Dass es eine schwierige und sehr herausfordernde Baumaßnahme für die Stadtwerke und das Tiefbauamt werden würde, war von vorneherein klar. Und dass es zu beträchtlichen Behinderungen für Autofahrer und Anwohner sowie zu Geschäftseinbußen im Einzelhandel kommen würde, auch. Unter diesen Vorzeichen ist nach Fastnacht der Ausbau der Tiefensteiner Straße unter Vollsperrung gestartet.
Nach zehn Wochen können die Verantwortlichen nun aber eine sehr positive Zwischenbilanz ziehen: Die Arbeiten liegen vor dem Zeitplan, bislang gab es keine Verzögerungen oder „böse Überraschungen“, wie sie bei solchen Arbeiten oftmals unter der Asphaltdecke lauern. Die NZ traf Bürgermeister Friedrich Marx und Marco Schwarz, dessen Unternehmen den Auftrag für die schwierige Baumaßnahme bekommen hatte, jetzt auf der Baustelle. Mit dabei: Vertreter der Stadtwerke, der beteiligten Ingenieurbüros, Marco Schwarz als ausführender Unternehmer und Achim Hub, der als Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo) im Auftrag des Bauherrn überwacht, dass alles regulär zugeht auf solchen Großbaustellen.
„Wir sind alle sehr froh, dass die Firma Schwarz so gut und so flott arbeitet.“
Bürgermeister Friedrich Marx
Während in einer schattigen Hauseinfahrt die Situation erläutert und die Fragen des Journalisten beantwortet werden, rollen Bagger, Radlader und schwere Straßenwalzen über die ausgehobene Fahrbahn. Der Lärm, der hier entsteht, erklärt alleine schon, weshalb Nachtarbeit oder eine Ausweitung auf Feiertage, wie von einzelnen Kritikern gefordert, eigentlich ausscheiden: „Meine Leute haben seit Baustart am 4. März an zehn von zwölf Samstagen gearbeitet, und wir liegen vor dem Bauzeitplan“, erläutert Marco Schwarz. Mehr sei kaum möglich und ja auch in der Ausschreibung nicht verlangt worden. „Wenn wir das getan hätten, wären wir Gefahr gelaufen, dass wir keinen Unternehmer gefunden hätten“, glaubt Friedrich Marx. Und ob die Aufsichtsbehörden angesichts der defizitären Haushaltslage beträchtliche Mehrausgaben genehmigt hätten, steht auch in den Sternen.

Der von manchen Anwohnern bei solchen Baustellen erhobene Pauschalvorwurf „Da schafft joo kaum eener“ lässt Schwarz auf seinen Arbeitern nicht sitzen: „Meine Leute wissen genau, um was es hier geht. Die arbeiten alle super!“ Derzeit sei es einfach so, dass die Kanal- und Tiefbauarbeiten von schweren Maschinen erledigt werden: „Wo früher fünf Leute gegraben und verdichtet haben – das macht heute alles der Bagger.“ Das ändert sich aber in Kürze nach Ablauf der ersten Bauphase, wenn Kanal und Wasserleitungen liegen: Dann geht es los mit den Hausanschlüssen. „Da ist dann viel Handarbeit gefragt“, weiß Schwarz. Wenn dann kreuz und quer Leitungen verlegt und empfindliche Kabelstränge geschützt und umgangen werden müssen, haben die schweren Baumaschinen erst mal ausgedient.
Brücke am Weiherschlösschen wird nach Pfingsten saniert
Spätestens dann hat sich auch die leidige Diskussion, ob man die Baustelle nicht doch mit einer halbseitigen Sperrung und Ampelregelung hätte einrichten können, erledigt. Das gilt auch für die Sanierungsarbeiten an der Idarbach-Brücke in Höhe des Weiherschlösschens, die nach Pfingsten auf dem Programm steht. Dafür sind acht Wochen veranschlagt. Schon jetzt sagt Achim Hub, dass die Vorgabe der Stadt, dass alle Unternehmen wie das Autohaus Barth & Frey oder das Seniorenheim Grimm, während der Bauphase stets angefahren werden können, immer wieder zu heiklen Situationen führe. Denn auch der Fußgängerweg auf der Bachseite muss durchgehend begehbar und gesichert sein. Für ihn ist klar: „Wenn man das mit der halbseitigen Sperrung versucht hätte: Da hätten Gewerbeaufsicht und Berufsgenossenschaft nicht mitgespielt!“ Man habe das lang und breit immer wieder mit allen Experten im Vorfeld diskutiert, sagt Bürgermeister Marx: „Es war allen am Ende völlig klar, dass das nur unter Vollsperrung geht.“

Beim Ortstermin gibt es keine Diskussionen unter den Experten: An der Vollsperrung im Bauabschnitt eins führe kein Weg vorbei. Später, wenn etwa die Alte Poststraße als Umleitungsstrecke zwischen dem Hotel Handelshof und der Gaststätte Kanthack zur Verfügung steht, „wird sich die Situation entspannen“, glaubt Bürgermeister Marx. Wann das sein wird, steht aber in den Sternen.
Das gilt auch für den zweiten Bauabschnitt. Denn nach Fertigstellung des ersten Ausbauteils (Weiherschleife bis Grimm), der für Frühsommer 2026 geplant ist, „müssen wir erst einmal schauen, ob die Stadt Geld hat, um weiterzubauen“, sagt Friedrich Marx. Und es gibt noch einen Grund für eine „Baupause“, wie sie in der Diskussion auch von Kritikern der Baustelle gefordert wird, damit sich die derzeit in Mitleidenschaft gezogenen Einzelhändler erholen können.
Weitere Großbaustelle im Fischbachtal in 2027
Denn im kommenden Jahr plant der Landesbetrieb Mobilität (LBM) die Sanierung der Nahebrücke im Zuge der L160 bei Fischbach. Dafür muss die Landesstraße in Richtung Niederwörresbach/Herrstein voll gesperrt werden. Als einzige Umleitungsmöglichkeit muss der Durchgangsverkehr dann komplett durch Idar-Oberstein umgeleitet werden. Die Brücke weist laut LBM „erhebliche bauliche Mängel“ auf. Eigentlich hätte sie bereits in diesem Sommer saniert werden sollen. Diese Arbeiten wurden aber auf Wunsch der Stadt Idar-Oberstein ins Jahr 2027 geschoben. Der LBM geht von einer Bauzeit von etwa einem Jahr aus. Heißt: Frühestens im Sommer 2028 könnte es in Tiefenstein wieder weitergehen.
„Seit Baubeginn haben wir etwa eine Million Euro verbaut“, verdeutlicht Heinz Marx, Abteilungsleiter bei den Stadtwerken, die Dimension der aktuellen Arbeiten. „Und wir sind super-zufrieden, wie das bisher läuft.“ Es habe sich gezeigt, dass die Sanierung überfällig war: Die Trinkwasserleitungen sind teils bis zu 70 Jahre alt. Bei den Gasleitungen wiederum stehen Sicherheitsaspekte im Vordergrund, weshalb auch diese im Zuge der Maßnahme erneuert werden. „Die Sanierung ist wirklich dringend. Wir dürfen da kein Risiko eingehen“, sagt der Bürgermeister. Nicht nur wegen der Gasleitung: „Wir stehen als Stadtwerke auch in der Pflicht, den Bürgern stets einwandfreies Trinkwasser zu liefern.“ Das könnte angesichts des maroden Zustands vieler Leitungen im Stadtgebiet zum Problem werden, so Friedrich Marx.