Auf dem weitläufigen Areal vor seinem Eigenheim direkt an der Hauptstraße (L 173) im Ortsteil Wilzenberg wird Kemmer, der früher als Hausmeister bei der Idar-Obersteiner Stadtverwaltung arbeitete und nun Rentner ist, nicht nur eine ganze Armada an Gartenzwergen postieren, sondern zu den bunten Wichteln gesellt sich dann auch wieder ein kleiner Zoo. Diverse Tierfiguren, zum Beispiel Rehe, Hirsche oder auch Erdmännchen, werden ebenfalls auf der Wiese aufgestellt. Die volle Belegschaft in Kemmers Garten besteht aus rund 600 Exemplaren.
Viele Figuren sind frisch gestrichen
Die Zwerge und Co. haben den Winter im Haus des 68-Jährigen verbracht, wobei an rund 150 Figuren kosmetische Maßnahmen erforderlich waren. „Die mussten zum Beispiel neu gestrichen werden, weil die Farbe abgeblättert war“, berichtet Kemmer. An anderen noch stärker in Mitleidenschaft gezogenen Figuren waren sogar aufwendigere Schönheitsoperationen in Form von Gipsen oder Kleben notwendig,
Traditioneller Saisonstart für das Aufstellen ist am 1. Mai, wenn die Hexennacht vorbei ist und keine Streiche mehr zu befürchten sind. „Morgens um 5 Uhr geht es immer los“, sagt der 68-Jährige. An diesem angestammten Termin für den Beginn des Arbeitseinsatzes könnte Kemmer trotz nächtlicher Ausgangssperre zwar auch theoretisch festhalten, es gibt aber dennoch ein Problem: Normalerweise hilft ein befreundetes Ehepaar beim Aufstellen der Zwerge und Tiere. Wegen der Kontaktbeschränkungen ist das aber diesmal wohl nicht möglich. „Es kann deshalb also sein, dass ich schon am 30. April mit dem Aufstellen anfangen werde. Denn Hexennachtsveranstaltungen fallen ja wegen Corona auch aus“, sagt Kemmer.
Das Aufstellen der kompletten Kompanie bedeutet übrigens ein fast tagesfüllendes Programm. Denn da einige der Figuren sogar beleuchtet werden, müssen dafür auch noch Kabel verlegt werden. Auch wenn alle Zwerge und Tiere ihren Standort eingenommen haben, heißt das nicht, dass sie dort dann für den Rest der Saison unverrückt stehen bleiben. Schließlich muss ja auch der Rasen regelmäßig gemäht werden. „Da muss man dann die Figuren immer viel hin und her auf schon gemähte Flächen rücken. Diese Arbeit mache ich normalerweise zusammen mit meinem Junior“, sagt Kemmer.
Alles begann im Löwenwirt
Eine besondere Lieblingsfigur habe er nicht, erklärt Kemmer im NZ-Gespräch. Alle Bewohner seines Gartens sind ihm also gleich ans Herz gewachsen. Dabei kam der Wilzenberger durch puren Zufall zu seinem Hobby, wie er weiter berichtet. Als er vor 35 Jahren in seiner Stammkneipe, dem heute nicht mehr existierenden Löwenwirt in Nockenthal vorbeischaute, habe dort eines Abends ein Zwerg auf dem Tisch gestanden und seine Freunde frotzelten: „Den hast du doch bestellt!“. Dem war zwar mitnichten so, aber das Ende vom Lied war, dass Kemmer den kleinen Kerl dann doch mit nach Hause nahm, und so seine Sammlerkarriere begann.
In deren Verlauf gab es leider auch einige Verluste zu beklagen. So wurde beispielsweise vor einigen Jahren ein Zwerg von einem unbekannten Bösewicht geköpft, und auch zum Diebstahlsopfer ist Kemmer schon mehrfach geworden. „Unter anderem wurde mir einmal eine schöne, fast 2,50 Meter große Giraffe gestohlen“, sagt Kemmer.
Saison dauert bis Oktober
Er wäre natürlich fron, wenn er dieses Jahr solche unliebsamen Überraschungen nicht erleben muss und alle Zwerge und Tiere in seinem Garten die Saison unbeschadet überstehen. Diese dauert in der Regel bis Oktober. Dann geht es für die ganze Truppe wieder zurück ins warme Haus.