„In einer Welt voller Dampf und Rauch, mitten in einem industriellen Zeitalter geprägt von einer Schlucht zwischen Arm und Reich, liegt das Vorstadtörtchen Rustville mit einer Gaststätte, betrieben von einer armen Familie. Wer hätte gedacht, dass diese scheinbar normale Familie Teil von etwas sehr Großem sein wird …“
Dampf, Rauch und der Traum vom Aufbruch: So beginnt die Geschichte von „Theo“ – einem Jungen aus einfachen Verhältnissen, der aus seiner Welt ausbrechen will. Es sind die ersten Sätze eines Musicals, das aus der Feder eines 17-Jährigen stammt: Bennet Hennrich heißt der Kopf hinter „Revolution – das Steampunk Musical“. Mit viel Fantasie, musikalischem Gespür und einer klaren Vision will er etwas schaffen, was es in seiner ländlichen Heimatregion so eher selten gibt.

„Ich habe mich selbst dabei ertappt, dass ich zum Beispiel nach Saarbrücken fahre, um mir Musicals anzuschauen, die mich ansprechen“, sagt Hennrich. Anfangs habe er kurz überlegt, das bekannte Stück „Aladin“ fortzuschreiben. Statt auf bekannte Stoffe zurückzugreifen, entschied er sich, eine eigene Welt zu erschaffen. „Wir wollten etwas Erwachseneres, etwas mit Tiefgang.“
Hinter dem „Wir“ steckt eine siebenköpfige Musicalgruppe namens „Symphonys“ – die Mitglieder sind im Alter zwischen 17 und 36 Jahren. Unterstützt wird das Team durch den „Kirchenkreis Obere Nahe“ als Träger des Projekts.
Kostüme und Bühnenbild sind handgefertigt
Vom Bühnenbild bis hin zu den Kostümen macht das Musicalteam alles selbst. „Das Bühnenbild ist bewusst im minimalistischen Stil gehalten“, erklärt Hennrich. Stapelbare Kisten in Grau und Schwarz, gefertigt von einem Schreiner aus der Region, sollen flexibel Orte und Szenen erzeugen. Das hat laut Hennrich einen Grund: „Drumherum soll die Fantasie der Zuschauer ins Spiel kommen.“
Die Kostüme hingegen werden aufwendiger gestaltet: Die Oberschicht ist pompös gekleidet, mit aufwendig verzierten Kleidern im viktorianischen Stil. In der Unterschicht wird Leder getragen, schmutzige Arbeitskleidung, zerschlissene Stoffe. So zeige sich der Kontrast zwischen den Schichten, erklärt Hennrich. „Das Stück spielt in einer fiktiven Steampunk-Gesellschaft, in der Dampfkraft die Städte antreibt und die Kluft zwischen Arm und Reich unüberwindbar scheint.“

In dieser Welt bewegt sich der Protagonist „Theo“, den Hennrich selbst spielt: „Theo“ ist ein junger Mann mit einem klaren Ziel: raus aus seinem ländlichen, engen Heimatort „Rustville“, rein ins pulsierende „Old York“, um dort Maschinist zu werden. Doch die Großstadt hält nicht, was sie verspricht. Alles scheint über „Theo“ zusammenzubrechen – mehr verrät Hennrich nicht.
Die Figuren stehen im Musical im Vordergrund. „Die Geschichte bildet sich um die Charaktere. Diese sind alle nahbar und erzählen etwas“, so der 17-Jährige. Da ist „Madame Revu“: Sie ist reich, eitel, mächtig und Besitzerin der Maschinenproduktionsstätte in der fiktiven Stadt „Old York“. Da ist „Lilly“, die Assistentin von „Madame Revu“, gefangen zwischen den Welten der Ober- und der Unterschicht. Und da ist „Loreen“, Theos Mutter, die sich behaupten muss, als ihr Sohn fortgeht.
Figuren laden Zuschauer zum Mitfühlen ein
„Unsere Charaktere sind nicht schwarz oder weiß, sie sind grau“, sagt Hennrich. Jede Figur trage Konflikte in sich und entwickele sich weiter. „Mit mindestens einem Charakter fühlt man sich als Zuschauer verbunden.“ Jede Figur des Stücks habe ihren eigenen musikalischen Stil. Die Stimmung des Protagonisten „Theo“ zum Beispiel zeige sich in der Art und Weise, wie er singe. Hennrich erklärt: „Ist er nervös, kommt das durch Sprechgesang zum Ausdruck. Ist er traurig, singt er.“
Die Musik hat der 17-Jährige selbst komponiert, gemeinsam mit Peter Marian, seinem besten Freund und Produzenten. „Hinter jedem Akkord steckt eine Story“, erklärt Hennrich. Fünf von zehn Liedern seien bereits fertig, darunter der „I-want-Song“ des Protagonisten. „Als ich das Lied meinem Gesangslehrer vorgestellt habe, war er den Tränen nah.“ Es sei ein Lied, in dem sich die Hauptfigur mit sich selbst auseinandersetze und mit sich ringe.
„Es gibt Ohrwürmer und Songs, die dich alles fühlen lassen.“
Bennet Hennrich (17), komponiert die Musik für sein Musical selbst.
Musikalisch bewegt sich das Musical zwischen Steampunk und Swing. Alles ist eigens eingespielt und wird bei der Aufführung live gesungen – mit Playback-Begleitung, denn ein Orchester gibt es nicht. Soundeffekte wie zischender Dampf oder ein startender Motor ergänzen die Szenen akustisch. Die Zuschauer könnten die Lieder auf das eigene Leben projizieren, weil sie sehr realitätsnah seien, so Hennrich. Die Musik sei ausgewogen, ein bunter Mix: „Es gibt Ohrwürmer und Songs, die dich alles fühlen lassen.“
Inzwischen steckt mehr als ein halbes Jahr intensive Arbeit in dem Projekt: Die Idee des Stücks kam dem 17-Jährigen im vergangenen Sommer, im Herbst wurde daraus ein konkretes Projekt. Bevor es auf die Bühne geht, dauert es noch eine Weile: Die Rollen sind noch nicht alle besetzt, einen passenden Spielort hat die Musicalgruppe noch nicht gefunden. „Wir fassen Ostern 2026 als groben Termin für die erste Aufführung ins Auge“, sagt Hennrich.
Musical-Team ist auf der Suche nach Verstärkung
Die Musicalgruppe „Symphonys“ braucht Unterstützung: Noch sind nicht alle Rollen besetzt, vor allem Statisten werden gesucht. Bennet Hennrich, Leiter des Projekts, sagt: „Vorkenntnisse sich nicht nötig. Ich möchte Leute mit Talent finden. Wir probieren in den Proben viel aus.“ Aktuell im Team sind sieben Personen im Alter zwischen 17 und 36 Jahren: Bennet Hennrich (Skript und Rolle „Theo“), Lydia Brust (Rolle „Madame Revu“), Emily Weis (Rolle „Lilly“), Kira Schmitt (Hilfe bei Organisation), Johannes Brust (Technik), Nele Heidt (Bühnenbild) und Peter Marian (Musik). Bewerber sollten mindestens 16 Jahre alt sein. Weitere Infos und den Link zur Bewerbung gibt es auf Instagram unter https://www.instagram.com/symphonys.revolution/