Mit seinem erst vierten Programm war der österreichische Autor, der seit mehr als 30 Jahren in der Nähe von Stuttgart lebt, jetzt bei Kaff (Kultur auf Feld und Flur) in Hottenbach zu Gast, wo er schon im Jahr 2013 begeistert hatte. Das beweist übrigens ein Plakat, das Waghubinger selbst an der Kaff- Ahnengalerie des Gasthauses Dahlheimer entdeckte.
Bei hochsommerlichen Temperaturen war der Saal am Samstagabend ausnahmsweise mal nicht voll besetzt. Aber wer sich statt Kabarett dafür entschieden hatte, das Spiel der Fußballnationalmannschaft anzuschauen, wird sich hinterher schön geärgert haben. Bei Kaff gab es weder Langeweile noch Leistungsverweigerung. Waghubinger ist keiner, der Politiker durch den Kakao zieht oder flache Witze macht. Er gibt auf der Bühne den „Loser“ von nebenan, wie ihn jeder kennt: Job verloren, Frau verloren, Wohnzimmer leer geräumt, aber immer noch stolz auf den dicken Porsche, den er sich eigentlich schon längst nicht mehr leisten kann. Ein Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Aber statt sich helfen zu lassen, gibt er Ärzten und Freunden lieber wohlfeile Ratschläge ... Psychiater? Wenn man da ein Reh hinschickt, das auf der Flucht vor dem Wolf ist, sagt der ihm, dass es nicht vor seinen Problemen davonlaufen soll.
Seinem Publikum erzählt er auch von seiner gescheiterten Ehe: „Ich war immer sehr tolerant. Ich hab sie immer machen lassen – den Haushalt zum Beispiel.“ Einmal habe er gemerkt, dass er ihren Geburtstag vergessen hatte: „Ich hatte schon zweimal und sie noch gar nicht – das ist mir schon aufgefallen ...“
Als Opportunist habe man es nicht leicht: „Was richtig und was falsch ist, das wechselt heutzutage mit einer solchen Geschwindigkeit, dass es einem schwindlig wird.“ Er wähle ja am liebsten die Partei oder den Kandidaten, der hinterher auch gewinne: „Da macht man am wenigsten falsch.“ Dumm nur, dass man das heute oft vorher nicht weiß – „außer vielleicht, wenn man in Bayern wohnt“.
Manchmal wird es auch tiefgründig, fast schon philosophisch. Waghubinger schaut sich nachts gern den Sternenhimmel an. Dann liegt er auf der Wiese und schaut hinauf zu all den Sternen am Firmament – bis es ihm zu viel wird. Dann macht er einen Sonnenschirm auf. Und kommt ins Grübeln: „Da hat sich vor abermillionen Jahren ein Lichtstrahl auf den Weg gemacht, um ausgerechnet in mein Auge zu fallen. Und nun ist er fast am Ziel, ein guter Meter noch – und dann steht da der Sonnenschirm ...“
Am Ende wird Stefan Waghubinger in Hottenbach frenetisch gefeiert. Er bedankt sich artig: „Es ist ja überall schön, aber hier bei euch ist es besonders schön. Ich sag das nicht einfach so. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich sag das schließlich jeden Abend.“ Und ganz zum Schluss, bevor er noch einige Bücher und Kinderbücher (die er zusammen mit seiner Frau schreibt, das vom Schaf Socke Mäh zum Beispiel) hat er noch ein Bonmot parat: Normalerweise trete er immer im Jackett auf, dafür sei es ihm aber heute zu heiß gewesen. Nur ein einziges Mal habe er sein Jackett vergessen und musste in seiner Alltagskleidung auftreten. Prompt habe der Artikel der Lokalzeitung mit dem Satz begonnen: „Die Traurigkeit der Figuren Waghubingers zeigt sich schon in der Wahl seiner Bühnenkleidung ...“
- Die nächsten Veranstaltungen bei Kaff: Henry Nandzik und Dirk Rave „Vom Urknall bis zum Mauerfall – klingende Sozialgeschichte im Schlager aus Ost und West“ am Samstag, 30. September, 20 Uhr; Gunkl „So und anders – eine abendfüllende Abschweifung“ am Samstag, 11. November, 20 Uhr.