Laut einem Hinweisschild am Eingang zum Neuhüttener Ortsteil Muhl erhebt sich dieser sogar 622 Meter über Normalhöhennull (NHN). Die neue Angabe ersetzt seit 2002 die frühere amtliche Höhenangabe „über Normalnull“ (NN). Bezugspunkt ist das mittlere Hochwasser am Pegel in Amsterdam.
Doch liegt Neuhütten tatsächlich im Land ganz oben? Das wollten wir vom Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation in Koblenz wissen. Ein Mitarbeiter hatte 2008 auch das Rätsel um die tatsächliche Höhe des Erbeskopfes geklärt, die lange Zeit mit zwei Metern zu viel angegeben worden war – tatsächlich sind es „nur“ 816.
Gisela Michels, bei der Koblenzer Behörde zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, kann schon nach kurzer Recherche aufklären: Nicht Hattgenstein, aber auch nicht Neuhütten sind die „durchschnittlich am höchsten gelegene Ortslage“ in Rheinland-Pfalz – sondern Neukirch im Westerwald mit 630,7 Metern über NHN. Die Zahl sei ein Mittelwert für die Ortslage, es gebe auch Bereiche im Dorf, die höher oder niedriger gelegen sind. Den insgesamt höchsten Punkt habe das Amt in der Gemeinde Nürburg in der Eifel mit 680,3 Metern identifiziert, so Michels.
Für Hattgenstein teilt die Koblenzer Behörde mit, dass für die Ortslage eine mittlere Höhe von 552,9 Meter ermittelt wurde – fast 19 Meter mehr, als auf Wikipedia angegeben. Die maximale Höhe im Bereich des früheren Sportplatzes mit dem Aussichtsturm beträgt 587,8 Meter.
Für Neuhütten gibt das Landesamt einen Durchschnittswert von 563 Metern über dem Meeresspiegel an – 17 Meter weniger als das Onlineportal Wikipedia. „Wie und auf welcher Grundlage die dort angegebenen Höhen ermittelt wurden, ist uns nicht bekannt“, sagt Gisela Michels. Das Landesamt selbst veröffentlicht keine offiziellen Geländehöhen für Ortschaften.
Wie aber kommt die Behörde an ihre Höhendaten? Deren Kenntnis sei grundsätzlich unentbehrlich, etwa für die dreidimensionale Darstellung der Erdoberfläche in Karten sowie für ingenieurtechnische Arbeiten beim Bau von Straßen, Schienen oder Leitungsnetzen, erklärt die Mitarbeiterin des Landesamts. Eine Hauptaufgabe der Behörde sei es, einen „vermessungstechnischen Raumbezug bereitzustellen, um landesweit jede Position nach Lage, Höhe und Schwere im dreidimensionalen Koordinatensystem bestimmbar zu machen“. Damit lasse sich geometrisch die Erdoberfläche mit allen Objekten genau abbilden. Dieser Raumbezug sei zudem Basis für alle amtlichen Vermessungen und Informationssysteme etwa zu Navigation, Katastrophen- und Hochwasserschutz oder Klimawandel.
Um Höhen zu ermitteln, wird ein bundesweit einheitliches Feld genutzt, das aus millimetergenau bestimmten Höhenfestpunkten besteht. Diese Punkte sind in Ortslagen und entlang von Straßen in Abständen von einem Kilometer an Bauwerken oder als Pfeiler markiert, 21.500 gibt es alleine in Rheinland-Pfalz.
Höhen werden über ein spezielles Verfahren, das Nivellement, abgeleitet und auf den Punkt übertragen, dessen Höhe man wissen möchte. Das geschieht mittels Messung der Höhenunterschiede zwischen Punkten. Laut dem Landesamt gibt es aber noch eine zweite Möglichkeit, die Höhenlage eines Dorfs zu bestimmen: mithilfe digitaler Gelände- und Oberflächenmodelle. Bei Letzteren werden Objekte auf der Erdoberfläche wie Bauwerke und Vegetation mit abgebildet. Die Höhenangaben sind abgeleitet aus Laserscan-Daten. Dabei wird von einem Flugzeug aus die Erdoberfläche mit einem Laserstrahl abgetastet. Aus den Messungen ermittelt man 3 D-Koordinaten für mindestens vier Punkte pro Quadratmeter. Aus den Rohdaten werden dann Modelle in verschiedenen Gitterweiten (bis zu einem Meter) abgeleitet. „So können wir für jeden Punkt in Rheinland-Pfalz die Höhe auf den Dezimeter genau rechnerisch bestimmen.“
Für die Identifikation des höchst gelegenen Dorfes habe ein Fachmann Daten eines Gelände- und eines Basislandschaftsmodells zusammengeführt. Dafür nutzt man Geoinformationssysteme, mit denen man räumliche Daten bearbeiten, organisieren, analysieren und präsentieren kann. So sei es möglich gewesen, Mittel- und Maximalwerte für die Ortslagen zu ermitteln. Christa Weber