Ministerpräsidentin zeichnet Azubi der VG-Verwaltung Birkenfeld aus - Hilfsaktion für Betroffene im Ahrtal läuft weiter
Hilfsaktion fürs Ahrtal initiiert: Birkenfelder Fabian Römer erhält Flutmedaille des Landes
Fabian Römer ist nun stolzer Besitzer einer Landesverdienstmedaille. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Mitte) hat sie dem 22-Jährigen im Beisein von dessen Mutter Natascha Römer für die Hilfseinsätze der von ihm initiierten Privatgruppe im Ahrtal überreicht. Foto: Sophie Meng

Birkenfeld. Große Anerkennung für das besondere ehrenamtliche Engagement von Fabian Römer und dessen Team: Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat dem 22-jährigen Birkenfelder vor wenigen Tagen die Landesverdienstmedaille in der einmaligen Sonderedition „Flut 21“ verliehen. Er ist einer von 50 privaten Helfern und 63 Ortsbürgermeistern in Rheinland-Pfalz, die diese Auszeichnung erhalten haben.

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Die Regierungschefin hatte bei der Feierstunde betont, dass die Geehrten stellvertretend für alle rund 100.000 nicht organisierten Helfer stünden, die nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 „in der Stunde der Not da waren, die Ärmel hochgekrempelt, Hilfe initiiert und andere motiviert haben. Jeder Einsatz war wichtig.“

Einziger Geehrter im BIR-Kreis

Als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für diese Bemühungen wurde auch Fabian Römer – übrigens als einzigem Preisträger aus dem Nationalparkkreis Birkenfeld – die zweithöchste Auszeichnung des Landes überreicht. „Natürlich bin ich stolz darauf, dass mein Team und ich ausgewählt wurden, und es ist auch schön, dass es eine solche Veranstaltung für die Fluthelfer gegeben hat“, sagt der zurzeit bei der Bauabteilung beschäftigte Auszubildende der Birkenfelder VG-Verwaltung. Bei allem Leid, dass die Katastrophe gebracht habe, sei bei den Wiederaufbauarbeiten danach auch klar geworden, dass der Zusammenhalt im Land viel größer sei, als das viele gedacht hätten.

„Ich danke allen, die uns entweder durch tatkräftige Hilfe oder durch die Bereitstellung von Spendengütern unterstützt haben. Die Medaille gilt uns allen“, betont Fabian Römer. Über die von ihm initiierte Aktion Hilfe fürs Ahrtal, die auch im Rahmen des Bundesmodellprojekts „UnserBir“ unterstützt wurde, hat die NZ bereits mehrfach berichtet.

Diese besondere Form der Unterstützung für die Betroffenen in der Katastrophenregion hatte sich im Sommer 2021 aus einem persönlichen Schicksalsschlag heraus entwickelt. Denn wenige Monate vor der verheerenden Flut war Fabian Römers Vater unerwartet gestorben. Er hatte einen großen Hausstand und viele Kleider hinterlassen. Der junge Mann hatte sich schon vorher dazu entschlossen, diese Dinge für einen guten Zweck zu spenden. Als dann die Katastrophe im Norden des Landes geschah, die ihm sehr ans Herz ging, fand sich für Römer der passende Anlass, diesen Spenderwillen in die Tat umzusetzen.

Mehrere Sammelaktionen initiiert

Damit aber nicht genug: Die von ihm und einigen Mitstreitern ins Leben gerufene Hilfsaktion weitete sich schnell aus. Die Gruppe rief zu mehreren Sammelaktionen auf. Bei ihnen wurden um Spenden von Kleidung, Gerätschaften, Hausrat und anderen Utensilien aufgerufen, weil viele Menschen im Ahrtal nach der Katastrophe fast alles verloren hatten. Die Resonanz darauf war überwältigend, und die in der früheren Heinrich-Hertz-Kaserne angemietete Lagerhalle füllte sich rasch mit Gütern.

Diese brachten Römer und seine Unterstützer – zu Spitzenzeiten waren es mehr als ein Dutzend Personen – in regelmäßigen Abständen mit Privat-Pkw oder Transportern ins Ahrtal, aber auch in das ebenfalls von der Flut betroffene Kylltal. „Wir hatten dabei keinen speziellen Schwerpunkt, sondern wir waren praktisch im ganzen Katastrophengebiet unterwegs“, sagt Römer. Die Hilfsgüter wurden dabei direkt zu betroffenen Menschen gebracht. „Mit der Zeit sind natürlich viele Kontakte vor Ort entstanden, und man weiß, wo und was noch an welcher Stelle benötigt wird“, erklärt der 22-Jährige weiter.

Bisher rund 80 Touren absolviert

Seit der Katastrophe habe es bis heute circa 80 Fahrten gegeben, bei denen Hilfsgüter ausgeliefert wurden, wobei vor allem Florian Römers Mutter Natascha häufig im Einsatz sind. Derzeit sind in der Gruppe noch sieben Personen. „Unsere Hilfsaktion läuft auch noch weiter“, betont der junge Initiator. Nach wie vor gibt es noch eingelagerte Spendengüter. Allerdings steht in Kürze ein Umzug von der früheren Birkenfelder Kaserne in eine andere Halle nach Buhlenberg bevor. „Wir wollen auch noch möglichst vor Weihnachten eine neue Sammelaktion durchführen“, sagt Römer.

Denn genug zu tun, gebe es im Ahrtal nach wie vor. Groß sei zum Beispiel nach wie vor der Bedarf an Baustoffen, weshalb zum Beispiel auch Spenden von Schaufeln oder anderen Materialien bei der Hilfsinitiative weiterhin sehr willkommen sind. „Der Wiederaufbau wird dort sicher noch Jahre dauern“, sagt Römer und betont zugleich, dass die gemeinsamen Anstrengungen zum Erreichen dieses Ziels nicht nachlassen sollten. Treffend, so der 22-Jährige, habe das bei der Verleihung der Flutmedaille in Mainz der Moderator der Feierstunde formuliert.

Der aus dem TV bekannte Journalist Holger Wienpahl habe dabei nämlich, frei nach einem afrikanischen Sprichwort, die Feststellung getroffen: „Allein bekommt du kein Dach gedeckt, zusammen aber schon.“ Diese Devise hat sich dem nun ausgezeichneten privaten Fluthelfer aus Birkenfeld ins Gedächtnis eingeprägt.

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