger, Ratsmitglieder und die Ortsbürgermeister der vier zu untersuchenden Gemeinden. Nun stehen im Juni Bürgerdialoge an.

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Die Besucherzahl war überschaubar. Knapp 40 Bürger, Ratsmitglieder sowie die Ortsbürgermeister aus Leitzweiler, Hahnweiler, Berglangenbach und Heimbach waren am Donnerstagabend zur Auftaktveranstaltung Hochwasservorsorge in die Besenbinderhalle gekommen. Zuvor rückte allerdings kurz nach 18 Uhr die Heimbacher Wehr zu einem Einsatz aus, sodass hier keine Vertreter teilnahmen, wie Ortschef Jürgen Saar bedauernd erklärte.

In der Besenbinderhalle begrüßte Saar die neue Werkleiterin Janine Michel, Rainer Jodes vom Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement (KHH) der Struktur- und Genehmigungsdirektion aus Trier sowie die Projektingenieurin Laura Bückle vom Büro Reihsner aus Wittlich. Jodes eröffnete die Informationsveranstaltung und gab den Bürgern einen Überblick über die Erfahrungen mit zunehmenden Starkregenereignissen in den vergangenen zehn bis 15 Jahren und den Maßnahmen, im Land Unterstützung zu leisten.

Skala der Regeneereignisse

Jodes stellte den sogenannten Starkregenindex mit einer Skala von Stufe eins bis zwölf vor – und erläuterte, dass die Kanalisation in den Ortsgemeinden üblicherweise maximal für Wassermassen bis Stufe drei ausgelegt werden könne. Alles, was darüber hinaus an Wasser komme, werde sich oberirdisch meist über die Straßen seine Wege suchen. Beispielhaft führte er an, dass man im August 2018 bei Idar-Oberstein innerhalb von sechs Stunden 98 Liter pro Quadratmeter gemessen habe. Im Mai 2019 seien in drei Stunden bei Kusel 93 Liter pro Quadratmeter heruntergekommen. „Seit 2016 haben wir mehr als 600 Starkregenereignisse zwischen Stufe zwei und zwölf im Land erfasst – und diese Statistik geht bislang nur bis 2023“, sagte er.

Die Menschen müssten sich allerorten darauf einstellen, dass die Starkregenereignisse häufiger und intensiver auftreten werden. Und dabei gelte es nicht nur zu beachten, dass es zu viel Wasser gibt, dass dieses geregelt abfließen kann. Hinzu kommen Geröll, Schutt, Schlamm, Treibholz und alles, was aus Häusern herausgespült werde. „Es gibt keinen absoluten Schutz“, betonte Jodes – aber man könne sich vorbereiten. Dies gelte für jeden einzelnen Hausbesitzer wie auch Gemeinden, die die eher örtliche Infrastruktur im Blick haben. Eine Maßnahme könne dabei der Wasserrückhalt in der Fläche vor dem Ort sein, aber man dürfe nicht nur auf die bekannten Bäche, Gräben, Zuflüsse und Verrohungen achten.

Der Hang unterhalb der Gemeindestraße „Am Hahnenhübel“ wurde bei einem Hochwasserereignis 2021 unterspült, und ein Teil des Felsens ist herausgebrochen. Da nicht klar ist, wer den Schaden zahlen muss, ist die Straße bis heute noch nicht gesichert.
Sascha Saueressig

So verwies Jodes auf die 2023 aktualisierte Sturzflutgefahrenkarte des Landes, die beispielsweise für Heimbach oder auch Fohren-Linden bei Extremereignissen jenseits der Stufe zehn reißende Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen von mehr als vier Metern in Teilen der Orte prognostiziert. Daher müsse jeder Hausbesitzer den Schutz seines Objektes betrachten, aber auch darauf achten, auf seinen Grundstücken an Fließgewässern nichts zu lagern, was zusätzliche Gefahr bringen kann.

Laura Bückle ging auf den Ablauf der Bürgerbeteiligung ein, die in allen Orten ein wichtiger Baustein für eine möglichst exakte Gefahrenanalyse und daraus folgende Ansätze für Schutzmaßnahmen sein kann. Auch sie ging auf den Starkregenindex ein und erläuterte, dass man bei einem Ereignis, das mehr als 41 Liter Wasser pro Stunde bringe, in Stufe sieben sei. Dies sei auch ungefähr die Grenze, die man mit unterschiedlichen Schutzmaßnahmen auffangen könne. „Was darüber hinausgeht, ist nicht zu verhindern“, erklärte sie. Bis auf Hahnweiler war ich mit den Ortsbürgermeistern, Ratsmitgliedern oder Vertretern der Feuerwehr bereits einmal in allen Gemeinden, um mich mit der Situation vertraut zu machen“, berichtete Bückle. In Hahnweiler wird diese Erkundung in den nächsten Tagen folgen.

Nächste Schritte vorgestellt

Im Anschluss wird Bückle in allen Ortsgemeinden zu Arbeitstreffen einladen, um grundsätzlich die Abflussrichtungen von Außenwasserlinien – auch aus Äckern und Wiesen in Hanglagen – vorzustellen und gemeinsam mit den Bürgern, die Fotos und andere Dokumente früherer Hochwasserereignisse mitbringen sollen, alle potenziellen Gefahren zu erfassen. Auch der Forst, die Landwirte und andere öffentliche Träger sollen mit ihren Informationen einbezogen zu werden, um aus einer Gefahrenanalyse jedes Ortes auch gezielt Vorschläge für allgemeine und besondere Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Diese können beispielsweise Treibgutrechen, Durchlassverkleinerungen, Retentionsstreifen, Notabflusswege oder auch Rückhalte im Forst umfassen. Auch Schutzplankensysteme oder Abdichtungen für einzelne Häuser könne man erörtern.

All diese möglichen Schutzmaßnahmen werde man nach Machbarkeit, Förderfähigkeit und Wirtschaftlichkeit bewerten und den Verantwortlichen, vom Hausbesitzer über Ortsgemeinde oder VG, zuordnen. Den Entwurf der Konzepte werde man schlussendlich mit der SGD abstimmen, bevor sie möglichst im Sommer 2026 dann fertiggestellt sein sollen, kündigte Bückle an.

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