Lichtdurchfluteter Raum
Hildegard von Bingen hätte es sicher gefallen: Schlicht, bescheiden, pragmatisch – so präsentiert sich die nach der Seherin und Mystikerin benannte Begegnungsstätte in Niederhosenbach. Der gut zehn mal zehn Meter große Raum in dem ehemaligen Raiffeisen-Gebäude an der Hauptstraße ist lichtdurchflutet, besitzt eine kleine Teeküche, im Eingangsbereich befindet sich eine behindertengerechte Toilette. Ortsbürgermeister Michael Pelke wollte die Räumlichkeiten und den Wanderweg schon in diesem Herbst offiziell seiner Bestimmung übergeben, „aber es stehen noch einige Restarbeiten aus“, sagt er bei einem Ortstermin.
Der Grundstein für diese Begegnungsstätte ist eigentlich schon vor mehr als 20 Jahren gelegt worden. Nach einem wissenschaftlichen Symposium im Jahr 2001, das der damalige Landrat Wolfgang Hey in Birkenfeld initiiert hatte und an dem Namensforscher und Historiker – besonders genannt werden muss hier Josef Heinzelmann – teilgenommen haben, ist Niederhosenbach als wahrscheinlicher Geburtsort der Hildegard von Bingen (die Wahrscheinlichkeit wird immerhin mit 95 Prozent angegeben) in den Fokus regionaler und überregionaler Aufmerksamkeit gerückt.
Ortsbürgermeister Pelke, Lehrer, nahm damals mit Schülern ebenfalls daran teil. Seitdem seien Einwohner und Ratsmitglieder immer wieder darauf angesprochen und gefragt worden, warum die Ortsgemeinde denn nichts unternehme, um diese geschichtlich bedeutsame Person, für die sich so viele Menschen interessieren, darzustellen.
Michael Pelke sagt: „Die Antwort damals war sehr einfach: Wir sind als Ortsgemeinde hoch verschuldet. Dafür haben wir kein Geld.“ Dies habe sich erst 2007 mit der Einrichtung des Ruheforsts Hunsrück, den der damalige Ortsbürgermeister Alfred Römer auf den Weg gebracht hat, geändert. Nun sei man in der Lage gewesen, das ehemalige Raiffeisen-Gebäude zu kaufen und dort auch das Büro des Ruheforsts Hunsrück anzusiedeln. Pelke verhehlt nicht, dass es seinerzeit darüber im Ortsgemeinderat lange, kontroverse Diskussionen gegeben habe.
Zuschuss der LAG Erbeskopf
Ein weiterer Mosaikstein war der 2018 gestellte Leader-Förderantrag für die Nutzung des größeren Gebäudeteils als Hildegard-Begegnungsstätte. Für dieses Projekt und den dazugehörigen geplanten Wanderweg „Hildebrechts Heimat“ gewährte die LAG Erbeskopf den Premiumzuschuss in Höhe von 250 000 Euro.
Ein Glücksfall sei Anfang 2020 die Bereitschaft des Kuratoriums des Edelsteinmuseums Idar-Oberstein, seine Ausstellung „Hildegard von Bingen“ nicht nur in der Region auszuleihen, sondern dem ( höchstwahrscheinlichen) Geburtsort Hildegards, Niederhosenbach, zu verkaufen. Die sorgfältige Konzeption und Texterstellung der Archäologin Dr. Regina Geiß-Dreier hätte die Dorfgemeinschaft so qualitativ hochwertig nicht leisten können. Darüber hinaus hätten sich mehrere Spender gemeldet, die passende Gegenstände zur Ausstellung anbieten.
Rückblickend betont Pelke, der er seit Anfang des Jahres Ortsbürgermeister in Niederhosenbach ist, wie wichtig die Vorarbeit und das Engagement des ehemaligen Ortsbürgermeisters Alfred Römer gewesen sei. Er habe sich durch nichts bei der Gründung des Ruheforsts beirren lassen. Großen Anteil an der Umsetzung dieses Projekts hätten aber auch dessen Nachfolger beziehungsweise Pelkes Vorgänger Helmut Hey, Thomas Heylmann und Markus Schnurr gehabt. „Auch sie haben die Pläne in mehrfacher Hinsicht unterstützt“, betont Pelke.
Nicht nur der VG-Tourismusausschuss konnte sich bereits ein umfassendes Bild von dem neuen Zentrum machen, auch eine Abordnung des Kirchenkreises Trier mit dem Bischof aus Ruanda war zu Gast. Vertreter diverser Touristikbüros schauten sich ebenfalls schon in Niederhosenbach um.
Kleine Kulturveranstaltungen
Die Räume könnten für Trauerfeiern genutzt werden, aber auch für kleinere Kulturveranstaltungen oder kleinere Feiern, für die die Gemeindehalle zu groß wäre. Platz, Mobiliar – sprich Tische und Stühle – sowie Geschirr für 50 Personen sind im Hildegard-Begegnungszentrum vorhanden. „Weitere Nutzungsmöglichkeiten ergeben sich wohl nach weiteren Besprechungen und besonders nach der offiziellen Einweihung im Mai 2023“, sagt Ortsbürgermeister Pelke.