Spektakuläres Bauprojekt
Hochmoselübergang: Halbe Milliarde ist geknackt
In einer Höhe von rund 160 Metern spannt sich die Hochmoselbrücke 1,7 Kilometer lang über das Moseltal bei Zeltingen-Rachtig.
TV/Portaflug

Seit 2019 rollt der Verkehr über den Hochmoselübergang bei Zeltingen-Rachtig. Die Brücke ist Teil einer Fernstraßenverbindung, die die belgischen und niederländischen Nordseehäfen mit dem Rhein-Main-Gebiet verbindet.

Wie teuer war der Hochmoselübergang? Wird es am Ende genau so viele Jahre dauern, diese Frage zu beantworten, wie es dauerte, die spektakuläre Hochmoselbrücke zu bauen? Im Herbst 2011 waren am Hunsrück-Widerlager des 160 Meter hohen Bauwerks die ersten Bautrupps angerückt. Seit Herbst 2019 rollt der Verkehr über die neue Bundesstraße 50 – wenn auch viel weniger als prognostiziert. Doch fast sechs Jahre später gibt noch immer keine abschließende Antwort auf die Frage, was die 28 Kilometer Straße und die zig Brücken und Unterführungen, die zu dem Großprojekt gehören, summa summarum gekostet haben.

Bekannt ist lediglich, wie viel Geld an die beteiligten Firmen inzwischen ausgezahlt wurde: Bis Ende 2024 waren das laut Landesregierung rund 500 Millionen Euro. Dies geht aus den Antworten auf eine Kleine Anfrage der AfD hervor. Dem gegenüber stehen genehmigte Kosten in Höhe von rund 528,2 Millionen.

Das ist mehr als das Doppelte dessen, was dem Steuerzahler einst genannt worden war. Vor Baubeginn war von 260 Millionen Euro die Rede, beim Baustart waren es schon 330 Millionen Euro, und dann kletterten die Kosten mit den Brückenpfeilern immer weiter in die Höhe, Ende offen. Denn noch sind nicht alle Arbeiten abgerechnet. Unter anderem die für die Windwarnanlage oder für die Toiletten auf dem Rastplatz bei Kommen.

Brücke kostete alleine schon knapp 200 Millionen Euro

Fest steht hingegen, wie teuer die 1,7 Kilometer lange Hochmoselbrücke war, deren Trasse trotz zahlreicher Warnungen genau über einen rutschgefährdeten Hang führt, der daher mit Riesen-Dübeln gesichert werden musste. Kosten in Höhe von 170 Millionen Euro waren geplant. Tatsächlich ausgegeben wurden laut Landesbetrieb Mobilität 197,9 Millionen Euro. Damit habe man den genehmigten Betrag um 2,1 Millionen Euro unterschritten, betont die Behörde.

Auch der Panoramaparkplatz, der mit seinem geschwungenen Besuchersteg Ausblicke auf die Riesenbrücke bietet, wurde viel teurer als geplant: Statt zwei Millionen Euro kostete er den Bund durch den Architektenwettbewerb sieben Millionen Euro.

Und wie teuer ist die Unterhaltung der neuen Bundesstraße 50?, wollte die AfD auch noch wissen. Darauf antwortet die Landesregierung, dass man 2024 insgesamt 400.000 Euro gezahlt habe. Der größte Posten ist dabei die Reinigung, gefolgt von Grünpflege, Winterdienst und baulicher Unterhaltung. „Pro Kilometer betragen die Kosten rund 16.000 Euro, was leicht über dem landesweiten Durchschnittswert für Bundesstraßen (ca. 13.500 Euro/km) liegt. Dieser Mehraufwand ergibt sich aufgrund des autobahnähnlichen Ausbaus des Streckenabschnitts“, berichtet die Landesregierung.

10.312 Fahrzeuge täglich, davon 1664 Lkw

Und wie viel Verkehr herrscht aktuell auf dem Hochmoselübergang, der doch gebaut wurde, um eine neue Verbindung zwischen den Nordseehäfen Antwerpen und Rotterdam und dem Rhein-Main-Gebiet zu schaffen? Hat der internationale Schwerlastverkehr die Route inzwischen für sich entdeckt, obwohl sie im Vergleich mit den alten, eingefahrenen Routen wie der A61 oder der A3 einen Umweg bedeutet?

Aktuelle Daten dazu gibt es nicht. Die jüngste Erhebung stammt aus dem Jahr 2021. Ab April finden laut Verkehrsministerium aber neue Straßenzählungen statt.

Die Ergebnisse von 2021 dürften für manchen der verantwortlichen Planer unangenehm gewesen sein. Haben die Prognosen, mit denen die Landesregierung und der Landesbetrieb Mobilität die Großinvestition stets begründeten, mit der 2021 vorgefundenen Realität doch gar nichts zu tun. Laut Verkehrsministerium wurden auf der Hochmoselbrücke im Schnitt täglich (also innerhalb von 24 Stunden) 10.312 Fahrzeuge gezählt. Davon waren 1664 Lkw. Das sind nicht einmal halb so viele Fahrzeuge, wie die Planer für 2025 prognostiziert hatten und nicht einmal ein Drittel der vorhergesagten Lastwagen. Ob das mit der Pandemie zu tun gehabt haben könnte? Und ob da heute schon mehr Verkehr rollt? Das wird sich erst im September 2026 zeigen, wenn der Bund die neuen Zahlen veröffentlichen will. Vielleicht steht bis dahin ja auch fest, wie teuer das (dann gar nicht mehr ganz so neue) Stück Bundesstraße 50 war.

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