Herrstein
Herrsteiner Apotheke ist 170 Jahre alt: Strukturen ändern sich 

Herrstein - Die Herrsteiner Rats-Apotheke wurde vor 170 Jahren eröffnet. Das Jubiläum wird mit einer „Geburtstagswoche“ ab dem 6. Dezember und verschiedenen Aktionen gefeiert. Nach zwei Umzügen in 170 Jahren befindet sich die Rats-Apotheke seit 1929 in der Hauptstraße. Der Name Rats-Apotheke leitet sich übrigens nicht vom Rat der Stadt ab, sondern vom ersten Besitzer der Apotheke, Wilhelm Roth. Die im Volksmund sogenannte Roth's Apotheke wurde durch Apotheker Husemann Anfang des vergangenen Jahrhundertes als Rats-Apotheke in das Handelsregister eingetragen. „Ein Grund für diese Wortspielerei ist mit Sicherheit auch unser Hunsrücker Dialekt. Hier wird aus dem o schnell mal ein a....“, berichtet Inhaber Dominik Beutler.

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Herrstein – Die Herrsteiner Rats-Apotheke wurde vor 170 Jahren eröffnet. Das Jubiläum wird mit einer „Geburtstagswoche“ ab dem 6. Dezember und verschiedenen Aktionen gefeiert. Nach zwei Umzügen in 170 Jahren befindet sich die Rats-Apotheke seit 1929 in der Hauptstraße. Der Name Rats-Apotheke leitet sich übrigens nicht vom Rat der Stadt ab, sondern vom ersten Besitzer der Apotheke, Wilhelm Roth. Die im Volksmund sogenannte Roth's Apotheke wurde durch Apotheker Husemann Anfang des vergangenen Jahrhundertes als Rats-Apotheke in das Handelsregister eingetragen. „Ein Grund für diese Wortspielerei ist mit Sicherheit auch unser Hunsrücker Dialekt. Hier wird aus dem o schnell mal ein a....“, berichtet Inhaber Dominik Beutler.

Erste Bemühungen zur Errichtung einer Apotheke gehen bereits auf das Jahr 1830 zurück. Allerdings wurden alle Anträge abschlägig beschieden bis es endlich gelang, einen Arzt zur Niederlassung in Herrstein zu bewegen. Daraufhin beschloss die Oldenburger Regierung die Errichtung einer Apotheke in Herrstein. So entstand bis Anfang 1841 die erste Herrsteiner Apotheke, von allen Roth's Apotheke genannt.
Bis zu seinem Tode 1871 war Apotheker Roth auch politisch aktiv tätig, so zum Beispiel als Abgeordneter Birkenfelds für den Oldenburger Landtag. 1875 wurde die Apotheke auf seine Frau umgeschrieben. 1889 verlegte Apotheker Otto Kleinschmidt die Apotheke in die Hauptstrasse 45, um sie ein Jahr später von Anna Roth zu einem Preis von 47 000 Mark erwerben zu können.
1902 wurde die Apotheke an Hermann Husemann aus Stolzenau an der Weser verkauft. Aus gesundheitlichen Gründen musste er sie 1920 verkaufen und zog sich anschließend nach Leeste bei Bremen, dem Geburtsort seiner Frau, zurück. Im April 1920 übernahm Fritz Gustav Emanuel Music aus Frankfurt/ Oder die Leitung der Herrsteiner Rats- Apotheke. 1929 verlegte er die Apotheke ein weiteres Mal an ihren heutigen Standort „Auf der Zäun“ in der Hauptstraße 19 und führte sie bis zu seinem Tode 1941.
Fritz Music war ein Pharmazeut mit Leib und Seele. Seine „Musics Gallentropfen“ werden gelegentlich heute noch verlangt... 1942 heiratete seine Tochter Mathilde den Heidelberger Apotheker Roland Fritz Breitwieser, der im selben Jahr die Leitung der Apotheke übernahm und sie über 36 Jahre inne hatte. Am 1. April 1979 übernahm der jetzige Besitzer, Apotheker Rolf Beutler, die Leitung der Apotheke und ist damit inzwischen der sechste Besitzer.
Rolf Beutler wurde am 8. November 1941 in Ludwigsburg geboren, studierte in Erlangen und war anschließend in mehreren Apotheken in Wiebelskirchen, Hemsbach, Amberg und Lorsch als Apotheker tätig. Seit 1971 ist er mit Ingeborg Schmolka verheiratet. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, Dominik und Frederik.
Am 2. Januar 2004 übernahm Dominik Beutler die Herrsteiner Rats-Apotheke als Nachfolger von seinem Vater Rolf Beutler. Dominik Beutler, Fachapotheker für Klinische Pharmazie und Diplom Pharmazeut, studierte in Halle und arbeitete anschließend als Diplompharmazeut am Krankenhaus in Eisleben: „Mein Berufswunsch war früh klar. Bevor ich die Rats-Apotheke übernommen habe, war ich mehrere Jahre als Apotheker im Krankenhaus tätig. Die Tätigkeit als Klinikapotheker war sehr vielschichtig und hilft mir heute noch im Alltag bei diffizilen Fragestellungen. Der Kontakt zum Patienten fehlt jedoch in einer Klinikapotheke, deshalb habe ich auch den Weg in die Niederlassung gewählt. Die persönliche Beratung von Patienten und Kunden in Fragen zur Anwendung von Arzneimitteln ist für mich ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit als Apotheker. So ist Arzneimittelsicherheit ein wichtiges Thema: Verträgt sich mein Medikament gegen Osteoporose mit dem Antibiotika vom Urologen? Im Gespräch lassen sich diese Dinge klären, und der Heilungsprozess wird nicht gefährdet und sogar gefördert.“
Beutler, der Obmann der Apothker im Kreis Birkenfeld ist, blickt in die Zukunft: „Die demografische Entwicklung einer immer älter werdenden Bevölkerung auf dem Land und den Veränderungen im Gesundheitssystem werden es in Zukunft für den einzelnen Patienten und Kunden immer wichtiger werden lassen, eine zuverlässige und kompetente Apotheke vor Ort zu finden. Wir werden uns auf dem Land auf sich ändernde Strukturen einstellen müssen. Durch das Fehlen junger Studienabgänger im Bereich Pharmazie und Medizin in der Region werden ältere Patienten immer längere Wege zu ihrem Arzt und zu ihrer Apotheke auf sich nehmen müssen. Hier ist die Politik gefordert, Konzepte für eine ärztliche Versorgung auf dem Land zu liefern.“ (vm)

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