Oberbürgermeister Frank Frühauf erhielt als Aufsichtsratsvorsitzender der Messe GmbH den Auftrag, mit dem Mainzer Wirtschaftsministerium Rettungsszenarien zu entwickeln. Frühauf schwebt vor, auf die Pachtansprüche der Stadt für die Zeit der Krise zu verzichten. Dem muss aber der Stadtrat noch zustimmen. Der OB trifft sich am Montag mit den Vorständen der beiden Gesellschaften (Messe und Intergem), um die weitere Vorgehensweise zu besprechen: Ziel sei es, schnellstmöglich einen Nachfolger zu finden. Um den derzeitigen Notbetrieb aufrechtzuerhalten, hat die Messegesellschaft zwischenzeitlich Kurzarbeit für die (neben Hille) verbliebenen zwei Mitarbeiter angemeldet.
Gleich zu Beginn der Krisensitzung am Mittwoch hatte Kai-Uwe Hille außerplanmäßig mitgeteilt, dass er zum Jahreswechsel 2021 ausscheiden werde. Der 55-Jährige wird, wie er im Gespräch mit der Nahe-Zeitung verriet, eine neue Aufgabe in Berlin „in einer ganz anderen Branche“ antreten – mehr will er dazu zurzeit nicht sagen. Er habe länger mit sich gerungen. Den Ausschlag habe neben den deutlich verbesserten Konditionen schließlich gegeben, „dass ich für mich in Idar-Oberstein persönlich keine Entwicklungschance mehr sehe“. Der gebürtige Wilhelmshavener betont, dass er seine Arbeit weiter mit vollem Engagement tun werde – und auch bereit sei, die MIO nach seinem Ausscheiden zu unterstützen. Jetzt gelte es, schnell einen Nachfolger zu finden, um diesen bestmöglich einzuarbeiten.
„Ich finde das schade. Er hat hervorragende Arbeit geleistet, auch wenn er nicht immer unumstritten war“, kommentiert Konrad Henn, der Vorsitzende des Messevereins, Hilles Abgang. Zugleich sieht er dessen Ausscheiden als Chance, „die bisherigen Strukturen zu überprüfen und uns gegebenenfalls neu aufzustellen. Ich bin optimistisch, dass wir das gut hinbekommen.“ Jetzt habe man ein halbes Jahr Zeit, um Ersatz zu finden und ein tragfähiges Konzept aufzustellen. Eine Voraussetzung müsste der Nachfolger laut Henn aber auf jeden Fall mitbringen: „Er sollte die Schmuck- und Edelsteinbranche, die ja eine eigene Welt ist, gut kennen.“
Ein sehr positives Signal für die Zukunft der MIO sei, dass es aus den Reihen der Gesellschafter in der Corona-Krise breite finanzielle Unterstützung gebe. Auch der Messeverein trage seinen Teil dazu bei, den drohenden Liquiditätsengpass zu beseitigen.
Kai-Uwe Hille verweist auf das Potenzial der Messe Idar-Oberstein, die pro Jahr 60.000 bis 70.000 Besucher anlockt, darunter bei der Intergem, der Tattoo-Convention und der Mineralienwelt viel internationales Publikum. Auch wenn zurzeit keine Veranstaltungen stattfinden: „Es gibt keinen Stillstand. Auch jetzt kommen Anfragen, unter anderem für Tagungen und Parteitage im Herbst.“